Matthias Miersch, Chef der SPD-Linken im Bundestag, soll nach stern-Informationen als Generalsekretär übernehmen. Zuvor hatte Kevin Kühnert überraschend seinen Rücktritt angekündigt.
Wenigstens auf eines kann man sich in der SPD noch verlassen. Wenn es drauf ankommt, muss es ein Niedersachse richten. Diesmal: Matthias Miersch.
Der Chef der SPD-Linken vertritt im Bundestag den Wahlkreis Hannover-Land II – doch nach dem Willen des SPD-Vorstandes spricht der 55-Jährige schon bald für die gesamte Partei: Als Generalsekretär soll Miersch nach stern-Informationen auf den am Montag aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Kevin Kühnert folgen.
Dem Vernehmen nach soll SPD-Fraktionsvize Miersch das Amt kommissarisch bis zum nächsten regulären Bundesparteitag im Dezember 2025 übernehmen. In der Präsidiumssitzung am Montagabend soll es dafür einstimmige Unterstützung für die Persionalie gegeben haben, heißt es aus Parteikreisen.
Matthias Miersch folgt auf Kevin Kühnert als SPD-Generalsekretär
Kühnert hatte am Montagmittag überraschend in einem Brief seinen Rücktritt als SPD-Generalsekretär angekündigt und damit viele Genossinnen und Genossen überrumpelt (lesen Sie hier mehr dazu). Die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken, die laut Kühnert seit wenigen Tagen über seinen Rückzug informiert gewesen sein sollen, kündigten eine zeitnahe Nachfolge an wollten in der Präsidiums- und Vorstandssitzung am Abend einen Vorschlag machen. Das ist nun geschehen. Am Dienstag soll die Personalie offiziell verkündet werden.
Kühnert Analyse Rücktritt 18.05
Miersch ist Mitglied des vielköpfigen SPD-Parteivorstands, das ermöglicht dem Vernehmen nach eine rasche Nachbesetzung zumindest als kommissarischer Generalsekretär. Andernfalls hätte ein Parteitag nötig sein können, der die Personalie vorher absegnet. Der nächste reguläre Bundesparteitag der SPD, auf dem alle Ämter gewählt werden, findet im Dezember 2025 statt. Im Sommer 2025 soll Bundeskanzler Olaf Scholz auf einem Sonderparteitag offiziell zum SPD-Kanzlerkandidaten gekürt werden.
Als junger Rechtsanwalt kümmerte sich Miersch auch um Asylfälle. Ende der 1990er wandte sich auf Vermittlung einer Bekannten die verzweifelte bosnische Familie Ahmetovic an Miersch. Sie war vor den Balkankriegen nach Deutschland geflohen, hatte nun Angst vor der Abschiebung. Miersch kämpfte, mit Erfolg. Adis, jüngster Sohn der Ahmetovics, geboren in Hannover, war damals gerade vier Jahre alt. Mit 15 geht er zu den Jusos und trifft bei einer Veranstaltung für Neumitglieder zufällig auf den Genossen Miersch. Heute sitzen beide gemeinsam in der SPD-Bundestagsfraktion, Ahmetovic vertritt den Nachbarwahlkreis Hannover I. „Ohne Matthias Miersch hätte es für mich in Deutschland kein Leben gegeben“, sagt der heute 31-Jährige.
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