Macher von „Der Pate“: Star-Regisseur Francis Ford Coppola: „Hollywood hat mich verstoßen“

Regisseur Francis Ford Coppola ist mit einem neuen Film zurück und eckt ordentlich an. Von einem der sich als Freigeist versteht – und damit so manchen auf die Füße tritt.

Francis Ford Coppola zählt zu den ganz großen Filmemachern. Aus seiner Feder stammen Welthits wie die Pate-Trilogie oder Apocalypse Now, sie sind in den Kanon der Filmgeschichte eingegangen. Und trotzdem hat sich Hollywood immer schwer getan mit dem Mann, der sich in seine Arbeit nie reinreden lassen wollte. Coppola blieb stur, auch dann noch, als Hollywood ihm den Rücken kehrte und niemand mehr seine Filme produzieren wollte. Nach langer Leinwand-Abstinenz ist Coppola nun mit seinem neuen Film „Megalopolis“ zurück – und die Skandale gleich mit.

Ende der 70er-Jahre entwickelte Coppola eine Leidenschaft für römische Epen, vor allem eines ließ ihn nicht mehr los. Erzählt wird das Komplott eines Senators 63 v. Chr., der das Volk aufwiegelte, um den Senat zu stürzen. Irgendwann sei ihm klar geworden, erzählt Coppola im Interview mit der britischen Zeitung „The Telegraph“, was das alte Rom heute ist: „Es ist Amerika!“ Die Idee von den USA als ein bröckelndes Imperium, das droht einzustürzen, setzte sich in seinem Kopf fest. Doch das Projekt kam immer wieder ins Stocken.Coppolas Megalopolis 18:14

Coppolas Filme passten nicht zur Gleichförmigkeit Hollywoods

Seine Filme waren Kassenschlager. Aber sie passten nicht mehr recht in die Schablonen der Branche. Coppola wurde müde. Gegen Windmühlen zu laufen, das frustrierte ihn. Ende der 90er nahm sich der Regisseur und Drehbuchautor eine Auszeit. Er habe nachdenken müssen, über seine Methoden und seinen Stil. „Was die Studios heute machen, ist Coca-Cola zu produzieren. Sie wissen, dass sie gute Chancen haben, Geld zu verdienen, solange der Geschmack gleich bleibt“, so Coppola zu dem Blatt. Kunst sei aber chaotisch. Sei sie effizient, laufe etwas schief.

„Ich habe mich immer wie eine Schöpfung Hollywoods gefühlt. […] Jetzt will Hollywood mich nicht mehr“, sagt Coppola. Und weiter: „Sie sind die Eltern, die das widerspenstige Kind verstoßen – sie haben mich geschaffen, jetzt wollen sie mich nicht mehr.“ Er verstehe das, aber es schmerze noch immer. Er könne es akzeptieren und auch nicht. Der Stachel sitzt tief. Auch seinen neuesten Streifen „Megalopolis“ wollte kein Studio produzieren. Coppola aber ist keiner, der aufgibt. Um sein Projekt umsetzen zu können, verkaufte er, der sich zuletzt vor allem einen Namen in der Weinbranche gemacht hatte, einen großen Teil seiner Weingüter. Insgesamt 120 Millionen Dollar sammelte Coppola eigenständig für den Film zusammen.

Coppola eckt weiter an

Beim Dreh blieb Coppola seiner aneckenden Arbeit treu – und sorgte damit wieder für Kopfschütteln, unter anderem wegen der Auswahl der Schauspieler. Coppola hatte nicht nur einen überzeugten Trump-Anhänger ins Boot geholt, Jon Voight, sondern auch Shia LaBeouf, der aufgrund rüpelhaften Auftretens in die Kritik geraten war und zuletzt für Aufsehen sorgte, durch die Klage einer Ex-Partnerin wegen psychischen und emotionalen Missbrauchs. Coppola meint: „Sagen wir, es gibt einen Schauspieler, der nur dann eine schöne Arbeit abliefern kann, wenn man ihm mit einem Schraubenschlüssel auf den Kopf schlägt. Machst du das? Natürlich machst du es! Der Prozess ist schmerzhaft, aber das Ergebnis ist es wert.“Keanu Reeves 60 6.39

Im Mai feierte „Megalopolis“ beim Filmfest in Cannes Weltpremiere – die Meinungen der Kritiker gehen weit auseinander. Und nicht nur das. Denn kurz vor der Premiere bekam es der Filmemacher noch mit einem Shitstorm zu tun. „Variety“ und „The Guardian“ hatten über problematische Zustände am Set geschrieben und sich dabei auf anonyme Quellen berufen. Unter anderem wurde Coppola unangemessener Körperkontakt zu Statistinnen vorgeworfen.

Coppola reicht Klage wegen Verleumdung ein

Eine der vermeintlich betroffenen Frauen meldete sich zwar später in den Sozialen Medien zu Wort um klarzustellen, dass der Regisseur nichts getan habe, was ihr oder „sonst jemandem am Set Unbehagen bereitet“ hätte.“The Telegraph“ zitiert: „Er war einfach nur professionell, ein Gentleman. Er war wie dieser süße italienische Großvater, der am Set herumlief.“ Eine andere jedoch hielt an den Anschuldigungen fest, verklagte Coppola auf Schadensersatz. Der schlägt nun zurück. Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass der Filmemacher seinerseits „Variety“ wegen Verleumdung verklagt. Er fordert 15 Millionen Dollar.

„Megalopolis“ hätte der Schlusspunkt einer großen Karriere werden können. Aber Coppola will nicht aufhören. Mindestens einen weiteren Film will er noch drehen. Er arbeitet bereits an der Adaption eines Romans von Edith Wharton und hofft, dass er für diesen Förderungen erhält, denn er selbst „habe nichts mehr.“

Quelle: The Telegraph