Unglück in Urlaubsregion: Moselort Kröv nach Hotel-Einsturz unter Schock – zwei Tote

Großes Unglück in einem kleinen Ort in Rheinland-Pfalz: Ein Hotel stürzt ein, zwei Menschen sterben, mehrere werden verletzt. Bei der Rettungsaktion gibt es aber auch ein kleines Wunder.

Es ist ein schlimmer Anblick. Das kleine Hotel in Kröv an der Mosel ist regelrecht in sich zusammengesackt. Eine Etage ist verschwunden, Fenster, Balken und Giebel sind verschoben. Etliche Urlaubsgäste befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks am späten Dienstagabend in dem Hotel. Nach einer stundenlangen Rettungsaktion dann die traurige Nachricht: Eine Frau und ein Mann sind in den Trümmern getötet worden.

„Wir hatten alle Tränen in den Augen“

Doch bei der Rettungsaktion gibt auch ein kleines Wunder um eine Familie: Unter den sieben teils Schwerverletzten werden vier bereits am Morgen gerettet – unter ihnen auch ein zweijähriges Kind. Als es nach Stunden des Bangens in einem Kinderschlafsack aus dem Haus getragen wird, werden viele vor Ort emotional. „Ich habe mich noch nie so gefreut, ein fremdes Kind zu sehen. Wir hatten alle Tränen in den Augen“, sagte der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Bernkastel-Wittlich, Jörg Teusch.

Zu den Geretteten gehört auch die Mutter des kleinen Kindes. Der Vater war zunächst noch eingeklemmt und schwerer verletzt. Er wurde schließlich gegen Mittag aus den Trümmern geholt. Vorher hatte Einsatzleiter Teusch noch gesagt: „Wenn wir das schaffen, die Familie am heutigen Tag wieder zusammenzuführen, ist das Balsam auf die Seele.“ Etwas später glückte die Bergung einer weiteren Person, damit war zuletzt noch eine lebende Person in den Trümmern. Am späten Nachmittag wurde auch das erste von zwei Todesopfern geborgen – dabei handelte es sich um eine 1961 geborene Frau, wie eine Polizeisprecherin sagte.

„Wir dachten anfangs, alle sind tot“

Anfangs hatte die Lage schlimmer ausgesehen. „Wir sind davon ausgegangen, alle, die dazwischen liegen, sind tot“, sagte Teusch, als noch die ersten Helfer eintrafen. Und doch überlegten einige Menschen in dem Hotel über Stunden, auch dank verbliebener Hohlräume. „Die Räume, die geblieben sind, kann man auch nur als Wunder bezeichnen“, sagte Teusch.

Die Rettungsaktion gestaltete sich von Beginn an extrem schwierig, da das Gebäude völlig instabil war und sich anfangs noch etliche Zentimeter bewegte. Stundenlang versuchte man, sich Zugang zu verschaffen, mit Deckenbohrungen und Richtmikrofonen nahmen die Retter Kontakt mit den Verschütteten auf. Sensoren wurden an dem Gebäude angebracht, die messen, ob es weitere Bewegungen gibt. 

Die gesamte Gebäudestruktur gleiche einem Kartenhaus, sagte Teusch. „Wenn man dort an einer falschen Karte zieht, dann stürzt dieses Gebäude mit Sicherheit ein.“ Für die Rettungskräfte bedeute dies ein großes Risiko – sie müssten vorsichtig sein.

Unglücksursache unklar

Nach dem Unglück steht der idyllische Moselort unter Schock. „Ich kann es gar nicht glauben“, sagte eine Anwohnerin mit Tränen in den Augen. Und eine andere: „Ich bin einfach nur schockiert.“ Der Unglücksort war abgesperrt, Betonteile lagen am Haus.

Zwei Frauen berichteten von dem Moment des Einsturzes: Sie seien im Dachgeschoss des Hotels gewesen: „Es war ein richtig großer Knall. Wie, wenn ein Flugzeug in ein Gebäude kracht“, schildert eine der beiden. Das Treppenhaus sei weg gewesen, sie seien über den Balkon gerettet worden. Ihre Freundin war zunächst noch eingeschlossen. Sie war mit ihrem Hund dort, der auch gerettet wurde. 

Die Unglücksursache ist laut Polizei noch völlig unklar. Ein Sachverständiger solle beauftragt werden, teilte der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen mit. Ermittelt werden könne erst, wenn die Rettungsarbeiten abgeschlossen seien. „Wir müssen da jetzt beginnen, die Tatsachen zusammenzutragen, um uns ein Bild zu machen, ob möglicherweise ein irgendwie geartetes Fremdverschulden vorhanden ist.“ Auch Fritzen zeigte sich berührt von dem Unglück, sagte: „Ich bin erschüttert von diesem Schadensereignis – ein Schadensereignis, das mir in meiner dienstlichen Tätigkeit in dieser Form, in dieser Dramatik und mit diesen schwerwiegenden Folgen nicht in Erinnerung ist.“

Insgesamt wurden den Angaben zufolge nach dem Unglück 21 Menschen aus drei Häusern in der Nachbarschaft evakuiert. Im Hotel selbst seien 14 Personen gewesen, von denen fünf schnell gerettet wurden. 

Grundsubstanz des Hotels aus dem 17. Jahrhundert

Kröv liegt an der Mittelmosel im Landkreis Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz. Gerade jetzt zur Sommerzeit sind in der für Weinbau bekannten Region viele Touristen unterwegs. Die Grundsubstanz des teilweise eingestürzten Hotels mitten in der Ortschaft ist laut Teusch wohl aus dem 17. Jahrhundert.

Darauf seien 1980 noch einmal zweieinhalb Geschosse aufgesattelt worden. Dabei sei „eine Grundkonstruktion über Hohlkammerdecken mit entsprechenden Tragkonstruktionen“ gebaut worden, auf denen dann alles lag. Gutachten müssten nun zeigen, „ob da irgendwas in der Unterkonstruktion der alten Bausubstanz versagt hat“. Fakt sei, dass es am Dienstag noch Bauarbeiten an dem Gebäude gegeben habe. Ob die in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Einsturz stehen, würden die Ermittlungen zeigen.