Berichte von Zeitzeugen gelten als besonders anschaulich. In einem Online-Projekt berichten zwölf Zeugen von ihren Erfahrungen mit der früheren hessisch-thüringischen Grenze zwischen West und Ost.
Auch die einstige DDR-Grenze zwischen Hessen und Thüringen hat zu Fluchten in den Westen und Trennungen von Familien geführt: Mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit hat die Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) eine neue Internetseite mit Berichten von Zeitzeugen angekündigt. Die Website zeitzeugenmemorial.de soll an diesem Donnerstag (3.10.) unter dem Motto „Erinnern – Bewahren – Verstehen“ online gehen.
„Ich habe damals nicht gewusst, was das heißt, es muss Zeitzeugen geben“, sagt Ursel Lange, geboren 1941, aus Asbach in Thüringen in einem Interview zur Zwangsaussiedlung ihrer Oma und ihrer Tante aus dem Dorf im Jahr 1952. Die Behörden hatten laut HLZ damals das Mädchen vom Ort des Geschehens wegschicken wollen, doch die Tante habe auf ihr Bleiben bestanden, denn „es müsse Zeitzeugen geben“. Heute sei Lange eine von zwölf Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Videointerviews auf der neuen Internetseite.
Flucht und Zwangsaussiedlung
Ziel des Projektes sind der HLZ zufolge die Bewahrung und die Vermittlung persönlicher Erinnerungen an die deutsche Teilung und den Kalten Krieg an der hessisch-thüringischen Grenze. Die Zeitzeugen berichten über Erfahrungen mit Flucht in den Westen, Zwangsaussiedlung aus dem Sperrgebiet an der Grenze ins Landesinnere der DDR und dem Leben an der Nahtstelle zwischen Ost und West.
Das „Zeitzeugenmemorial“ richtet sich neben der interessierten Öffentlichkeit und der Wissenschaft vor allem an Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler. Für sie gibt es laut HLZ auch Unterrichtsmaterial kostenfrei auf der Website. Hinzu komme ein Lexikon mit Begriffen zur Geschichte der DDR und der Aufarbeitung der SED-Diktatur. Das Portal werde schrittweise erweitert – weitere Zeitzeuginnen und Zeitzeugen würden gesucht.