Lisa Büscher hat Taylor Swift erschaffen – für ein Wachsfigurenkabinett in Hamburg. Hier erzählt sie über ihre Mühe mit den Glitzerstiefeln und wie lange sie an Taylor gewerkelt hat.
Da steht sie nun, in einem türkis-blau schimmernden Pailettenanzug und macht ihre typische Herzgeste, die so berühmt ist wie Angela Merkels Raute – ach was, berühmter! Taylor Swift ist der Welt größter Star, darum gibt es nun auch eine Wachsfigur von ihr im Panoptikum auf der Hamburger Reeperbahn. Das ist Deutschlands ältestes Wachsfigurenkabinett und eine Attraktion für Touristen, die an diesem Dienstag um kurz vor zehn Uhr schon vor der Tür anstehen. Drinnen wurde soeben die Swift-Figur enthüllt. Geschaffen hat sie die Künstlerin Lisa Büscher aus Berlin, die nun Zeit hat für eine kleines Gespräch über die Sängerin aus Wachs.
Frau Büscher, haben Sie kürzlich die echte Taylor Swift bei einem ihrer Konzerte in Hamburg erlebt?
Nein. Ich bin auch kein Swiftie. Was mich vielleicht aber besser prädestiniert, diese Figur zu bauen, weil ich dann objektiver rangehen kann. Deshalb war ich auch nicht auf den Konzerten. Und weil Massenveranstaltungen nicht unbedingt meins sind.
Ihre Wachsfigur von Taylor Swift glänzt seit heute im Hamburger Panoptikum. War es denn eine Ehre, sie herzustellen? Swift ist der größte Star der Welt. Besser geht’s nicht.
Ja, das ist natürlich eine besondere Ehre, Taylor Swift für das Panoptikum zu machen. Aber es ist auch ein besonderer Druck. Man ist so ein bisschen im Fadenkreuz. Es gibt ja mittlerweile fast so ein Genre „Online Wachsfigur Bashing“, dass geguckt wird, wie gut oder wie schlecht eine Figur aussieht und da dann auch schön kommentiert wird. Man hat man natürlich ein bisschen Angst davor. Und es gibt ja super viele Taylor-Swift-Fans …
… und die erkennen jeden Fehler wahrscheinlich sofort?
Oder sie haben halt ein Bild von Taylor im Kopf. Und wenn sich das dann mit der Figur nicht deckt? Und es ist natürlich auch ein eingefrorener Moment: Wenn man sich ein Video von ihr anguckt, wird sie vielleicht lebendiger aussehen als in dieser Millisekunde hier. Ich glaube, jeden da glücklich zu machen, ist nicht ganz einfach.
Schaffensprozess: Lisa Büscher, 42, frisiert den Pony von Taylor Swift. Die Künstlerin ließ sich zur Maskenbildnerin ausbilden, ehe sie begann, hyperrealistische Figuren für private Sammler oder Museen zu fertigen. Swift ist ihre zweite Arbeit für das Hamburger Panoptikum.
© Panoptikum
Sie haben die Figur von Taylor Swift genau studiert. Haben Sie irgendwelche besonderen Merkmale an ihr entdeckt?
Man weiß hinterher jedes Detail über das Make-up, was sie trägt, über die Zähne. Die haben sich zweifach verändert in ihrem Leben.
Ihre Zähne?
Jetzt scheinen sie final zu sein; als meine Figur entstand, war Swift 33, 34, aber mit um die 25 herum hatte sie andere Zähne, das müssen Sie sich online mal anschauen. Da wurde schon ein bisschen was gemacht.
Die Stiefel haben mir einiges an Muskelkraft abgefordert
Ihre Taylor Swift trägt einen Jumpsuit mit unzähligen Teller-Pailletten. Mussten Sie die selbst zusammenstecken?
Gott sei Dank nicht! Den haben wir in den USA bestellt, er ist von dem gleichen Hersteller wie der Jumpsuit, den sie 2019 bei den „iHeartRadio Awards“ getragen hat.
In voller Gänze: Taylor Swift steht jetzt im Hamburger Panoptikum im Mittelpunkt.
Und die silbernen Glitzerstiefel?
Die sind von Dolce und Gabbana und haben mir einiges an Muskelkraft abgefordert. Wir müssen eine Armierung anbringen in der Figur, dass sie auf dem Boden stehen kann. Und dazu musste ich den Stiefeln ganz schön zu Leibe rücken: Da sind Stangen drin, um die Figur zu montieren. Die Stangen musste ich durchbohren und es dauerte einen halben Tag, durch den Dolce-und-Gabbana-Qualitätsschuh zu kommen!
Wie lange haben Sie insgesamt für die Figur gebraucht?
Sechs, sieben Monate. Am Anfang war die Recherche, die Posen-Findung, die Suche nach dem Kostüm. Die Produktion dauerte dann sechs Monate. Aber da war ich nicht konstant dran. Ich habe immer auch ein paar andere Figuren in meinem Atelier, an denen ich arbeite. Das ist ganz gut, dass man ein bisschen Abstand gewinnen und eine Figur reifen lassen kann, um die Ähnlichkeit gut hinzubekommen. Wenn man versuchen würde, sie an einem Stück zu machen, wird es nicht so gut.
Ich war froh, dass Taylor Swift keine Haare im Gesicht hat
Sie haben auch schon Ed Sheeran für das Panoptikum modelliert, war der einfacher? Bei dem muss man ja nicht viel machen, nur die Frisur ein bisschen zauseln.
Seine Haare sind super dünn! Da musste ich erstmal die entsprechende Grammatur finden. Und in einen Wachskopf so einen kurzen Bart zu applizieren, wie er ihn hat, ist ziemlich kompliziert: Man muss die Haare einzeln einstechen. Und Wachs geht dabei mehr oder minder kaputt. Ich war ganz froh, dass Taylor Swift keine Haare im Gesicht hat, nur ihre Augenbrauen.
Steht nur unweit von Taylor Swift: Ed Sheeran im Panoptikum
© Panoptikum
Taylor Swift soll im Panoptikum die neue Selfie-Attraktion werden. Haben Sie keine Angst, dass die Figur ramponiert wird, wenn jetzt permanent Swifties daneben stehen mit Ihrem Smartphone?
Ich hoffe, sie bekommt einen Bodyguard! Und dass die Leute respektvoll neben der Figur stehen und niemand an ihr herumzuppelt.
Haben Sie etwas aus dem Swift-Lager gehört, ist Taylor „Enchanted“, also entzückt, dass es ihre Figur gibt?
Ich weiß nicht, ob sie davon weiß. Ich glaube, von ihr werden so viele Sachen weltweit hergestellt, sie wird es gar nicht alles mitkriegen. Obwohl, Taylor soll ja mit Ed Sheeran befreundet sein und der hat das damals mitbekommen, weil versehentlich Getty-Fotos von seiner Wachsfigur als Pressefotos von ihm verwendet wurden.
Wie lustig.
Und dann hat Bruno Mars das gesehen und ihm das geschickt. Und dann hat er geschrieben: Wie verrückt ist das denn? Und vielleicht bekommt Ed Sheeran das jetzt mit und sagt es Taylor? Das wäre doch schön!