Studie: Jugendliche in Deutschland wegen Krisen besorgt und dennoch optimistisch

14 bis 17 Jahre alte Jugendliche in Deutschland sind besorgter denn je – blicken aber dennoch oft optimistisch in ihre eigene Zukunft. Sie sorgen sich wegen der vielen Krisen wie Kriegen, Energieknappheit, Inflation oder des Klimawandels, wie aus der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten aktuellen Sinus-Jugendstudie hervorgeht. „Der jugendspezifische Zukunftsoptimismus ist zwar nicht verschwunden, aber – obwohl lebensnotwendig – merklich gedämpft“, heißt es darin.

So wachse die Sorge um Umwelt und Klima. Zudem sei die Verunsicherung „durch die schwer einzuschätzende Migrationsdynamik und die dadurch angestoßene Zunahme von Rassismus und Diskriminierung“ beträchtlich. Viele Jugendliche hätten außerdem Angst vor dem Übergang ins Berufs- und Erwachsenenleben. Viele bewahrten sich aber eine optimistische Grundhaltung und schauten für sich persönlich positiv in die Zukunft.

Dabei sei die Weltsicht der jungen Generation von Realismus und Bodenhaftung geprägt, was auch die angestrebten Lebensentwürfe zeigten. An der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Halt und Geborgenheit und der hohen Wertschätzung von Familie habe sich nichts geändert. Der Aspekt des Bewahrenden und Nachhaltigen sei für viele Jugendliche sogar noch wichtiger geworden, hieß es. Viele wünschten sich einen Platz in der Mitte der Gesellschaft und träumten von einer glücklichen Partnerschaft, Kindern, Haustieren, Eigentum, einem guten Job und genug Geld für ein sorgenfreies Leben.

Die Jugendlichen sind aber tolerant gegenüber anderen Lebensentwürfen. Nicht nur die Toleranz in Bezug auf unterschiedliche Kulturen werde als selbstverständlich betont, sondern auch die Akzeptanz pluralisierter Lebensformen und Rollenbilder. Teenager seien besonders stark für Gendergerechtigkeit sensibilisiert. Die meisten seien demonstrativ offen dafür, wenn Menschen ihr Geschlecht als nonbinär definierten. Außerdem seien sie sich fortdauernder Geschlechterstereotype und Rollenerwartungen bewusst.

Politik habe trotz der vielen Krisen einen geringen Stellenwert in ihrem Leben. Ein Teil der Jugendlichen werde durch Krisen kurzfristig dazu aktiviert, etwa mit Vertrauten zu sprechen oder Informationen zu recherchieren. Ein anderer Teil fühle sich überfordert und tendiere zu Verdrängung.

Die meisten Teenager können sich der Studie zufolge ein Leben oder die sozialen Netzwerke nur schwer vorstellen. Diese seien für sie die bei weitem wichtigste Informationsquelle. Dabei seien sie sich der Gefahr bewusst, Falschinformationen zu bekommen. Die meisten gingen aber davon aus, diese mit gesundem Menschenverstand zu erkennen. Aktiv zur Glaubwürdigkeit von Informationen recherchieren würden sie selten.

Die Sinus-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche?“ erscheint alle vier Jahre, zum ersten Mal erschien sie 2008. In die aktuelle Studie flossen 72 qualitative Fallstudien mit Jugendlichen aus ganz Deutschland ein, die aus Interviews, schriftlichen Hausarbeiten und fotografischen Dokumentationen der Wohnwelt bestanden. Sie ist im Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung verfügbar.