Spielautomaten: Glücksspiel-Pionier Gauselmann geht nach 67 Jahren in Rente

Rente mit 67? Bei Paul Gauselmann müsste man eher sagen: Rente nach 67 – also nach 67 Jahren an der Spitze seines eigenen Unternehmens. Doch nun ist Schluss als Chef der Glücksspielfirma Merkur.

Der Glücksspiel-Pionier Paul Gauselmann geht nach 67 Jahren als Unternehmer in den Ruhestand. Der inzwischen 90 Jahre alte „Automatenkönig“ werde sein Amt als Vorstandssprecher der Merkur Group am 1. Oktober niederlegen und sich damit aus der Konzernspitze zurückziehen, teilte das Unternehmen in Espelkamp (NRW) mit. 

„Es war mir schon länger ein Anliegen, mit spätestens 90 die Verhältnisse neu zu ordnen“, wird Gauselmann zitiert. „Das haben wir sehr gut hinbekommen und sind für die Zukunft optimal aufgestellt.“ Der Konzern mit der lachenden Sonne als Logo firmierte jahrzehntelang als Gauselmann AG, seit Anfang 2024 heißt er Merkur.com AG.

Die Gesellschaft kam im vergangenen Jahr eigenen Angaben zufolge auf einen Gesamtumsatz von etwa vier Milliarden Euro, sie hat 15.000 Beschäftigte und stellt pro Jahr circa 50.000 Spielautomaten her. Außerdem betreibt sie in Europa knapp 800 Spielhallen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Außerdem hat das Unternehmen 15 Spielbanken im Portfolio. Hinzu kommen drei Casinos auf Kreuzfahrtschiffen und das Geschäft mit der Entwicklung von Spielesoftware.

Nebenjob als Automatenaufsteller

Den Grundstein für das Unternehmen legte Gauselmann im Jahr 1957, als er noch bei einer Firma angestellt war und nebenberuflich als Selbstständiger damit anfing, Musikautomaten in Gaststätten aufzustellen. Später wandte er sich dem Glücksspiel-Geschäft zu. Das US-Magazin Forbes schätzt das Vermögen von Gauselmann und seiner Familie auf 2,6 Milliarden US-Dollar (2,3 Milliarden Euro). Er hat ein arbeitsreiches Leben hinter sich: 2019 sagte er der dpa zu seinem 85. Geburtstag, früher habe er 80 Stunden die Woche gearbeitet. Inzwischen seien es nur noch 40. „Arbeit ist 50 Prozent Hobby und 50 Prozent Pflicht.“

Aufsichtsratsvorsitzender macht mit 89 Schluss

Er habe seine Energie immer zum Wohl der Firma und damit zum Wohl der Belegschaft eingesetzt, sagt Gauselmann. „Jetzt ist es an der Zeit, mein Lebenswerk in jüngere Hände zu legen.“ Sein Nachfolger als Vorstandssprecher wird der bisherige Finanzvorstand Lars Felderhoff, der 48 Jahre alt ist. Gauselmanns Sohn Michael (68) übernimmt den Vorsitz des Aufsichtsrats von Manfred Grünewald, der mit 89 Jahren fast so alt ist wie der scheidende Firmenlenker Gauselmann senior. 

Michael Gauselmann ist auch schon seit Jahrzehnten in der Firma tätig, er trieb die Internationalisierung des Unternehmens voran: 1993 gründete das deutsche Familienunternehmen eine US-Tochter, die einige Jahre später als erste europäische Firma eine Automaten-Verkaufslizenz für den US-Bundesstaat Nevada bekam, in dem die Glücksspiel-Hochburg Las Vegas liegt. Die US-Firma wurde 2008 verkauft.