Potsdam hat wieder eine Synagoge. Die feierliche Eröffnung gilt auch als Zeichen gegen wachsenden Antisemitismus. Der Bundespräsident zeigt sich erschrocken, aber auch entschlossen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung der neuen Synagoge in Potsdam zum Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus aufgerufen. „Ich bin auch entschlossen, entschlossen, nicht zu ruhen, damit wir in unserem Land alles tun, um jüdisches Leben zu schützen und jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen“, sagte Steinmeier. „Jüdisches Leben ist Teil von uns! Nur wenn Jüdinnen und Juden sich in Deutschland ganz zu Hause fühlen, nur dann ist dieses Land ganz bei sich.“ Er betonte: „Deutschland bleibt ein Zuhause für Jüdinnen und Juden. Dafür stehe ich persönlich und dafür tritt die Mehrheit aller Deutschen – das versichere ich ihnen – ein.
Die Eröffnung des Synagogenzentrums gilt gerade in Zeiten wachsenden Antisemitismus als wichtiges Zeichen gegen Hass und Hetze. Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel im vergangenen Oktober haben Feindseligkeiten gegen Juden in Deutschland eine neue Dimension erreicht. Vier jüdische Gemeinden sollen das neue religiöse und kulturelle Zentrum in der historischen Mitte der Landeshauptstadt gemeinsam nutzen, eine jüdische Gemeinde hatte nicht unterschrieben. Die alte Synagoge war 1945 zerstört worden.
Als letzte Landeshauptstadt in Deutschland hat Potsdam damit wieder eine Synagoge. Dort gab es bisher nur ein kleines jüdisches Gotteshaus in der Universität. An der feierlichen Einweihung nahmen auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) teil. Kanzler Olaf Scholz (SPD) war nach Angaben einer Regierungssprecherin aus Termingründen nicht als Gast dabei.
Das Land Brandenburg brachte für den Neubau mit sandfarbener Ziegel-Fassade rund 17,5 Millionen Euro auf. Das Projekt war schwierig und von langem Streit unter den jüdischen Gemeinden begleitet, die unterschiedliche religiöse Strömungen vertreten.
Träger des Synagogenzentrums ist für drei Jahre die Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Neben Gebetsräumen gibt es einen Veranstaltungsaal, ein Besuchercafé, eine Bibliothek, Büroräume sowie Musik- und Kunsträume. Das Gebäude ist stark gesichert.