Musik: Abschiedskonzert von Thielemann in Dresden – Ehrendirigent

Seinen Abschied aus Dresden verbindet Dirigent Christian Thielemann mit einem Appell an die Politik. An der Kultur zu sparen, sei das Schlimmste. Für sein Finale wählt er ein monumentales Werk.

Dirigent Christian Thielemann verabschiedet sich als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle. Beim Auftakt seiner letzten Konzertserie in der Elbestadt wurde der 65-Jährige in der Semperoper lautstark wie ein Popstar gefeiert. Allerdings hatte er auch ein Werk gewählt, bei dem das Publikum naturgemäß mit großer Ergriffenheit und Jubel reagiert – Gustav Mahlers monumentale 8. Sinfonie. Sie wird wegen ihrer großen Besetzung mit mehreren Chören, Solisten und dem vollen Orchesterapparat auch als „Sinfonie der Tausend“ bezeichnet.

Neben dem Dresdner Staatsopernchor und dem Kinderchor der Semperoper wirkten der Chor des Bayerischen Rundfunks und Musiker des Gustav Mahler Jugendorchesters an der Aufführung mit. Zudem konnte Thielemann auf ein hochkarätiges Solisten-Ensemble mit Camilla Nylund (Sopran), Ricarda Merbeth (Sopran), Regula Mühlemann (Sopran), Štěpánka Pučálková (Alt), Christa Mayer (Alt) sowie David Butt Philip (Tenor), Michael Volle (Bariton) und Georg Zeppenfeld (Bass) bauen. 

Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdige Thielemann im Anschluss auf der Bühne der Semperoper. Dem Dirigenten sei es allein um die Musik gegangen, nie um Effekthascherei. Die Zuwendung zu Sachsen und seinen Menschen mache Thielemann einzigartig. Man sage nicht Lebewohl, sondern „Danke und auf Wiedersehen“ und freue sich auf viele weitere Begegnungen. Als Geschenk des Freistaates überreichte Kretschmer dem Maestro einen Taktstock aus Meissener Porzellan. 

Besonderer Titel für den Dirigenten 

Die Staatskapelle verlieh ihrem bisherigen Chef den Titel Ehrendirigent, eine Würdigung, die bisher nur Herbert Blomstedt und Sir Colin Davis (1927-2013) bekamen. Orchestervorstand Friedwart Christian Dittmann dankte Thielemann für sein Wirken. Seine künstlerische Handschrift habe das Orchester 14 Jahre lang geprägt und vorangebracht. Man verbinde den Dank mit der Bitte, dass er an das Pult der Staatskapelle als Gast zurückkehre. 

Thielemann erinnerte an seine erste Begegnung mit Dresden noch vor dem Fall der Mauer. Er sei von Anfang an von der Stadt „schwer angetan“ gewesen. 2003 habe er erstmals die Staatskapelle dirigiert mit dem „Requiem“ von Brahms zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Später habe er durch Familienforschung herausgefunden, dass die „Thielemänner“ vor 200 Jahren in Dresden und Riesa beheimatet waren. Es gäbe also etwas „Genetisches“ zwischen ihm und der Region. 

„Ich war von Anfang an begeistert, von dem Klang dieses unglaublichen Orchesters“, sagte der Dirigent unter dem Beifall des Publikums. Er habe mit der Staatskapelle ein riesiges Repertoire abgegrast. Die Staatskapelle habe in Musikzentren wie Wien, Salzburg, New York oder Tokio bestanden. Thielemann nannte das Dresdner Orchester den „Zwilling der Wiener Philharmoniker“. 

14 Jahre in Dresden 

Auch einen kleinen kulturpolitischen Appell brachte Thielemann in seiner launigen Rede unter. An der Kultur zu sparen, sei das Schlimmste. Sachsen sollte deshalb das Orchester so behandeln, wie es behandelt werden müsse. Er habe nach Dresden eigentlich gar keine feste Position mehr annehmen wollen, aber nun sei es anders gekommen, sagte er mit Blick auf seine neue Aufgabe als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. 

Thielemann hatte sein Amt bei der Sächsischen Staatskapelle mit Beginn der Spielzeit 2012/2013 angetreten. Da er schon zwei Jahre zuvor de facto kommissarisch tätig war, blickt er auf 14 Jahre in Dresden zurück.