EURO 2024: Elfmeterdrama: England besiegt Schweiz im EM-Viertelfinale

Lange Zeit herrschte Tristesse. Doch in einem dramatischen Elfmeterkrimi gelingt den Engländern im Duell mit der Schweiz doch noch der Einzug in das EM-Halbfinale.

Mit Rumpelfußball zum Erfolg. England kann trotz erneut dürftiger Performance weiter auf den ersten großen Fußball-Titel seit 58 Jahren hoffen. Mit dem 5:3 im Elfmeterschießen über die Schweiz zog das Team von Trainer Gareth Southgate in das EM-Halbfinale ein. Nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Vor 46.533 Zuschauer in Düsseldorf glich Englands Bukayo Saka (80.) die Führung der Eidgenossen durch Breel Embolo (75.) aus.

Wie schon im Achtelfinale gegen die Slowakei (2:1 n.V.) wendeten die Three Lions das drohende EM-Aus spät ab. Kommender Gegner des als Mitfavorit gehandelten Starensembles ist am Mittwoch (21.00 Uhr) in Dortmund der Sieger der wenige Stunden später ausgetragenen Partie zwischen den Niederlanden und der Türkei.

Für die Eidgenossen ist dagegen der Traum von einem historischen Coup und dem ersten Einzug in die Runde der letzten vier Teams bei einer EM zu Ende. Nach bisher starken Auftritten in der Gruppenphase und dem überzeugenden Achtelfinal-Erfolg über Italien (2:0) fehlte das mit zahlreichen Bundesliga-Profis besetzte Team von Trainer Murat Yakin das Glück.

In seinem 100. Spiel auf der englischen Trainerbank verzichtete Southgate erneut auf Experimente in der Startelf – ungeachtet der vielen kritischen Stimmen über seine nahezu unveränderte Personalauswahl in den vergangenen glanzlosen Spielen. Doch zum Leidwesen von Tribünengast Prinz William und der vielen englischen Fans machte sich das Vertrauen des Trainers in seine Stammkräfte abermals nicht bezahlt. Zwar war das Team diesmal mehr um Kontrolle und Tempo bemüht, rief ihr Offensivpotenzial jedoch viel zu selten ab. Bei allen Versuchen, die gut organisierte gegnerische Abwehr ins Wanken zu bringen, mangelte es erneut an Ideen und Durchschlagskraft.

Unbequeme Eidgenossen

Denn die Eidgenossen erwiesen sich als der erwartet unbequeme Gegner. Gemäß der Devise ihres Trainers Yakin kurz vor dem Anpfiff – „Wir erleben das nicht so häufig als kleines Land, wir wollen es genießen.“ – spielten sie unverkrampft auf. Unbeeindruckt von kurzen Druckphasen der Engländer verloren sie nie die Ordnung.

So bekamen die Zuschauer in der ersten Halbzeit keine einzige zwingende Torchance zu sehen. Die Schweizer waren nur bei einer Hereingabe von Ruben Vargas (9.) der Führung nahe, die Dan Ndoye jedoch knapp verpasste. Auf der anderen Seite wurden zwei Schüsse von Kobbie Mainoo (16./44.) in höchster Not geblockt. Einziger Aktivposten in der englischen Offensive war Dribbelkünstler Bukayo Saka, dessen Zuspiele von der Außenlinie im gegnerischen Strafraum jedoch zu selten einen Abnehmer fanden. 

Erster Torschuss der Partie nach der Halbzeit

Der erste Schuss auf eines der beiden Tore gelang erst nach der Pause. Doch der Versuch des Schweizer Angreifers Breel Embolo in der 51. Minute aus kurzer Distanz bereitete dem englischen Keeper Jordan Pickford keine Probleme.

Diese kurze Aufregung änderte jedoch wenig an der Tristesse. Beide Teams scheuten weiterhin das Risiko und beschränkten sich auf wenige Offensivaktionen. Wenn überhaupt waren es die Schweizer, die ihr Glück versuchten. Und die Eidgenossen wurden belohnt. Nach Flanke von Ndoye war der ehemalige Schalker und Mönchengladbacher Embolo zur Stelle und drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. 

Dieser Treffer sorgte für Belebung. Denn die Antwort der Engländer ließ nicht lange auf sich warten. Der erste Torschuss der Engländer von Saka bescherte mit Hilfe des Innenpfostens den Ausgleich – und die Verlängerung. 

Dort prüfte zunächst Englands Declan Rice den Schweizer Torwart Yann Sommer mit einem wuchtigen Schuss aus der Distanz (95.). Kurz vor dem Ende der Verlängerung traf der eingewechselte Xherdan Shaqiri mit einem direkt getretenen Eckstoß das Aluminium (117.). Die Schweizer blieben am Drücker, ein Tor fiel in der Verlängerung aber nicht mehr. Im Elfmeterschießen hatten dann die Engländer die besseren Nerven.