Adel: Haus Anhalt-Askanien: Wunsch zur Beisetzung wird erfüllt

In Ballenstedt begann vor rund 1000 Jahren die Geschichte der Askanier. Bis heute ist das Haus Anhalt-Askanien eine Erinnerungsstätte – auch eine persönliche.

Die sterblichen Überreste von Herzogin Edda-Charlotte von Anhalt und ihres Sohnes Friedrich sollen bald in Ballenstedt (Landkreis Harz) eine letzte Ruhestätte erhalten. Die Gebeine wurden bereits von Garmisch-Partenkirchen (Bayern) nach Ballenstedt überführt. „Damit erfüllt sich der letzte Wunsch meiner Mutter. Sie und mein Bruder könnten im Schloss nahe der Grablege unseres Vorfahren Albrecht dem Bären einen würdigen Platz bekommen“, sagte der Chef des Hauses Anhalt-Askanien, Eduard Prinz von Anhalt, der Deutschen Presse-Agentur.

Eduards älterer Bruder Friedrich (25) war am 9. Oktober 1963 an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben und zwei Tage später auf dem Friedhof in Garmisch beigesetzt worden. Deren Mutter Edda-Charlotte starb 79-jährig im Jahr 1986, sie wurde an der Seite ihres verunglückten Sohnes beerdigt. „Seit Ablauf der Liegezeit werden ihre sterblichen Überreste in sogenannten Gebeinkisten aufbewahrt und gelten als bewegliches Kulturgut“, sagte der Ballenstedter Karl-Heinz Meyer, ein Vertrauter des Prinzen.

Bewegte Familiengeschichte

Für Eduard von Anhalt hat der würdevolle Umgang mit der bewegten Familiengeschichte große Bedeutung. Sein Geburtsort Ballenstedt, wo vor rund 1000 Jahren auch die Geschichte der Askanier begann, besitzt als Erinnerungsstätte eine zentrale Funktion. „Hier lebte ich mit meiner Mutter und den Geschwistern bis zu unserer Flucht in den Westen am 6. November 1945″, berichtet der 82-Jährige. 

Am Rande des Ballenstedter Schlosshofes ließ er 2011 einen Gedenkstein aufstellen, der an den Vater Joachim Ernst von Anhalt und dessen Schicksal erinnert. Als Gegner des Hitler-Regimes unter den Nazis im KZ Dachau inhaftiert, kam der Herzog nach seiner Verhaftung durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD in Ballenstedt im August 1945 in das sowjetische Speziallager Buchenwald. Dort starb er am 18. Februar 1947. Der schlichte, stets mit Blumen geschmückte Stein überdeckt eine mit Erde gefüllte Urne aus dem Gräberfeld des Lagers.

Ruhestätte auch in der Marienkirche Dessau-Roßlau

Maßgeblich war Eduard von Anhalt auch daran beteiligt, dass in der Marienkirche in Dessau-Roßlau zehn Angehörige des einstigen Herrscherhauses eine letzte Ruhestätte fanden. Bei den Toten handelte es sich um die drei letzten regierenden Herzöge von Anhalt, zwei Herzoginnen, vier Prinzen und Prinzessinnen – und Prinzregent Aribert von Anhalt, der nach dem Zusammenbruch des deutschen Kaiserreichs mit seiner Unterschrift am 12. November 1918 den Thronverzicht für das Fürsten-Haus erklärt hatte. Sie waren zuvor 1958 auf dem Friedhof Dessau-Ziebigk anonym beigesetzt worden.