Abkühlung bei Hitze: Wie gesund sind kalte Duschen wirklich für den Körper?

Abkühlung gefällig? Eine kalte Dusche kann sich wie eine Erlösung anfühlen – und gut für die Gesundheit ist sie sowieso. Oder? 

Wenn die Sonne auf der Haut brennt, der Schweiß aus den Poren strömt und das Hirn kocht, schreit der Körper nach Abkühlung. Manchen verschafft bereits ein Kaltgetränk Linderung, andere setzen auf härtere Maßnahmen: (eis-)kalte Duschen. Eine gute Idee ist das nicht. Kaltduschen sind nicht per se gesund. Ein Faktencheck.

Ist es klug bei Hitze kalt zu duschen?

Das kalte Duschen bei Hitze mag für einen kurzen Moment erfrischend wirken, der Effekt hält aber nicht lange an. Nach der kurzen Abkühlung, heizt der Körper schnell wieder auf. Bei Kälte zieht der Körper Schweißporen und Blutgefäße zusammen, um dem Temperaturabfall entgegenzuwirken. Nach der kalten Dusche versucht der Körper, zügig wieder auf seine Kerntemperatur zu kommen. Durch den erforderlichen erhöhten Energieaufwand schwitzen wir noch mehr. Und: Der extreme Temperaturunterschied kann auch den Kreislauf belasten. 

Sind Kaltduscher besser abgehärtet als Warmduscher?

Dass kalte Duschen gut fürs Immunsystem sind und dafür sorgen, dass wir weniger anfällig sind, krank zu werden, ist eine Behauptung, die ganz selbstverständlich verbreitet wird. Dabei konnte bisher nicht stichhaltig bewiesen werden, dass sie die Abwehr tatsächlich stärken. Denn es wurden zwar Studien zu dem Thema durchgeführt, repräsentativ waren diese aber nicht. Unter anderem die Ergebnisse einer älteren Untersuchung der Universität Jena zeigte, dass durch regelmäßige kalte Brustgüsse, die Anzahl immunrelevanter Zellen zumindest kurzfristig gesteigert werden konnte. Ob das allerdings dazu beiträgt, gegen Erkältungskrankheiten wehrhafter zu sein, ist dadurch nicht bewiesen. Was passiert, wenn: urin zu lange halten 20.06

Ein Forschungsteam aus den Niederlanden fand beispielsweise heraus, dass sich Menschen, die regelmäßig kalt duschten, seltener krank meldeten. Die Studienteilnehmer zeigten jedoch genauso lange Krankheitssymptome wie die Teilnehmer, die weiterhin Warmduscher waren. Vermutet wird daher, dass kaltes Duschen das Krankwerden nicht verhindert, aber Krankheitsverläufe abschwächen könnte. Ob kalte Duschen tatsächlich einen Effekt darauf haben, wie oft und wie lang wir uns erkälten, ist also nicht bewiesen – ausgeschlossen aber auch nicht.

Haben kalte Duschen eine vitalisierend Wirkung?

Das stimmt, ist aber nicht nur positiv zu betrachten. Denn tatsächlich reagiert der Körper auf die plötzliche Kälte mit Stress. Dadurch wird Noradrenalin ausgeschüttet, was für einen gesteigerten Puls und Bluthochdruck sorgt. Damit wird der Körper sozusagen in eine Art Hab-Acht-Stellung gebracht. Eine natürliche Reaktion auf Stress, die auf einen möglicherweise drohenden Kampf oder eine Flucht vorbereitet. Ein Effekt, der als belebend, manchmal gar euphorisierend, wahrgenommen werden kann. Allerdings konnten Forschende aus Tschechien beobachten, dass sich ein Gewöhnungseffekt einstellt. Wer regelmäßig kalt duschte, im Rahmen der Studie waren es mindestens drei kalte Duschen wöchentlich, wurde mit der Zeit weniger kälteempfindlich und reagierten entsprechend auch weniger gestresst. Somit ließ auch die vitalisierende Wirkung nach. Aber auch diese Studie ist zu klein, um daraus belastbare wissenschaftliche Schlüsse zu ziehen.

Hilft kaltes Duschen bei der Regeneration?

Das stimmt. Eine Analyse mehrerer Studien zeigte, dass kaltes Duschen tatsächlich gegen Muskelkater und anderen Symptomen nach dem Sport beitragen kann. Ein Bad in 15 Grad kaltem Wasser zeigte sich als effektives Mittel zur Regeneration – allerdings nicht so effektiv wie Massagen oder Dehnung.Gefahr im Badesee – Zerkarien, Blaualgen und Co 9:27

Lindern regelmäßige kalte Duschen Depressionen?

Die Datenlage ist dünn und wenig belastbar, aber es gibt Hinweise, dass kalte Duschen der psychischen Gesundheit zuträglich sein können. Durch die Kältereize werden unter anderem Gehirnareale aktiviert, die für Glücksgefühle aber auch Sympathie verantwortlich sind, wie beispielsweise eine  ältere Studie der University of Virginia zeigte. Experten gehen davon aus, dass auch die Überwindung des „inneren Schweinehunds“, das Verlassen der Komfortzone und die notwendige Disziplin zu einer Verbesserung der mentalen Gesundheit beitragen können.

Können kalte Duschen krank machen?

Wer sich einmal in einen Gebirgsbach gestellt hat, weiß, wie schmerzhaft das sein kann. Gerade für „Anfänger“ kann Kälte zunächst als sehr unangenehm empfunden werden. Im Zuge einer Studie erzählten Teilnehmende von Symptomen wie Schwindel, Krämpfen und Juckreiz. Als häufigste Nebenwirkung (13 Prozent) wurden anhaltend kalte Hände und Füße beklagt. Fälle von schwerwiegenden Folgen bei gesunden Menschen sind bisher nicht bekannt. Aber Kältereize können gefährlich werden. Auch beim Eisbaden ist Vorsicht geboten. Denn Kälte kann bestehende Erkrankungen verschlimmern und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, steigt. Ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen, vor allem mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sollten kalte Duschen nur nach Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin nehmen. 

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Quellen: Studie Krankheitsverläufe, Studie zu Hydrotherapie, Studie zu Stress, Studie Sportler, Studie zu Nebenwirkungen, Studie Psyche