Kind und Karriere: SPD: Keine Veranstaltung nach 17 Uhr im öffentlichen Dienst

Abendtermine stellen berufstätige Eltern vor Betreuungsprobleme. Viele Veranstaltungen könnte man familienfreundlicher terminieren – oder gleich eine Kinderbetreuung mitanbieten, meint die SPD.

Reguläre berufliche Veranstaltungen im öffentlichen Dienst sollten aus Sicht der SPD nach 17.00 Uhr nur dann angesetzt werden dürfen, wenn eine Kinderbetreuung gewährleistet wird. Als größter Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen sollte der öffentliche Dienst hier eine Vorbildfunktion bei der Vereinbarkeit von Familien und Beruf übernehmen, forderte die Vizevorsitzende der Landtagsfraktion, Lisa-Kristin Kapteinat. 

Die 17-Uhr-Regel könne etwa durch eine Verordnung gesetzt werden. Ausgenommen sollten nach ihren Vorstellungen etwa Veranstaltungen sein, die der unmittelbaren Information der Bevölkerung dienen. 

Für Privatunternehmen wäre eine solche Regel nicht so einfach vorzuschreiben, räumte Kapteinat ein. „Aber man sollte die Vorbildfunktion nicht unterschätzen.“ Auch in der freien Wirtschaft seien familienfreundliche Arbeitszeiten angesichts des Fachkräftemangels ein wichtiges Thema. Klar sei aber auch, dass es Berufe gebe, in denen nach 17.00 Uhr gearbeitet werden müsse. „Es geht darum, es dort abzuschaffen, wo es nicht nötig ist“, erläuterte die SPD-Politikerin. 

Frage an Dauer-Arbeiter: „Ist bei dir eigentlich alles in Ordnung?“ 

Deutschland hinkt da einfach hinterher“, sagte Kapteinat. Insbesondere in skandinavischen Ländern gehöre es bereits zur Kultur, dienstliche Veranstaltungen nicht ohne gewichtige Gründe auf den späten Nachmittag oder Abend zu terminieren. Das führe dort auch dazu, „dass nicht derjenige bewundernd angeschaut wird, der morgens als Erster ins Büro kommt und abends als Letzter geht“. 

Solche Leute würden in familienfreundlicher organisierten Kulturen eher kritisch beäugt und gefragt: „Ist bei dir zu Hause eigentlich alles in Ordnung, wenn du lieber den ganzen Tag hier mit uns im Büro sein möchtest?“

Der Unterstützungsbedarf bei berufstätigen Eltern sei groß, stellte die Sozialdemokratin fest. Aus Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) und des Bundesfamilienministeriums gehe hervor: „Jede vierte Mutter in Deutschland wünscht sich mehr Zeit für Beruf und Karriere und gleichzeitig möchte jeder vierte Vater weniger Zeit für Erwerbsarbeit aufwenden“. 

Vor allem Frauen fehle ein Netzwerk, um Kind und Beruf gut unter einen Hut zu bringen. Nach Destatis-Daten sei im vergangenen Jahr jede zweite Mutter mit einem Kind unter sechs Jahren nicht erwerbstätig gewesen. Unter denselben Voraussetzungen sei es immerhin 84 Prozent der Väter gelungen, dennoch einem Beruf nachzugehen.

Gutscheine für Haushaltsarbeit

Kapteinat schlug ein Landesprogramm vor, um berufstätige Familien mit staatlich subventionierten Gutscheinen für haushaltsnahe Dienstleistungen zu entlasten. Das Modell könne mit kooperierenden Trägern realisiert werden, die dafür etwa Reinigungskräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigen. Dort könnten die Familien die Haushaltshilfen günstig abrufen, ohne sich um Bürokratie kümmern zu müssen, sagte Kapteinat. 

Auch Schwarzarbeit könne so eingedämmt werden. Beispiele für ähnliche Initiativen seien in Frankreich, Belgien oder auch in Baden-Württemberg erprobt worden. Darüber hinaus müsse mehr für pflegende Angehörige getan werden – etwa mit einem Rechtsanspruch, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen.