Vor zehn Jahren erfolgte der Spatenstich. Der ursprüngliche Projektentwickler ging in Insolvenz – nun ist die Sache bei Gericht anhängig. Das Hochhaus vor den Toren Stuttgarts ist noch unvollendet.
Im Zuge der Insolvenz eines seit Jahren im Bau befindlichen riesigen Wohnturms in Fellbach bei Stuttgart im Jahr 2016 hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen zwei frühere Verantwortliche erhoben. Den beiden Männern wird vorsätzliche Insolvenzverschleppung zur Last gelegt, wie ein Sprecher mitteilte. Das Duo sei für zwei Gesellschaften zuständig gewesen. Beide Gesellschaften sollen laut Anklage schon ab Mitte Mai 2016 zahlungsunfähig gewesen sein. Der Insolvenzantrag wurde aber erst Monate später gestellt. Zunächst hatten die „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“ darüber berichtet.
Den beiden Männern wird in der Anklage vom vergangenen September zugleich Marktmanipulation zur Last gelegt. Sie sollen im Oktober 2016 in den Medien geäußert haben, dass das Bauprojekt abgeschlossen werden könne und keine finanziellen Probleme bestehen würden. Außerdem sollen sie durch eine im November 2016 veröffentlichte Ad-Hoc-Mitteilung zu einer Anleihe falsche und irreführende Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse verbreitet und hierdurch den Börsenpreis des Wertpapiers stabilisiert haben.
Das Landgericht Stuttgart habe über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Zulassung der Anklage bislang nicht entschieden, teilte ein Sprecher des Gerichts mit. Inzwischen firmiert das Projekt unter dem Namen Schwabenlandtower und ist beim Immobilienkonzern Adler Group gelandet. Ein Sprecher des Unternehmens sagte: „Wir beabsichtigen weiterhin, das Objekt zu veräußern und setzen unsere Suche nach potenziellen Transaktionspartnern fort.“
Die Baugeschichte des sogenannten Schwabenlandtowers ist pannenreich: Der Spatenstich erfolgte 2014. Kurz nach dem Richtfest im September 2016 hatte der ursprüngliche Bauherr Insolvenz anmelden müssen. Zwei Jahre später übernahm die frühere CG-Gruppe das Vorhaben und verordnete dem Bau ein neues Konzept. Nach Jahren des Stillstands begann der inzwischen übernommene Projektentwickler unter dem Namen Consus Real Estate damit, die ursprünglich geplanten 66 Luxusappartements in kleinere, preiswertere Mietwohnungen umzuwandeln. Doch der Bau ist seit Jahren unvollendet und es tut sich nicht viel.