Ratgeber: Fünf Paper-Tablets im Vergleich: Was sie können, für wen sie lohnen

Paper-Tablets sollen ein ähnliches Schreibgefühl wie Papier bieten. Welche Modelle es gibt, für wen sie sich lohnen und wie diese sich unterscheiden, klärt der Vergleich. 

Wenn wir an ein Tablet denken, kommt den meisten Menschen wohl das iPad von Apple in den Sinn. So praktisch das ist, so hat es einen entscheidenden Nachteil: Seine Oberfläche ist glatt, was das Schreiben auf normalen Tablets unnatürlich wirken lässt. Es gibt zwar auch Folien für iPad & Co., die ein Papiergefühl herstellen sollen, aber leider nutzen diese die Spitze des Apple-Pencils schneller ab und kommen nie an die mattere Oberfläche eines Paper-Tablets heran.

Im Vergleich zu herkömmlichen Tablets sind deren Bildschirme in der Regel etwas rauer, was ein angenehmeres Schreibgefühl erzeugt. Außerdem unterscheiden sich die Display-Technologien. Normalerweise erzeugen Bildschirme Farben, indem Kristalle ausgeleuchtet werden, was ordentlich Strom benötigt. Entsprechend sind die meisten Tablets nach acht bis zehn Stunde leer und müssen neuen Strom tanken. Paper-Tablets setzen dagegen auf E-Ink-Bildschirme, die ohne Hintergrundbeleuchtung funktionieren, weil sich in ihnen ein organisches Material befindet. Lediglich wenn sich das dargestellte Bild ändert, verbrauchen die Bildschirme Strom. Das Wechseln erzeugt aber unschöne Nachzieheffekte, weshalb sich ein E-Ink-Display auch niemals dazu eignet, Filme zu schauen oder angenehm im Netz zu surfen.  

Für das Lesen von E-Books oder handschriftliche Notizen sind die Displays dagegen ideal. Auch, weil sie ohne blaues Licht auskommen und so schonender zu unseren Augen sein sollen. Daneben ist die Akkulaufzeit eines Paper-Tablets phänomenal: Weil diese eben keine Hintergrundbeleuchtung brauchen, bieten sie trotz ähnlicher Akkugröße eine deutlich längere Akkulaufzeit von bis zu zwei Wochen. Und das ohne Ausnahme, weshalb wir im Vergleich auch nicht weiter auf die Akkulaufzeit eingehen werden. Ein heftiges Manko haben sie trotzdem noch in petto: Die meisten Apps für normale Tablets mögen vielleicht auf einem E-Ink-Bildschirm laufen, das ist aber mehr als suboptimal, weil sie eben für normale Bildschirme programmiert wurden.

Warum also zum Paper-Tablet greifen? Weil es Papier spart. Paper-Tablets richten sich vor allem an Menschen, die handschriftliche Notizen, Skizzen und Zeichnungen herstellen möchten, ohne haufenweise Papier dafür verbrauchen zu wollen. Sie bieten auch eine längere Akkulaufzeit als normale Tablets, was sie zum idealen Begleiter auf Reisen macht und einige Modelle eignen sich hervorragend als E-Book-Reader. Wer Serien streamen, Filme schneiden, Games zocken oder Bilder bearbeiten will, sollte hingegen zu Tablet oder Laptop greifen. 

Lenovo Smart Paper 

Lenovo Tab Smart Paper

Größe: 10,1 Zoll (25,6 cm)Betriebssystem: Android 11Prozessor: Quad CoreSpeicher: 64 GBGewicht: 410 gCover und Stift im Lieferumfang enthaltenAndroid App StoreUSB-C

Vergangenes Jahr brachte Lenovo sein Smart Paper auf den Markt. Lenovo schließt sein Paper-Tablet in einem Metallrahmen ein, was es zu einem robusten Begleiter auf Reisen macht. Kurios: Es bietet zwar keine Lautsprecher, dafür aber zwei Mikrofone. Die zeichnen bei Bedarf die Umgebung auf, während Sie Notzien machen. Praktisch, wenn Sie Protokollführer sind und noch einmal hören wollen, was in der Besprechung gesagt wurde. Dafür müssen Sie das Smart Paper aber mit einem Bluetooth-Lautsprecher oder Kopfhörer verbinden. Als Betriebssystem arbeitet Android 11 auf dem Tablet. Das allerdings ohne Googl-Play-Support. 

