Die Tarifverhandlungen in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie betreffen mehr als 130.000 Beschäftigte. Von der Arbeitgeberseite gibt es vorerst kein Angebot.
Die Arbeitgeberseite hat zu Beginn der Tarifrunde in der norddeutschen Metall– und Elektroindustrie kein Angebot vorgelegt. Während der ersten Verhandlungsrunde in Hamburg wurde dem Arbeitgeberverband Nordmetall zufolge über die Lage der Branche gesprochen. Diese stehe unter Druck. „In der Lageeinschätzung waren wir uns weitgehend einig“, sagte Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele. Ströbele sagte, es sei ein Anliegen des Verbands, dass es zu einem schnellen Abschluss der Verhandlungen komme.
Der Verhandlungsführer und Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Metall Küste, Daniel Friedrich, war laut Mitteilung enttäuscht darüber, dass Nordmetall kein Angebot unterbreitet hat. „Wir erwarten, dass sie schnell in ernsthafte Verhandlungen eintreten und den Beschäftigten in der zweiten Verhandlungsrunde ein substanzielles Angebot vorlegen“, sagte er. Friedrich teilte mit, die Gewerkschaft plane Warnstreiks. Warnstreiks sind nach Ablauf der sogenannten Friedenspflicht zulässig. Diese endet in der Nacht auf den 29. Oktober.
Die Gewerkschaft hatte anlässlich des Verhandlungsbeginns eine Demonstration und eine Kundgebung am Montag in Hamburg organisiert. Der IG Metall zufolge beteiligten sich etwa 1.300 Beschäftigte.
Verhandlungen in weiteren Tarifgebieten
Die Tarifverhandlungen betreffen mehr als 130.000 Beschäftigte in Nordwest-Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Wichtige Arbeitgeber in der Region sind der Flugzeugbauer Airbus, der über mehrere Standorte verfügt, und der Autobauer Mercedes-Benz in Bremen.
Gewöhnlich besprechen die Tarifpartner in mehreren Runden, wie eine Einigung gefunden werden kann. Eine zweite Verhandlungsrunde ist für den 15. Oktober in Bremen verabredet. Verhandelt wird nicht allein im Norden. In den sieben Bezirken der Gewerkschaft, die alle Bundesländer umfassen, sind Verhandlungen geplant. Erste regionale Verhandlungen begannen am 11. September. Bundesweit arbeiten in der Branche der Gewerkschaft zufolge 3,9 Millionen Beschäftigte.
Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Geld
Die Vorstellungen der Arbeitnehmer und -geber lagen schon vor Verhandlungsbeginn deutlich auseinander. Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Geld, und der Tarifvertrag soll zwölf Monate laufen. Auszubildende sollen im Monat 170 Euro mehr bekommen. Die IG Metall Küste argumentiert, die Betriebe könnten sich deutliche Lohnerhöhungen leisten.
Nordmetall bewertet das erwartungsgemäß anders. Eine Einkommenssteigerung sei angesichts der Wirtschaftskrise im Land nicht vermittelbar, teilte der Verband mit. Die gesamte Industrie stehe vor Herausforderungen wie dem Strukturwandel, der Digitalisierung dem demografischen Wandel. Nordmetall wolle darüber sprechen, wie Betriebe gesichert und Arbeitsplätze erhalten werden könnten.
Luft- und Raumfahrt im Norden bedeutsam
Die Branche ist im Norden nach Gewerkschaftsangaben geprägt von der Luft- und Raumfahrtindustrie mit nahezu 37.000 Beschäftigten und den Maschinenbau mit annähernd 32.000. Danach folgen der Automobilbau mit ungefähr 20.500 Beschäftigten und der Schiffbau mit rund 14.500.