Ostsee-Pipeline: Medienbericht: Selenskyj wusste angeblich von Nord-Stream-Anschlagsplänen

Selenskyj steht unter Verdacht, von dem Sprengstoffanschlag auf die Nord-Stream-Pipelines gewusst zu haben, wie das „Wall Street Journal“ berichtet. Ermittler versuchen seit fast zwei Jahren, den Verantwortlichen zu finden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat laut einem Bericht von den Anschlagsplänen auf die Nord-Stream-Pipelines gewusst. Das berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf mehrere namentlich nicht genannte Quellen im Militärapparat.

„Ich lache immer, wenn ich in den Medien Spekulationen über eine riesige Operation lese, an der Geheimdienste, U-Boote, Drohnen und Satelliten beteiligt sind“, sagte ein ukrainischer Offizier, der an dem Komplott beteiligt gewesen sein will. „Das Ganze ist aus einer durchzechten Nacht und der eisernen Entschlossenheit einer Handvoll Leute entstanden, die den Mut hatten, ihr Leben für ihr Land zu riskieren.“

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Die ukrainische Regierung wies allerdings eine Beteiligung an der Sabotage gegen Nord Stream zurück. Es sei vielmehr sehr wahrscheinlich, dass Russland für den Anschlag vom September 2022 verantwortlich sei, sagte der Berater von Präsident Selenskyj, Mychailo Podoljak, der Nachrichtenagentur Reuters.

Wall Street Journal-Recherchen decken Anschlagspläne von ukrainischen Offiziellen auf

Laut dem WSJ-Bericht kam bei einem Treffen von ukrainischen Militärs und Geschäftsleuten nur wenige Monate nach Beginn der großangelegten russischen Invasion 2022 die Idee auf, die Gas-Pipelines zu sprengen – als Schlag gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Nur wenige Monate später sorgten drei Sprengsätze an den Röhren auf dem Meeresboden für massive Schäden. Laut dem Bericht des WSJ waren an dem Einsatz insgesamt sechs Personen direkt beteiligt, die Kosten betrugen rund 300.000 US-Dollar. Finanziert wurde der Plan demnach durch private Gelder.

Selenskyj versuchte Anschlag zu stoppen

Im Vorfeld der Attacke soll auch der ukrainische Präsident Selenskyj die Pläne abgesegnet haben. Später habe jedoch die CIA Wind von den Plänen bekommen und Selenskyj davor gewarnt, einen solchen Schlag durchzuführen, heißt es.

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Selenskyj befahl demnach dem damaligen Generalstabschef Walerij Saluschnyj daraufhin, die Aktion zu stoppen, wie mehrere ukrainische Offiziere und Beamte der Zeitung berichteten. Doch der General habe den Befehl ignoriert; sein Team passte stattdessen den ursprünglichen Plan an. Geleitet wurde die Mission offenbar vom ehemaligen Geheimdienstoffizier Roman Tscherwynsky, der direkt an Saluschnyj berichtete. Tscherwynsky selbst wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Saluschnyj erklärte, nichts von einer solchen Operation zu wissen. Die Recherchen von RTL/ntv decken sich dabei in Teilen mit denen des WSJ.

Generel Saluschnyj ignorierte Befehl

Nach dem Anschlag im September 2022 stellte Selenskyj dem Bericht zufolge seinen Generalstabschef zur Rede. Doch Saluschnyj soll die Kritik achselzuckend zurückgewiesen haben. Der General erzählte Selenskyj, dass das Sabotage-Team, sobald es entsandt worden sei, nicht mehr kommunizieren konnte, weil jeder Kontakt mit ihnen die Operation gefährdet hätte.

„Ihm wurde gesagt, es sei wie bei einem Torpedo – wenn man ihn einmal auf den Feind abgefeuert hat, kann man ihn nicht mehr zurückziehen, er läuft einfach weiter, bis es ‚Bumm‘ macht“, sagte ein hoher Offizier dem WSJ über das Gespräch zwischen dem Präsidenten und seinem höchsten Militär.

Schriftliche Beweise über die Operation existieren laut dem Bericht nicht. Aus Sicherheitsgründen sei alles nur mündlich zwischen den ukrainischen Offiziellen besprochen worden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf ntv.de