Apps lassen sich zwar über den Android-Store installieren, wirklich Freude machen die wegen des E-Ink-Displays aber nicht. Als eines der wenigen Paper-Tablets bietet das Smart Paper eine Hintergrundbeleuchtung, die sich auch automatisch an die Lichtverhältnisse anpassen kann. In der E-Book-Bibliothek können Sie Ihre Bücher verwalten. Allerdings ist die Bedienung nicht wirklich intuitiv. Gleiches gilt, wenn Sie PDF-Dateien bearbeiten wollen. Einfache Funktionen wie in das PDF hinein zu zoomen, bietet das Smart Paper nicht. Immerhin bietet es eine E-Mail-Software, sodass Sie Dateien empfangen und verschicken können. Ansonsten gelingt die Datenübertragung per Kabelverbindung mit Ihrem PC.

Paper-Tablet: Remarkable 2

Remarkable 2

Größe: 10,3 Zoll (26,1 cm)Betriebssystem: AndroidProzessor: Dual CoreSpeicher: 8 GBGewicht: 403 gCover und Stift nicht im Lieferumfang enthaltenkein App StoreUSB-C

Das Remarkable 2 ist das wohl bekanntestes Paper-Tablet auf dem Markt. Und sein Funktionsumfang ist dabei auf das Wesentliche beschränkt, denn viel mehr als Mails empfangen, Notizen schreiben, E-Books lesen und zeichnen können Sie mit dem Paper-Tablet nicht. Das Bittere vorab: Um das Tablet im vollen Umfang nutzen zu können, brauchen Sie ein monatliches Abo in Höhe von 3 Euro. Darin enthalten sind unbegrenzter Cloud-Speicher, eine verlängerte Garantie sowie die Nutzung der Desktop-App von Remarkable. Das Tablet befindet sich dabei in einem Aluminiumrahmen. Beim Display und auf der Rückseite setzt der Hersteller dagegen auf mattes Glas.

Eine Hintergrundbeleuchtung, wie es das Modell von Lenovo bietet, hat das Remarkable nicht. Dafür hält sein Akku aber bis zu zwei Wochen durch, bevor er erneut geladen werden muss. Cover und Stift sind nicht im Lieferumfang enthalten. Für den Stift in der normalen Version verlangt Remarkable satte 79 Euro. Wollen Sie ein Radiergummi am Stiftende wissen, zahlen Sie 129 Euro. Das Book-Folio ohne Tastatur kostet noch einmal 159. Bei einem Preis von 349 nur für das Remarkable 2 zahlen Sie mit besserem Stift und Cover 637 Euro. Zum Vergleich: Ein normales iPad der 10. Generation kostet auf der offiziellen Apple-Homepage 579 Euro mit 64 Gigabyte Speicherplatz. 

Amazon Kindle Scribe

Kindle Scribe

Größe: 10,2 Zoll (25,9 cm)Betriebssystem: LinuxProzessor: Dual CoreSpeicher: 16, 32, 64 GBGewicht: 433 gStift im Lieferumfang enthalten, Cover separat erhältlichkein App StoreUSB-C

Auch Amazon hat ein Paper-Tablet im Angebot und zwar den Amazon Kindle Scribe, der sich besonders für Menschen eignet, die ihre E-Books bislang ausschließlich beim Versandriesen kauften und gedenken, an ihren Notizen festzuhalten. Im Vergleich zum Remarkable 2 bietet der Kindle drei entscheidende Vorteile: Er ist günstiger, weil im Lieferumfang ein Stift enthalten ist, hat eine Hintergrundbeleuchtung und Amazon verzichtet auf etwaige Abomodelle, um sein Paper-Tablet nutzen zu können. Damit eint sich der Kindle Scribe sehr mit dem Lenovo Smart Paper. Allerdings fehlen dem Kindle Scribe Mikrofone, weshalb Sie Gespräche nicht aufzeichnen können, während Sie sich Notizen machen. Schade. 

