Von Übergewicht bis Krebs: Menschen über 50 sind heute früher von chronischen Krankheiten betroffen als ihre Eltern und Großeltern – behauptet eine britische Studie.
In Deutschland steigt die Lebenserwartung, seit die ersten allgemeinen Sterbetafeln von 1871/1881 veröffentlicht wurden. Lediglich die Coronapandemie und starke Grippewellen verlangsamten diese Entwicklung.
Die Nachkriegsgenerationen sind deutlich gesünder als Menschen, die vor oder während des Zweiten Weltkriegs geboren wurden, könnte man angesichts dieser Zahlen annehmen. Doch eine neue Oxford-Studie behauptet nun genau das Gegenteil, wie unter anderem der „Guardian“ berichtet. Die britischen Forscher wollen herausgefunden haben, dass es Menschen, die jetzt über 50 Jahre alt sind, gesundheitlich schlechter geht als Leuten aus vorherigen Generationen, während sie in diesem Alter waren.
14 Jahre lang sammelten die Forscher Daten
„Trotz des medizinischen Fortschritts und des gestiegenen öffentlichen Bewusstseins für eine gesunde Lebensweise haben Menschen, die nach 1945 geboren wurden, ein höheres Risiko für chronische Krankheiten und Behinderungen als ihre Vorfahren“, sagt Laura Gimeno, Hauptautorin der Studie, die in der Fachzeitschrift „The Journals of Gerontology“ erschien. Demnach seien die Menschen immer früher von Übergewicht, Typ 2 Diabetes, Krebs, Herzproblemen, einem hohen Cholesterinspiegel und weiteren Krankheiten betroffen.
Die Forscher sammelten zwischen 2004 und 2018 Daten aus den USA, England und elf weiteren europäischen Ländern. Sie stammten von Menschen im Alter von über 50 Jahren aus verschiedenen Generationen, die in fünf Kohorten zwischen den Geburtsjahren 1925 und 1959 eingeteilt wurden. Laut der Studie waren die Unterschiede bei den Jahrgängen 1936 bis 1945 und 1955 bis 1959 besonders deutlich. Letztere seien häufiger von chronischen Krankheiten betroffen.
„Beunruhigende neue Beweise“ zu chronischen Krankheiten
Während die Fälle von Typ 2 Diabetes in allen Regionen gleichermaßen anstiegen, verzeichneten die Wissenschaftler in England und weiteren europäischen Ländern mehr Krebsdiagnosen, Herzprobleme und höhere Cholesterinspiegel. Babyboomer litten 1,5-mal häufiger an diesen Krankheiten als vorherige Generationen im gleichen Alter.
Dass verbesserte Diagnosetechniken in der Medizin und ein höheres Bewusstsein für die eigene Gesundheit die Ergebnisse beeinflussen, können die Forscher nicht komplett ausschließen. Dennoch deuten die Ergebnisse auf einen negativen Trend hin. „Unsere Studie liefert beunruhigende neue Beweise dafür, dass sich der Gesundheitszustand der jüngeren Generationen mit dem Eintritt in das höhere Alter verschlechtert“, sagt Gimeno.
Zwar bedeuteten mehr chronische Krankheiten in jüngeren Kohorten nicht zwingend eine schlechtere Lebensqualität. Doch dieser Trend könne dazu führen, „dass die jüngeren Generationen mehr Jahre in schlechter Gesundheit und mit Behinderungen leben.“ Die Ursachen dafür könnten je nach Kontext variieren, so die Studienautoren. Daher müsse zukünftige Forschung klären, welche Faktoren den negativen Gesundheitstrend bei Babyboomern beeinflussen.
Quellen: Oxford-Studie, Statistisches Bundesamt, „The Guardian“, „The Independent“