Kokainschmuggel: Operation „Eureka“: Anklage gegen acht Verdächtige

Mai 2023: Mehr als 1.000 Polizisten hatten europaweit einen mächtigen Schlag gegen die italienische Mafia und den Kokainhandel geführt. In Nordrhein-Westfalen sollen nun acht Verdächtige vor Gericht.

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen acht mutmaßliche Kokainschmuggler erhoben. Die Deutschen im Alter von 35 bis 63 Jahren sollen Verstecke in Pkw eingebaut und in großem Stil Kurierfahrten unternommen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen in wechselnder Beteiligung 162 Taten vor, wie Staatsanwalt Julius Sterzel auf Anfrage sagte. Zuvor hatten „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und MDR über die Anklage berichtet. 

Insgesamt soll von 2008 bis 2009 eine Tonne Kokain geschmuggelt worden sein – zwischen 2018 und 2022 sollen es mindestens 880 Kilogramm Kokain gewesen sein. Die Fahrten sollen für und im Auftrag der italienischen Mafia-Gruppierung ’Ndrangheta erfolgt sein. 

Den acht Angeklagten, darunter drei Frauen, wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandel zur Last gelegt. Ob und wie sie sich zu den Vorwürfen geäußert haben, wollten die Ermittler nicht sagen. Es gelte das Zwischenverfahren abzuwarten. Eingereicht wurde die Anklage beim Landgericht Wuppertal. Als Hauptbeschuldigter gilt ein 63-Jähriger aus Hattingen. 

Operation „Eureka

Die Anklage fußt auf mehrjährigen Ermittlungen und einem internationalen Schlag gegen den Kokainhandel im Mai 2023. Damals waren im Rahmen der Operation „Eureka“ in Nordrhein-Westfalen 35 Verdächtige festgenommen worden. Eisdielen sollen als Geldwaschanlagen genutzt worden sein, hatten die Ermittler damals mitgeteilt. 500 Polizisten hatten in NRW insgesamt 51 Objekte durchsucht. Gegen weitere Verdächtige aus dem Komplex wird bereits am Landgericht Dortmund verhandelt. 

Das Kokain soll aus Südamerika über Überseehäfen in den Niederlanden nach Europa gebracht und dort mit präparierten Autos nach Italien geschmuggelt worden sein. Die Ermittler fanden etwa einen SUV, unter dessen Rückbank ein Drogenversteck eingebaut worden war. Das Kokain sei zusätzlich mehrfach in Kunststofffolien eingeschweißt worden, damit es für Spürhunde nicht zu wittern war. Zudem seien die Autos vor jeder Fahrt auf Abhör- oder Ortungsgeräte der Polizei untersucht worden, war damals berichtet worden.

Europaweite Anti-Mafia-Razzia

Beteiligt an dem Einsatz, der einer der größten Einsätze gegen die Mafia in Europa war, waren Einsatzhundertschaften, Spezialeinsatzkommandos und Diensthundeführer. Auch in Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und im Saarland gab es Durchsuchungen und Festnahmen. 

Die meisten Verdächtigen wurden in Italien verhaftet, nachdem die Staatsanwaltschaft von Reggio Calabria 108 Haftbefehle erwirkt hatte. Auch in Belgien, Frankreich, Spanien, Portugal, Rumänien und Slowenien wurden mutmaßliche Helfer festgenommen.

Mafia-Gruppierung ‚Ndrangheta

Die ‚Ndrangheta ist nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) die „relevanteste Mafia-Gruppierung“ mit einer dominanten Stellung auf dem europäischen Kokainmarkt. Sie wird gefährlicher eingeschätzt als die sizilianische Cosa Nostra und die Camorra aus Neapel.

Innerhalb der ‚Ndrangheta wurden drei große Gruppen identifiziert, die zu den mächtigsten Familien gehören und sich um den internationalen Drogenhandel kümmern sollen. Eine davon hat den Fahndern zufolge auch einen Ableger in München. Sie wird dem Clan der Nirta-Strangio zugerechnet – dieser wiederum war 2007 in die Mafiamorde von Duisburg verwickelt, bei denen sechs Menschen erschossen wurden.