Mehr als 200.000 kranke und behinderte Menschen wurden von den Nazis systematisch ermordet, Tausende auch im Allgäu. Die Bezirkskliniken Schwaben wollen nun an diese Opfer besonders erinnern.
Die Bezirkskliniken Schwaben setzen sich mit einem dunklen Kapitel der Geschichte auseinander: den Krankenmorden in der Zeit der Hitler-Diktatur ab 1939. Weit mehr als 200 000 vorwiegend psychisch erkrankte oder behinderte Menschen wurden nach Schätzungen während des auch als „Aktion T4“ bekannten „Euthanasie“-Programms von den Nationalsozialisten umgebracht.
Die systematischen Morde an den Patienten fanden auch in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee statt. Nach Angaben des Bezirks starben dort mehr als 2500 Menschen, darunter mindestens 210 Kinder. Die Verbrecher sprachen damals zynisch von „Gnadentod“.
Eine Statue am Eingang des Bezirkskrankenhauses in Kaufbeuren soll künftig an die Geschehnisse erinnern. Das Kunstwerk wurde gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren und der Pflegeschule des dortigen Bezirkskrankenhauses geschaffen. Im Rahmen einer Gedenkfeier am kommenden Dienstag wird zusätzlich eine Ausstellung mit dem Titel „In Memoriam“ eröffnet, die sich mit den Krankenmorden beschäftigt.
Auch die Stadt Augsburg hatte sich vor rund zwei Jahren mit dem Thema beschäftigt und eine Straße, die zur Hauptverwaltung der schwäbischen Bezirkskliniken führt, von „Dr.-Mack-Straße“ in „Geschwister-Schönert-Straße“ umbenannt. Der ursprüngliche Namensgeber, der Mediziner Max Ludwig Mack (1909-1966), war während der NS-Zeit an der Zwangssterilisation von als „erbkrank“ diffamierten Menschen beteiligt.
Die Geschwister Günther und Brigitte Schönert waren im Alter von zwei und sechs Jahren während des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten ermordet worden. Die in Augsburg geborenen Geschwister wurden damals in die Heil- und Pflegeanstalt im Allgäu gebracht und dort vermutlich mit überdosierten Medikamenten getötet.
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