Reisemedizin: Achtung Hitzewelle – die wichtigsten Tipps für einen gesunden Urlaub

Mehrere Touristen starben infolge einer Hitzewelle in Griechenland – vermutlich durch Überhitzung und Wassermangel. Ein Experte gibt Tipps, wie Sie unnötige Risiken bei hohen Temperaturen vermeiden. 

In weiten Teilen Griechenlands herrscht derzeit eine enorme Hitzewelle, mit Temperaturen bis über 40 Grad. In mehreren Teilen des Landes starben innerhalb weniger Tage mindestens fünf Touristen bei Wanderungen, an Überhitzung oder durch Dehydration. Wie lange die extremen Temperaturen noch anhalten werde, kann niemand sagen. Hier die wichtigsten Verhaltensregeln bei Hitze am Urlaubsort. 

Trinken Sie genug!

Schon unter normalen Umständen, also bei angenehmen Temperaturen, sollte ein Erwachsener zwei bis drei Liter Wasser oder Tee am Tag trinken. Der Bedarf steigt bei höheren Temperaturen deutlich an. Vier bis sechs Liter braucht der Körper bei großer Hitze, um sein Flüssigkeitsdefizit auszugleichen. Ganz wichtig: Wer viel trinkt, muss auch ausreichend Elektrolyte zu sich nehmen. Denn beim (intensiven) Schwitzen scheidet der Körper auch jede Menge Mineralien über die Haut aus. 

Checken Sie Ihr Gewicht!

„Schon ein Prozent Körperwasserverlust führt bei einem Erwachsenen zu messbaren Einschränkungen der geistigen Leistungsfähigkeit“, sagt der Extremmediziner Hanns-Christian Gunga. Was anschließend folgt, sind Schwindel, Kopfschmerzen, Muskelstörungen, Atemnot. Flüssigkeitsverluste von zehn Prozent des Körpergewichts sind lebensbedrohlich. Das Problem: Gerade ältere Menschen empfinden nicht immer ein ausreichendes Durstgefühl. Zudem funktioniert bei ihnen, wie auch bei bestimmen Vorerkrankungen wie Diabetes die Wärmeabgabe über die Haut nicht optimal. Ob der Körper ausreichend Flüssigkeit bekommt, können Sie ganz einfach testen, indem Sie sich morgens und abends nackt auf eine Waage stellen.

Akklimatisieren Sie sich!

„Es dauert etwa sieben bis 14 Tage, bis sich der Körper an große Hitze angepasst hat“, sagt Gunga. Anschließend beginnt er dann früher zu schwitzen und der Schweiß bekommt eine andere Zusammensetzung. Er ist viel dünnflüssiger und enthält weniger Elektrolyte, weil der Körper diese nicht verlieren will. Zusätzlich vergrößert sich das Blutvolumen, weil bestimmte Proteine gebildet werden.

Nur morgens auf große Tour!

Für Ausflüge eignen sich am besten die frühen Morgenstunden, wenn es noch nicht so heiß und sonnig ist. Ganz tabu sollten Wanderung oder Radtouren zur Mittagszeit sein. Bis es sich abends abkühlt, dauert es meist einige Zeit. Vermeiden Sie sehr lange Ausflüge ohne Zwischenstopp zum Abkühlen.

Nicht mittags auf den Court oder das Board!

In den ersten zwei bis drei Tagen sollte man schwere körperliche Aktivitäten, etwa lange Wanderungen, generell vermeiden. Aber auch Surfen oder ein Tennismatch bei Mittagshitze und knalligem Sonnenschein kann den Körper stark belasten. Vor allem dann, wenn zum Spaß auch noch großer Ehrgeiz kommt.

Sonnencreme drauf und Hut auf!

Neben ausreichend Getränken ist ein guter Sonnenschutz essentiel. Die Sonnencreme sollte mindestens UV-Schutzfaktor 30 besitzen, besser 50; sonst droht ein Sonnenbrand. Ganz wichtig ist auch eine Kopfbedeckung. Sie schützt im Zweifelsfall vor einem gefährlichen Hitzschlag. Ansonsten sollte die Kleidung locker sitzen, damit Luft am Körper entlang zirkulieren kann. 

