China meldet Erfolg: Starlink: So hilft Elon Musk unfreiwillig beim Aufspüren von Tarnkappenbombern

In der niedrigen Erdumlaufbahn fliegen bereits mehr als 6000 Starlink-Satelliten umher. Sie sorgen nicht nur für Internet, sondern auch für militärische Freudensprünge.

Chinesischen Wissenschaftlern ist laut einem beinahe überschwänglicher Artikel in der „South China Morning Post“ ein technischer Durchbruch gelungen. Demnach ist es in einem „einzigartigen Radarexperiment“ geglückt, eine vergleichsweise kleine Drohne vom Typ DJI Phantom 4 Pro, deren Radarquerschnitt, also die effektive Rückstrahlfläche, etwa der eines Tarnkappenflugzeuges entspricht, mithilfe von Starlink-Satelliten zu orten.

Starlink-Radar hebelt bisherige Schutzmaßnahmen aus

„Das bodengestützte Radar sendete keine Funkwellen aus, um ein Echo zu erzeugen, aber das Ziel erschien auf dem Bildschirm. Das lag daran, dass die Drohne durch die elektromagnetische Strahlung eines Starlink-Satelliten hervorgehoben wurde, der über den Philippinen flog“, heißt es.

US Flüsterdrohne 9:37

Für die Tarnung militärischer Flugzeuge wäre das ein echtes Problem, denn ein solches Radar könne Objekte „unbeeinflusst von der dreidimensionalen Form und dem Oberflächenmaterial des Ziels“ aufspüren, erklärte einer der beteiligten Wissenschaftler.

Das Prinzip des „Starlink-Radars“ weicht stark von der herkömmlichen Funktionsweise eines Radars ab. Üblicherweise werden Radarstrahlen ausgesendet, die von Objekten abprallen. Durch die Auswertung der reflektierten Strahlen kann dann errechnet werden, um was es sich handelt. Mit speziellen Formen und Materialien wird bei Tarnflugzeugen – oder Tarnschiffen – Einfluss auf diese Strahlung genommen. Teilweise lässt sich eine Ortung dadurch gänzlich vermeiden, teilweise verfälscht man durch geschicktes Reflektieren der Strahlen immerhin das errechnete Ergebnis.

Ortung durch Auswertung von Funkstörungen

Eine Drohne wie die genannte DJI ließe sich von einem herkömmlichen Radar kaum aufspüren, da ihr Radarquerschnitt zu klein ist. Das lässt sich mit Starlink-Satelliten offenbar aushebeln. Denn hier wird keine Reflexion gemessen, sondern eine Störung der Funksignale, die unweigerlich auftritt, wenn sich ein Flugobjekt im Sendebereich eines Satelliten befindet.

Die „South China Morning Post“ berichtet, dass die Wissenschaftler einen Weg gefunden hätten, diese Signalturbulenzen aufzuspüren und mit einem Algorithmus zu interpretieren. Wie bei einem Radarsignal auch sei es dann möglich, dem Objekt zu folgen.

Manchester 16.15

Die aktuelle Technik sei jedoch noch nicht für den militärischen Einsatz bereit, heißt es weiter. Es ist aber davon auszugehen, dass die Weiterentwicklung nach diesem erfolgreichen Test nun vorangetrieben wird. 

Mit einer Sache liegt die Zeitung aber falsch – denn die „SCMP“ schreibt, dass „solche Fähigkeiten bisher in keinem anderen Land demonstriert worden sind“. Tatsächlich forscht aber auch das Fraunhofer Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) genau an einem solchen Passiv-Radar. Im Jahresbericht 2022 Wehrwissenschaftliche Forschung des deutschen Verteidigungsministeriums ist exakt ein solcher Versuch zu finden, der am Frankfurter Flughafen stattfand. Im Gespräch mit dem stern bestätigte man, dass sich die Funktionsweise des eigenen Passiv-Radars im Prinzip mit dem chinesischen Projekt deckt. Neben Starlink können nach Angaben des Instituts auch andere Satelliten, etwa die des Internetanbieters Eutelsat genutzt werden.

China ist also keineswegs allein mit der Weiterentwicklung moderner Radartechnologie. Um militärische Ziele auch künftig vor einer Ortung zu schützen, scheinen herkömmliche Tarnmaßnahmen daher wohl nicht mehr auszureichen.