WM in USA, Mexiko und Kanada: Waffen, Minderheitenrechte und Trump: Sorgen vor der WM 2026

In gut zwei Jahren reist die Welt zur Fußball-WM in die USA. Waffengewalt, Minderheitenrechte, das politische Klima: Die Sicherheitslage wird ein Thema. Über allem schwebt der Wahlausgang.

Eigentlich war es ein Tag, an dem Sportfans in der US-Stadt Kansas City den Superbowl-Sieg ihrer Chiefs feiern sollten. Doch am Ende eines Streits am Rande der Siegesparade kommt im Februar durch Schüsse ein Mensch ums Leben, viele werden durch Waffen verletzt, darunter neun Kinder. „Dass es so eine aufgeheizte Stimmung geben kann, damit muss man immer rechnen“, sagt die Politikwissenschaftlerin Laura von Daniels der Deutschen Presse-Agentur über die Situation.

Im Sommer 2025 findet die Club-WM im Fußball in den USA statt. Im Jahr darauf werden dann Millionen Fans aus aller Welt zur WM der Männer in das Land reisen. Gemeinsam mit seinen Nachbarn Mexiko und Kanada richten die USA die bisher größte Weltmeisterschaft aus. Auch Kansas City ist ein Spielort.

Besonders Mexiko hat mit Gewalt in Stadien und der Gefahr durch die Drogenkartelle ganz eigene Herausforderungen. Doch nicht erst seit dem tragischen Vorfall in Kansas City stellen sich Fragen zur Sicherheit der Gäste in den USA während des Turniers – besonders außerhalb der Arenen.

Immer wieder viele Tote durch Schüsse

Tote und Verletzte durch Schüsse sind in den Vereinigten Staaten trauriger Alltag. 2023 wurden knapp 20.000 Menschen in den USA durch Schusswaffen getötet. Alleine in diesem Jahr hat die Organisation Gun Violence Archive 86 sogenannte Mass Shootings (Stand: 29. März) gezählt. Der Begriff, für den es im Deutschen keine exakte Entsprechung gibt, bezeichnet in der Definition der Organisation Vorfälle, bei denen mindestens vier Menschen durch Schusswaffen getötet oder verletzt werden.

„Der Waffengebrauch und das Tragen von Waffen ist in einigen Bundesstaaten völlig normal“, sagt von Daniels, die bei der Stiftung Wissenschaft und Politik die Forschungsgruppe Amerika leitet. „Also auch tatsächlich in der Handtasche einen Revolver zu haben, ist in den südlichen Bundesstaaten der USA nichts Ungewöhnliches.“

Die Rate von Schusswaffen-Morden ist in dem Land im Vergleich mit anderen einkommensstarken Staaten um ein Vielfaches höher. Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reisehinweisen: „Die Zahl der Waffen- und Munitionskäufe nahmen in letzter Zeit beträchtlich zu.“ Trotzdem gelten die USA weiterhin als sicheres Reiseland.

Expertin sieht Gefahr für einige Fans

Der Weltverband FIFA ging auf konkrete Fragen zur Sicherheit an den Spielorten nicht im Detail ein, teilte aber mit: „Die Sicherheit von Fans und Spielern ist ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Veranstaltung, und das wird auch 2026 nicht anders sein.“ Der Verband überwache stets die Sicherheitslage bei allen Gastgebern, und zwar bereits in der Bewerbungsphase bis hin zur Durchführung des Turniers.

Von Daniels sieht durchaus Gefahren für einige Fans. „Es ist nicht unbedingt so, dass Menschen, die in die USA reisen, selbst automatisch bedroht sind. Aber natürlich in einzelnen Staaten und vor allen Dingen, wenn es Menschen sind, People of Color, die in einen rassistischen Fokus geraten könnten“, sagt sie.

Es gebe insgesamt eine aufgeheizte Stimmung gegenüber Zuwanderern aus Zentral- und Südamerika sowie gegen Menschen mit asiatischer Herkunft. Dass es zur WM in den gesamten USA zu strengeren Regeln für das Tragen von Waffen in der Öffentlichkeit kommt, glaubt von Daniels nicht.

Die Lage für Trans-Menschen hat sich zugespitzt

Einer der Hauptkritikpunkte an der WM in Katar 2022 war die Sicherheit und Freiheit der Menschen der LGBTQI+-Community. Die englische Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-Menschen, queere sowie intergeschlechtliche Menschen, weitere Identitäten und Geschlechter.

Auch wenn die Situation in den USA noch lange nicht mit dem vorherigen Gastgeber vergleichbar ist, hat sich die Situationen für diese Menschen in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert. Im vergangenen Jahr wurden in den Bundesstaaten der USA nach Angaben der Organisation American Civil Liberties Union (ACLU) 84 Gesetze verabschiedet, die auf die Gruppen abzielen.

Dabei geht es etwa um die Aufklärung an Schulen und den Zugang zu bestimmter medizinischer Versorgung. Besonders Trans-Menschen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen, sind häufig die Zielscheibe der Republikaner. Das hat in einigen Staaten zu einer zunehmend feindseligen Stimmung geführt.

Anfeindungen sind möglich

„Ich kann mir vorstellen, dass es in Austragungsorten der WM, tatsächlich in der Öffentlichkeit zu Situationen kommen kann, wo man zumindest mit rhetorischen Anfeindungen rechnen muss“, sagt von Daniels. „Und sicherlich dann damit verbunden auch anders über seine Sicherheit nachdenken muss, also wo man sich aufhält. Inwieweit man sich zum Beispiel offen homosexuell in der Öffentlichkeit zeigt oder auch als Trans-Person.“

Aber auch hier müsse man klar zwischen den verschiedenen Staaten differenzieren, sagt die Wissenschaftlerin. In größeren Metropolen, wo die Spiele stattfinden, sei natürlich die Toleranz insgesamt höher.

Die FIFA erklärte, es werden „alle Fans zu jedem Spiel des Turniers willkommen sein, unabhängig vom Spiel, vom Stadion oder von der Stadt, so wie es schon immer der Fall war und auch weiterhin der Fall sein wird.“

Düstere Szenarien bei Wahl von Trump

Über allem schwebt die Frage, wie sich das Land verändern würde, wenn Donald Trump im November die Wahl gewinnt. „Ganz einfach gesprochen, würde sich die Lage verschlechtern für die LGBTQ-Community, wenn Trump gewählt wird“, sagt von Daniels. Auch bei der Waffengewalt habe der Republikaner immer wieder klargemacht, dass er es komplett ablehnt, den Erwerb von Waffen zu reglementieren.

Der 77-Jährige hat dazu angekündigt, im großen Stil Migranten aus dem Land abzuschieben, im Staatsapparat aufzuräumen und sich an seinen politischen Gegnern zu rächen. Die USA könnten unter ihm autokratische Züge bekommen. Das Klima gegenüber Ausländern, Migranten und Minderheiten würde feindseliger werden.