Fernsehen: ARD-Politthriller-Serie über ermordeten Banker Herrhausen

Es ist ein bedeutender Teil der BRD-Geschichte, den die ARD jetzt zeigt: Der Anschlag Ende der 80er Jahre auf den damaligen Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen. Warum die neue Serie sehenswert ist.

Ein Politthriller mit Geheimdiensten, globalen Verstrickungen und einem riesigen Bankkonzern. Ja, wir befinden uns in der BRD Ende der 1980er Jahre. Mit Telefonzellen und D-Mark. Der Weg hin zur Wende wird aus einer außergewöhnlichen Sicht erzählt: der eines Bankmanagers. Alfred Herrhausen ist damals Deutsche-Bank-Chef. 

Die ARD-Serie „Herrhausen – Der Herr des Geldes“ dreht sich um den Mann, der im realen Leben durch einen Bombenanschlag, zu dem sich die RAF bekannte, 1989 starb.

Um es vorwegzunehmen: Die Serie ist sehenswert. Die Produktion ist hochwertig, der öffentlich-rechtliche Rundfunk zeigt hier Bildung, Entertainment, Geschichte. Am Anfang können die vielen Verstrickungen des Politthrillers etwas verwirrend sein, weil es viele Stränge gibt: Sowjetunion, Nahost, USA, DDR, BRD, RAF. 

Das Erste strahlt die Serie an zwei Abenden am 1. Oktober (ab 20.15 Uhr) und am 3. Oktober (ab 21.45 Uhr) aus. Zudem sind die vier Episoden bereits in der ARD Mediathek zu sehen. 

„Menschen wie Herrhausen fehlen massiv in der Bundesrepublik“

Schauspieler Oliver Masucci („Dark“, „Er ist wieder da“) hat die Rolle des Deutsche-Bank-Chefs übernommen. Der 55-Jährige sagte im Interview der Deutschen Presse-Agentur über das reale Vorbild: „Menschen wie Herrhausen fehlen massiv in der Bundesrepublik.“ 

Masucci erläuterte: „Er war ein Kapitalist, aber kein Turbokapitalist. Persönlichkeiten wie Herrhausen wollten mit ihrer wirtschaftlichen Macht politisch gestalten, und sie haben sich zu Wort gemeldet. Den Willen, in die Zukunft zu denken, Visionen für die kommenden 50 Jahre zu entwickeln – wo sehen wir das heute?“

In der Serie kommt die Idee Herrhausens eines Schuldenerlasses für ärmere Länder vor. Und er denkt groß inmitten des Kalten Krieges und hat in der Serie quasi eine Standleitung zu Bundeskanzler Helmut Kohl (Sascha Nathan). Sie denken über die Überwindung von Ost und West nach. In der Serie reist Herrhausen heimlich nach Moskau – und wird so etwas wie ein halber Diplomat. 

Getötet bei Bombenanschlag

Alfred Herrhausen wurde bei einem Bombenanschlag auf seinen Dienstwagen am 30. November 1989 im hessischen Bad Homburg getötet. Die Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF) bekannte sich zu dem Anschlag. Wer seine gepanzerte Limousine in die Luft sprengte, ist unbekannt. Der Manager galt seinerzeit als eine der gefährdetsten Personen in der Bundesrepublik. Dass eben nicht alles aufgeklärt ist, macht es in der Fiktion umso spannender. Denn der Zuschauer sieht mehrere Stränge eines globalen Thrillers.

„Herrhausen“ ist auch ein Sittenbild der damaligen BRD. Es geht um Frauen in Toppositionen – besser: um ihre Abwesenheit. Es geht um die Macht der gedruckten Presse. Es geht auch um das Investmentgeschäft, in das Banken nach und nach dringen werden. Globales Wachstum.

Deutsch-deutsche Geschichte zu erzählen, findet Masucci, der gerade eine israelische Serie dreht, wichtig, und er hat schon weitere Ideen: „Wie das Land sich aufgebaut hat, das Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik, die Entstehung der DDR, die 60- und die 70er Jahre. Und die RAF, die in bestimmten Milieus salonfähig war, obwohl der Linksterrorismus ganz viel Unheil brachte. Ich würde gern diese ganze Zeit erzählen – als 20-Teiler.“