Sanierungsbedarf: Analyse: NRW hat die meisten maroden Autobahnbrücken

Vor allem in Westdeutschland sind viele Autobahnbrücken in keinem guten Zustand. Von den 100 marodesten Brücken steht allein jede fünfte in Nordrhein-Westfalen. Experten sind alarmiert.

Von den 100 marodesten Autobahnbrücken Deutschlands mit mindestens 50 Metern Länge stehen laut Bauexperten allein 20 in Nordrhein-Westfalen – so viel wie in keinem anderen Bundesland. Zu diesem Ergebnis kommt eine der Deutschen Presse-Agentur vorliegende Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken (BGIB).

Herangezogen wurde dafür die regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) veröffentlichte Brückenstatistik. Die Bewertung basiert vor allem auf dem BaSt-Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen angeben. Auch der sogenannte Traglastindex der Behörde, der die Leistungsfähigkeit der Brücke gemessen an Alter und Material bewertet, floss mit ein. 

Deutschlands marodeste Autobahnbrücke steht in NRW

Auch Deutschlands marodeste Autobahnbrücke steht der Analyse zufolge in NRW. Sie befindet sich an der Grenze zu Rheinland-Pfalz und ist Teil des Autobahnkreuzes Meckenheim, das täglich mehr als 70.000 Autos passieren.

In anderen westdeutschen Bundesländern sieht es nicht viel besser aus: In Hessen zählten die Experten 19 marode Brücken. In Baden-Württemberg 16 Brücken in schlechtem Zustand. Bayern und Rheinland-Pfalz folgen auf dem vierten Platz mit jeweils 14 maroden Brücken. „Alleine diese fünf Bundesländer stellen 83 der 100 am schlechtesten bewerteten Brücken in Deutschland“, so der BGIB.

In Deutschland sind 3.786 Brücken mindestens 50 Meter lang. Davon haben 1.384 die Zustandsbewertung „noch ausreichend“. Bei 382 Autobahnbrücken wird der Bauwerkszustand als „nicht ausreichend“ bewertet. 44 Autobahnbrücken wird gar ein „ungenügender“ Zustand attestiert. Das bedeute, die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit oder beides seien erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben.

Die Politik und die Autobahngesellschaft des Bundes müssten jetzt handeln, erklärte der BGIB-Vorsitzende Marco Götze. „Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden.“

Bei vielen Brücken hat die intensive Beanspruchung in den vergangenen Jahrzehnten Spuren hinterlassen, vor allem durch den zunehmenden Schwerverkehr. In den kommenden Jahren sollen 400 Brücken pro Jahr saniert werden. Überregional wurde etwa die Autobahnbrücke Rahmede an der Sauerlandlinie (A45) bekannt. Sie wurde wegen schwerer Schäden gesperrt und gesprengt. Ein Neubau ist bereits im Gange.

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