Führungskrise: Abwahl unter Tränen: Vogt nicht mehr Präsident des VfB

Die Entscheidung der Mitglieder ist eindeutig: Weder Claus Vogt noch Rainer Adrion haben im Präsidium des VfB Stuttgart eine Zukunft.

Die Tränen konnte Claus Vogt nach seiner Abwahl als Präsident des VfB Stuttgart nicht verbergen. Mit ergriffener Stimme verabschiedete er sich von den Mitgliedern und verließ mit seiner Frau und seinen Kindern den Innenraum der Porsche-Arena. Wenige Minuten zuvor war auch die Amtszeit von Rainer Adrion als Vize-Präsident zu Ende gegangen. Gegen Vogt stimmten 86,03 Prozent der anwesenden Mitglieder – für eine Abwahl hatte es eine Dreiviertelmehrheit gebraucht. 

„Natürlich bin ich enttäuscht, natürlich geht mir das nah, natürlich blutet mir das Herz. Aus meiner Sicht habe ich alles für den VfB gegeben“, sagte Vogt, der im Dezember 2019 als Nachfolger von Wolfgang Dietrich gewählt worden war. „Dennoch: Es ist Demokratie und die Mehrheit hat so entschieden. Ab jetzt bin ich wieder nur Claus und VfB-Fan.“ 

Anders als bei Vogt, der keine andere Wahl hatte, hätte Adrion nicht zwingend gehen müssen. Gegen ihn stimmten 70,02 Prozent der anwesenden Mitglieder. Seinen Rückzug kündigte er dennoch an. „Es ist nicht möglich, nach diesem Vertrauensentzug und nach dieser Entscheidung des höchsten Organs in irgendeiner Form weiterzumachen.“ Er selbst habe für sich entschieden, schon bei der Überschreitung der 50-Prozent-Marke seinen Posten niederzulegen.

Die organisierte Fanszene hatte sich schon während der zurückliegenden Saison mit Bannern im Stadion des Fußball-Bundesligisten gegen Vogt und Adrion ausgesprochen und Abwahlanträge gestellt. Dabei konnte es den Mitgliedern offenbar nicht schnell genug gehen, denn die Tagesordnungspunkte 12 und 13, die die Vereinsspitze betrafen, wurden kurzfristig vorgezogen.

Vermeintliches Versprechen gebrochen

Hintergrund der Querelen ist der vermeintliche Bruch eines jahrelangen Versprechens im Zusammenhang mit der Ausgliederung der Profiabteilung, wonach der Präsident des Vereins auch immer Vorsitzender des Aufsichtsrates bleiben sollte. Den Chefposten in diesem Kontrollgremium übernimmt seit März Tanja Gönner.

Teile der organisierten Fanszene fühlten sich nach dem Verlust dieses Postens nach dem Einstieg des Sportwagenherstellers Porsche als Investor verraten. Sie sehen dadurch den Einfluss der Mitglieder schwinden – und forderten auch wegen mangelnder Transparenz den Rücktritt des gesamten Präsidiums.

Noch im vergangenen Sommer hatten sich die Ultras mit einem Ultimatum hinter Vogt und Co. gestellt. „Das ist diesmal anders“, sagte Bjarne Friedrichsohn in seiner Funktion als Vertreter des Fan-Ausschusses in Richtung des bisherigen Vereinschefs und seines Vize-Präsidenten. „Wir haben Euch eine Chance gegeben, Ihr habt sie verspielt.“ 

Nachdem die Entscheidung gefallen war, verließen Adrion und Vogt das Podium und die Veranstaltung, die in der Folge deutlich harmonischer verlief. Mit Andreas Grupp wurde zudem kurz vor dem Ende der Mitgliederversammlung noch ein neues Präsidiumsmitglied gewählt. Grupp übernimmt den seit April vakanten Posten, den bis dahin Christian Riethmüller innehatte. Der 49-Jährige hatte „die Zusammenarbeit mit dem Präsidenten und Teilen des Vereinsbeirates in den vergangenen zwei Jahren“ kritisiert und war daraufhin zurückgetreten. 

„Finanziellen Turnaround“ geschafft

Vor Grupps Wahl präsentierte der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle die Geschäftszahlen und nach finanziell schwierigen Jahren einen kleinen Gewinn. Das Jahresergebnis der VfB Stuttgart 1893 AG, in die der Profifußball des Vereins ausgelagert ist, habe bei rund 700.000 Euro gelegen. Zudem sprach er von einer „schwarzen Null“. Der „finanzielle Turnaround“ sei geschafft worden.

Das Ziel für die Zukunft sei, „Geschlossenheit nach außen“ zu zeigen. „Wir wollen und werden weniger Baustellen im Verein haben“, sagte Wehrle unter Applaus.