Suchen Sie Schattenplätze auf!

Vermeiden Sie schwarz asphaltierte Straßen und Betonflächen, denn diese heizen sich besonders stark auf. Suchen Sie möglichst beschattete Grünflächen, also Parks, Gärten oder Hinterhöfe auf. In manchen Ländern gibt es auch speziell eingerichtete Kühlzentren wie Einkaufspassagen oder öffentliche Gebäude. Auch Kirchen oder U-Bahnhöfe versprechen Abkühlung. 

Hände weg von zu viel Alkohol!

Für Party-Urlauber mag dieser Tipp sinnlos erscheinen, aber er ist sehr wichtig. Denn „unter Alkoholeinfluss wird im Köper ein Hormon gehemmt, das in der Niere eigentlich dafür sorgt, dass dort Flüssigkeit zurückgehalten wird. Dann dehydriert der Körper noch schneller“, warnt Mediziner Hanns-Christian Gunga. 

Sorgen Sie für Nachtruhe! 

Guter Schlaf ist wichtig, um dem Körper eine Erholungspause zu gönnen. Lüften Sie wenn möglich ihre Schlafräume nachts, wenn es draußen kühler ist. Kühlt es auch nachts kaum ab, und besitzt das Hotelzimmer oder das Ferienapartment keine Klimaanlage, können Sie beim Reiseveranstalter nach einer gekühlten Alternative fragen. Schwieriger wird es, wenn Sie die Unterkunft auf eigene Faust gebucht haben. Vielleicht lässt sich ein Ventilator auftreiben, der zumindest ein leichtes Kältegefühl erzeugt. Besser ist es, sich vor dem Buchen zu erkundigen, ob sich das Zimmer oder die Wohnung kühlen lässt – besonders, wenn sie unter dem Dach liegt. 

Checken Sie den Hitze-Effekt ihrer Medikamente!

Einige Medikamente können die Temperaturregulierung unseres Körpers beeinflussen, das Schwitzen hemmen oder den Flüssigkeitsverlust noch erhöhen. „Wer Blutdrucksenker nimmt, kann, wenn sich die Gefäße erweitern, einen Kollaps erleiden, weil nicht genügend Blutvolumen fürs Gehirn zur Verfügung steht“, sagt Gunga. Medikamente, die als Pflaster über die Haut aufgenommen werden, erreichen plötzlich viel höhere Dosen, da die Haut vermehrt durchblutet wird. Andere verändern oder verlieren bei großer Wärme ihre Wirkung oder müssen dann besonders kühl gelagert werden. „So etwas sollte man vor einer Hitzewelle unbedingt mit seinem Hausarzt besprechen“, rät Gunga. STERN PAID Interview Hitze Indien_13.35

Beachten Sie Hitzewarnungen! 

Sagen Sie lieber geplante Aktivitäten ab oder verschieben Sie diese, wenn der Wetterbericht vor zu starker Hitze und Sonne warntZusätzliche Gefahr besteht bei hoher Luftfeuchtigkeit, so Gunga: 33 Grad Lufttemperatur bei 100 Prozent Luftfeuchte fühlen sich an wie 55 Grad.

Nehmen Sie Krankheitssymptome ernst!

Schwindel, Kopfschmerzen und Benommenheit, Übelkeit, Krämpfe oder eine erhöhte Körpertemperatur sind Alarmsignale. Auch sehr rote oder sehr blasse Haut, Fieber, Erbrechen können Vorboten eines Kreislaufkollapses oder eines gefährlichen Hitzeschlags sein. 

Machen Sie Siesta!

Nicht nur Spanier legen von mittags bis zum späten Nachmittag die Arbeit nieder, auch in anderen Ländern des Südens ist die MIttagspause üblich. Machen Sie es den Einheimischen nach und ziehen Sie sich in der heißesten Zeit zurück. Ihr Körper wird es Ihnen danken.