Schwache US-Arbeitsmarktdaten haben am Montag die Börsenkurse an zahlreichen Handelsplätzen auf Talfahrt geschickt. In Japan gab der Leitindex Nikkei um mehr als zwölf Prozent nach und erlebte mt einem Minus von 4451,28 Zählern den größten Punktabsturz binnen eines Handelstages seiner Geschichte. Auch an den europäischen Börsen in Frankfurt am Main, Paris und London ging es am Montag abwärts – wenngleich weniger stark.
Hintergrund des heftigen Einbruchs in Tokio sind Analysten zufolge insbesondere schwache Wirtschaftsdaten aus den USA, die die Sorge vor einer möglichen Rezession in der weltweit größten Volkswirtschaft befeuerten. Hinzu kommen die Auswirkungen der Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Außerdem hatten zuletzt schwergewichtige Technologieunternehmen wie Amazon und Microsoft angesichts von Befürchtungen, dass der Ansturm auf KI-Aktien in jüngster Zeit zu ausschweifend gewesen sein könnte, deutliche Einbußen hinnehmen müssen.
Am Freitag war in den USA ein mit Spannung erwarteter Arbeitsmarktbericht veröffentlicht worden, wonach im vergangenen Monat lediglich 114.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden – deutlich weniger als im Juni und weit weniger als erwartet. Zugleich stieg die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit Oktober 2021. Am Tag zuvor hatten bereits schwache US-Industriedaten die Frage aufgeworfen, ob die Fed den Leitzins und damit auch die Kreditkosten womöglich zu lange auf dem höchsten Stand seit 23 Jahren gehalten haben könnte.
Die Märkte taumelten immer noch angesichts der „seismischen Verschiebungen in der globalen Finanzlandschaft am vergangenen Freitag“, erklärte Analyst Stephen Innes. „Der Auslöser? Ein US-Arbeitsmarktbericht, der das Ziel so stark verfehlte, dass er nicht nur die Kinnlade herunterklappen ließ, sondern auch die Aktien- und Anleiherenditen senkte und die Volatilitäts- und Zinssenkungserwartungen in die Höhe trieb.“
Er wies zudem darauf hin, dass sich die Stimmung in Asien bereits verschlechtert habe, nachdem Konzerne wie Tesla und Alphabet enttäuschende Gewinne erzielt hätten, die japanische Zentralbank die Zinsen angehoben habe und die chinesischen Wirtschaftsdaten schwächer geworden seien. Zusammengemischt sei dies das „perfekte Rezept“ für einen Marktzusammenbruch, erklärte Innes.
Auch an weiteren asiatischen Handelsplätzen ging es am Montag abwärts. So gaben die Kurse in Hongkong und Shanghai, aber auch in Mumbai, Bangkok, Manila und Jakarta nach. In Europa verloren die Leitindizes in Frankfurt, London und Paris um jeweils mehr als zwei Prozent. Die Kryptowährung Bitcoin sackte um mehr als zehn Prozent ab.
Die DZ Bank gab gleichwohl zu bedenken, dass der August und September traditionell zu den schwächsten Börsenmonaten im Jahr gehörten. Aktuelle Marktturbulenzen seien deshalb kein Vorbote für eine anhaltende Krise.
„Spätestens nach dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag hat sich an den internationalen Finanzmärkten ein Stimmungseinbruch breitgemacht“, erklärte DZ-Bank-Analyst Sören Hettler. Bei genauerem Hinsehen gestalte sich das Jahr 2024 aber bislang immer noch positiv. So würden die großen Börsen seit Jahresbeginn überwiegend weiter im Plus liegen.
Auch die Gewinnerwartungen der Aktienunternehmen in den großen Indizes für die beiden nächsten Jahre sprächen für Wachstum, führte Hettler weiter aus. Zudem befinde sich das Dauerthema Künstliche Intelligenz jetzt zwar in „einem Realitätscheck“ – grundsätzlich sei das „enorme Potenzial“ der Technologie aber unbestreitbar.