Die regierungskritischen Demonstranten in Bangladesch haben den Amtssitz von Ministerpräsidentin Scheich Hasina gestürmt. Auf Fernsehbildern war am Montag zu sehen, wie tausende Menschen in den Regierungspalast in der Hauptstadt Dhaka eindringen. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld von Hasina erfuhr, war diese zuvor geflohen und hat Dhaka per Hubschrauber verlassen.
Die vom Fernsehsender Kanal 24 verbreiteten Bilder zeigten, wie die Demonstranten zu Tausenden in den Palast von Hasina eindringen. Anschließend beginnen sie zu feiern und winken in die Kameras.
Kurz zuvor hatte die Nachrichtenagentur AFP aus dem Umfeld der Regierungschefin erfahren, dass diese sich zusammen mit ihrer Schwester „an einen sichereren Ort“ begeben habe. Hasina habe eine Rede aufzeichnen wollen, habe aber keine Möglichkeit mehr dazu gehabt. Später hieß es, Hasina habe die Hauptstadt Dhaka im Hubschrauber verlassen.
Hasina sieht sich seit dem vergangenen Monat mit Massenprotesten und Rücktrittsforderungen konfrontiert, bei denen es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommt. Dabei wurden laut einer AFP-Zählung mindestens 300 Menschen getötet, allein am Sonntag wurden 94 Menschen getötet.
Angesichts der angespannten Lage hatte Hasinas Sohn vor der Stürmung des Palastes noch die Sicherheitskräfte des Landes aufgefordert, jeden Putschversuch gegen seine Mutter zu verhindern. „Eure Pflicht ist es, für die Sicherheit unseres Volkes und unseres Landes zu sorgen und die Verfassung aufrechtzuerhalten“, erklärte der in den USA lebende Sajeeb Wazed Joy im Onlinenetzwerk Facebook.
Die Massendemonstrationen begannen im Juli als Proteste gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst, die Kritikern zufolge Unterstützer von Hasina bevorzugte. Immer mehr aber wurde der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin und ihres Kabinetts zum Ziel der Protestbewegung. Ihr haben sich mittlerweile Menschen aus allen Bevölkerungsschichten angeschlossen, auch Filmstars, bekannte Musiker und ehemalige Generäle haben ihre Unterstützung ausgedrückt.