Ein Stift ist im Lieferumfang enthalten. Allerdings haben Sie die Wahl aus einer Standart- und einer Premium-Variante. Die Premium-Variante des Stifts bietet Ihnen eine Radierfunktion und kostet 30 Euro mehr. Gleiches gilt beim Speicher: Sie haben die Wahl aus 16, 32 und 64 Gigabyte Speicherplatz, wobei Sie pro Upgrade 30 Euro berappen. Natürlich kann sich auch der Kindle Scribe ins WLAN einklinken und bietet von Haus aus einen Browser an. Wegen des E-Ink-Displays bereitet es aber keine große Freude, im Internet zu surfen. Beim Betriebssystem setzt Amazon auf eine hauseigene Version von Linux. Ein Cover ist leider nicht im Lieferumfang enthalten. 

Boox Note Tab X

BOOX Tablet Tab X

Größe: 13,3 Zoll (33,7 cm)Betriebssystem: Android 11Prozessor: keine AngabeSpeicher: 128 GBGewicht: 560 gStift im Lieferumfang enthalten, Cover separat erhältlichAndroid App StoreUSB-C

Das teuerste Paper-Tablet im Vergleich ist das Boox Note Tab X. Das liegt mitunter an seiner Größe von 13,3 Zoll, was bei der Bildfläche exakt einem DIN-A4-Blatt entspricht. Kein anderes Tablet im Vergleich ist größer. Aber nicht nur die Bildschirmdiagonale macht das Boox Note Tab X zum Klassenprimus, auch sein Speicher übertrumpft mit 128 Gigabyte alle Konkurrenten. Und als sei das noch nicht genug, können Sie auch Widgets beim Tab X erstellen, wie es beispielsweise auch bei einem normalen Tablet oder Smartphone möglich ist. Schön: Der Hersteller verzichtet auf etwaige Abomodelle. Im Lieferumfang enthalten ist auch ein Stift mit Radierfunktion. Das Cover müssen Sie allerdings separat erwerben. 

Per Bluetooth verbindet sich das Tab X auch mit einer Tastatur. Schön: Wie schon das Smart Paper von Lenovo bietet auch das Tab X Mikrofone, um Besprechungen aufzunehmen. Um diese abzuspielen, müssen Sie das Tablet wieder per Bluetooth oder USB-C mit Kopfhörern oder Lautsprechern verbinden. Hintergrundlicht vermissen Sie ebenfalls nicht, falls die Lichtverhältnisse mal nicht so passen sollten, um vernünftig am Paper-Tablet zu arbeiten. Ist das alles nun den hohen Preis wert? Schwierig zu beantwortende Frage. Wer auf einem DIN-A4-Tablet schreiben will, muss jedenfalls tief in die Tasche greifen. Immerhin gehört die Software des Boox Tab X zu der ausgereiftesten, weil der Hersteller schon einige Jahre Erfahrung hat.

Boox Note Air 3C Plus

BOOX Tablet Note Air 3 C

Größe: 10,3 Zoll (26,1 cm)Betriebssystem: Android 11Prozessor: keine AngabeSpeicher: 64 GBGewicht: 430 gStift im Lieferumfang enthalten, Cover separat erhältlichAndroid App StoreUSB-C

Einzigartig ist auch das zweite Tablet von Boox in diesem Vergleich und zwar das Boox Note Air 3C Plus. Es bietet als eines der wenigen Paper-Tablets überhaupt einen E-Ink-Display mit Farbe. Allerdings dürfen Sie hier mitnichten originalgetreue Farben wie bei einem OLED-Display erwarten. Die Farben sind eher kontrastschwach, ähnlich wie Sie ältere Semester aus ihrer Kindheit von ihrem Gameboy Color in Erinnerung haben. Auf dem Tablet arbeitet abermals eine für Paper-Tablets angepasste Version von Android 11. Im Vergleich ist das Tablet mit 10,3 Zoll zwar kleiner als das Boox Tab X, ansonsten aber auf Augenhöhe mit den anderen Paper-Tablets im Vergleich. 

Ein Stift ist wieder im Lieferumfang enthalten, ein Cover müssen Sie allerdings separat hinzukaufen. Und natürlich können Sie wieder die Besprechung aufnehmen, während Sie Notizen machen, um später die Aufnahme zu hören. Aufmerksame Leser wissen bereits, dass Sie dafür das Tablet per Bluetooth mit Kopfhörern oder Lautsprecher verbinden müssen. Schön: Dank einer Beleuchtung können Sie mit dem Tablet auch bei schlechten Lichtverhältnissen etwas anfangen.

Quellen: netzwelt.de, youtube.com/ChalidRaqami, youtube.com/BradColbow, chip.de

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