Musik: „Tschau, Bambina“: Schlagerstar Caterina Valente ist tot

Als wandelbare Entertainerin brachte Caterina Valente exotisches Flair in die Wirtschaftswunderjahre. Zuletzt war Facebook ihr Metier, mit über 90 Jahren postete sie Erinnerungen an glorreiche Zeiten.

Als es in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg noch ums Ärmelhochkrempeln und den Wiederaufbau ging, brachte Caterina Valente den Flair der großen weiten Welt ins enge Wohnzimmer: Die italienische Sängerin mit französischem Pass sang von Paris, Honolulu und der Fiesta Cubana. Nun ist Valente am 9. September mit 93 Jahren in Lugano in der Schweiz gestorben, wo sie seit Langem lebte. Das sagte ihr Pressesprecher Günther Huber der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf ihre Söhne.

„Auf Wunsch der Verstorbenen wurde die Beerdigung in strikter Privatsphäre abgehalten, und es wird keine weiteren Zeremonien oder Gedenkfeiern geben“, berichtete er. Die Familie bat darum, ihre Privatsphäre zu respektieren.

Einer der größten Schlagerstars Deutschlands

Valente wurde in den 50er und 60er Jahren zu einem der größten Schlagerstars in Deutschland und machte international Karriere: Kanada feierte sie 1976 als „Europas Antwort auf Doris Day, Barbra Streisand und Liza Minnelli“.

Glamour im kleinbürgerlichen Alltag 

„Signora Wirtschaftswunder“ sang auf Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch und in vielen anderen Sprachen. Sie tanzte und schauspielerte und machte mit einer Mischung aus Exotik und Eleganz ein bisschen Flucht aus dem kleinbürgerlichen Alltag möglich. 

Deutschland war Anfang der 50er Jahre auf die welterfahrene Sängerin aufmerksam geworden, als ihr deutscher Mann Tonbandaufnahmen seiner singenden Frau an verschiedene Sender verschickt hatte.

Viele ihrer Evergreens sind als geflügelte Worte in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen: „Ganz Paris träumt von der Liebe“ von 1954 etwa, ihre Version des Cole-Porter-Songs „I love Paris“ und gleich ihr größter Hit. Auch „Tschau, Tschau, Bambina“ (1959), „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“ (1960) oder „Quando, quando, quando“ (1962) wurden Riesenerfolge.

Jazz, Chanson und Schlager

Valente bestach mit ihrer wandelbaren Stimme: Sie konnte musikalisch sowohl vor Sehnsucht schmachten als auch sinnliche Chanson-Tiefen und jazzige Höhen meistern – und ebenso verschmitzt die Partylaune heben. Den ansteckenden Optimismus und ihren Humor behielt sie bis ins hohe Alter. Sie halte es mit Bette Davis, schrieb sie 2019 auf Facebook: „Das Alter ist nichts für Schwächlinge.“

1999 nahm sie ihre letzte CD auf („Girltalk“) und zog sich zurück. 2005 hatte sie bei einer „Bambi“-Verleihung in München ihren letzten öffentlichen Auftritt, als sie einen Ehrenpreis für ihr Lebenswerk erhielt. 

Mit über 90 noch auf Facebook

Auf Facebook aber blieb sie auch nach ihrem 90. Geburtstag noch aktiv: Sie postete oft Erinnerungen an Momente ihrer Karriere oder andere Stars aus vergangenen Zeiten. Im April 2023 zeigte sie ein Foto von sich aus jüngeren Jahren. 

Ihr Wirken ging weit über die Musik hinaus. In dem Schlagerfilm „Liebe, Tanz und 1000 Schlager“ versprühte Valente als Schauspielerin an der Seite des Entertainers Peter Alexander Sex-Appeal. Dieser Streifen kam 1955 sogar in der DDR ins Kino – allerdings von den Zensoren gekürzt um Rock-’n‘-Roll-Szenen und andere allzu „dekadent-westliche“ Sequenzen. 

Darüber hinaus führte sie im deutschsprachigen Raum durch Silvesterpartys, hatte eine „Caterina-Valente-Show“ und war Gast in Sendungen wie „Musik ist Trumpf“ und „Der Goldene Schuss“. 1986 führte das Guinness-Buch der Rekorde sie als erfolgreichste europäische Sängerin mit mehr als 1350 veröffentlichten Aufnahmen.

Kind einer Artistenfamilie

Valente wurde 1931 in Paris geboren, ihre italienischen Eltern waren Artisten. In Paris stand sie schon mit fünf Jahren erstmals auf der Bühne, später sang sie dort in Klubs Chansons, die Gilbert Bécaud für sie komponiert hatte. 

Mit 21 heiratete sie den deutschen Jongleur Erik van Aro, der auch ihr Manager wurde. Die Ehe hielt fast 20 Jahre. Von 1972 bis 1980 war sie mit dem britischen Pianisten und Komponisten Roy Budd verheiratet. Aus jeder Ehe hatte sie einen Sohn, Eric (1958) und Alexander (1974).

„Ich erfreue mich an jedem Tag, an dem ich am Morgen aufwache“, sagte sie 2019 in einem Gespräch mit einem Freund, das sie auf Facebook veröffentlichte. „Ich hab‘ zwei verrückte Söhne, die sich um mich kümmern und mich zum Lachen bringen.“ Auf ihr Leben blickte sie zufrieden zurück: „Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte, einiges besser, anderes schlechter.“