Bedeutende Bücher: Menschen mit Asperger-Autismus besser verstehen? Dieses Buch liefert Einblicke

Bücher können berühren, bewegen, belehren. Wir haben solche Bücher zusammengetragen. Dieses Mal: „Das ‚Anders‘ gehört zu mir“ von Veronique Kouchev.

Seit ich in meinem engen Freundeskreis jemanden mit dem Asperger-Syndrom (heute nennt man es meist genereller nur Autismus-Spektrum-Störung) habe, habe ich die Ambition, die Gedankengänge desjenigen besser zu verstehen. Weil ich finde, dass es wichtig ist, Menschen im eigenen Umfeld und auch darüber hinaus offen gegenüber zu sein, nicht voreingenommen und damit auch das eigene Spektrum und Sichtfeld zu erweitern. Weil ich denke, dass das im Miteinander immer nur hilfreich sein kann. Und weil mich diese Person mit ihren Gedankengängen oft beeindruckt und ich selten Gespräche geführt habe, die mich so weiter- und zum Nachdenken gebracht haben, wie die, die ich mit dieser Person führe.

Aber Lektüre zu finden, die dabei unterstützt, das neurodiverse Denken etwas besser zu verstehen, ist gar nicht so einfach. Eigentlich war ich auf das Buch „22 Dinge, die eine Frau wissen muss, wenn sie einen Mann mit Asperger-Syndrom liebt“ aus. Denn dieses Buch hat im Netz die besten Bewertungen bekommen, soll unterhaltsam und fundiert zugleich sein – auch für Menschen, die nicht in einer Beziehung mit einem Menschen mit Asperger-Syndrom sind. Aber: Dieses Buch zu bekommen, hat sich als schier unmöglich beziehungsweise ziemlich kostspielig herausgestellt. Dann stieß ich auf das Buch „Das ‚Anders‘ gehört zu mir“ von Veronique Kouchev und fand es noch angebrachter, um einen ersten, besseren Eindruck zu bekommen. Ohne, dass das Thema zu ernst oder therapeutisch behandelt wird. Sondern ganz alltagstauglich.

Das Anders gehört zu mir

Bedeutende Bücher: Darum zählt „Das ‚Anders‘ gehört zu mir“ von Veronique Kouchev dazu

Und meine Vermutung hat sich bewahrheitet: Beim Lesen des Buches kamen mir einige Situationen bekannt vor und die Autorin hat bestätigt, dass manche Verhaltensweisen nicht absichtlich verletzend gemeint sind – was beim Verstehen sehr hilfreich ist, um nicht direkt eine ablehnende Haltung zu entwickeln oder Dinge persönlich zu nehmen im Kontakt mit Menschen, die neurodivers sind. Den Blickwinkel der Autorin selbst zu lesen, in die Gedankenwelt einzutauchen und zu erfahren, wie Menschen auf sie reagieren, war spannend, aber auch erschreckend zugleich. Denn so wie sie manchmal Menschen ungewollt vor den Kopf stößt, tun das die Menschen in ihrem Umfeld, die neurotypisch sind, bei ihr auch.

Dadurch entstehen Konflikte, die vermeidbar wären, wenn man etwas mehr Verständnis füreinander hätte. Denn nicht nur Betroffene selbst sollten lernen, andere zu lesen – was ja das Grundproblem von Personen mit Asperger darstellt. Auch neurotypische Menschen sollten lernen, Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt anders denkender und fühlender Menschen zu erlangen. Weil sie den Alltag bereichern und wertschätzend und nicht abwertend behandelt werden sollten.

das ander gehört zu mir thalia

Auf welche Probleme neurodiverse Menschen, insbesondere solche mit Asperger-Autismus, stoßen können – sei es in der Schule, im Job oder in Freundschaften oder Beziehungen – macht dieses Buch herrlich authentisch deutlich. Und es ist für jede:n etwas: Da etwa zwei Prozent aller Menschen das Asperger-Syndrom haben und noch mehr Menschen neurodivers sind, ist es für ein harmonischeres Miteinander sinnvoll, sich ein wenig mehr in sie hineinzuversetzen und weniger ablehnend zu sein. Und damit ist dieses Buch bedeutend für viele und kann sicherlich für den/die ein oder andere:n augenöffnend sein.

TippWeitere Buchempfehlungen aus der Redaktion finden Sie übrigens auf unserer Themenseite.

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