Sommerloch: Gebt mir ein Tier! Warum der Sommer ohne Sommerloch unglücklich macht

Wo bleibt das Sommerloch-Tier 2024? Kein Problembär in Sicht, auch keine Löwin, die sich später als Wildschwein entpuppt. Dabei bräuchten wir dringender denn je irgendein Viech, das unser Hirn ablenkt.

Ärgern Sie sich über die Deutsche Bahn? Eben. Und machen Sie diese Gedanken glücklich? Eher nicht. Was fühlen Sie, wenn Sie an eine zweite Amtszeit von Donald Trump denken? Zufriedenheit? Kaum. Möchten Sie über den greisen, schwachen Biden nachdenken? Oder über Putin? Oder über russische Raketen, die noch immer auf die Ukraine niedergehen? Lesen Sie mit Freude, dass der Welt eventuell eine neue Pandemie droht? Ist Ihnen das aktuelle Vogelgrippe-Virus sympathisch? Nein? Nein? Nochmals nein? 

Ich brauche Ablenkung im Sommerloch, keine Horrornachrichten

Dann geht es Ihnen vielleicht so wie mir: Ich möchte mein Hirn in dem bisschen Sommer, das wir haben, mit sorgenfreier Belanglosigkeit beschäftigen. Ich brauche ein Sommerloch-Thema. Ich brauche ein Sommerloch-Tier. Bitte! 

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Bitte gebt mir einen verrückten Goldhamster. Einen aggressiven Pelikan. Oder setzt notfalls eine harmlose Tarantel im Deutschen Bundestag aus, irgendwo, wo sie sich gut verstecken kann, aber ab und zu trotzdem hervorkrabbelt.

Wie wäre es mit einer Spinne im Bundestag?

Dann schickt unerschrockene Reporterinnen und Reporter ins hohe Haus, sendet rund um die Uhr Livereportagen. Der Boulevard möge meinetwegen titeln „Monsterspinne schockt Alice Weidel“ oder „Alice Weidel schockt Monsterspinne“. Egal! Hauptsache, ich bekomme Zerstreuung!

Geht nicht? Sommerpause im Bundestag? Ach, verdammt!

Wie schön war es 1994, als im Juli in Dormagen ein Mann seinen Kaiman zu Wasser ließ. Das 80 Zentimeter lange Reptil entfleuchte in einen Baggersee. Die Suche nach „Sammy“ beschäftigte fünf Tage lang das Land, ehe das eher friedfertige Tier entkräftet (aber wohlauf) wieder eingefangen wurde. Ist jetzt genau 30 Jahre her.

Notfalls eben ein Gorilla, der Günther Jauch malt

Und 2024? Nichts! Wie schön wäre es, wenn wir uns bräsig-faul im Liegestuhl fläzend ganz viel Gedanken machen könnten über eine gefährliche schwarze Mamba im Wuppertaler Nordpark, die sich nach Tagen oder Wochen als alter Fahrradschlauch entpuppt. Oder über einen talentierten Gorilla, der erstaunlich gut malen kann, besonders Porträts von Günther Jauch. Oder notfalls sogar über ein entlaufenes Rind, das im Untergrund lebend nun tapfer nach persönlichen Alternativen zum Schlachthaus sucht.

Gebt mir ein Tier! Gebt mir Gründe, nicht über Dürre und Waldbrände und Überschwemmungen und Taylor Swift nachdenken zu müssen. Notfalls gehe ich ins Tierheim und hecke selbst was aus, etwa mit einem renitenten Leguan. Lasst es nicht so weit kommen!