Brandserie: Mutmaßlicher Brandstifter in Krefelder Kino niedergeschossen

In einem Kino in Krefeld schießt die Polizei auf einen Verdächtigen. Der soll dort Benzin vergossen und versucht haben, es anzuzünden. Der NRW-Innenminister spricht von versuchtem Mord.

Kurz nach Mitternacht wird es hell am Krefelder Hauptbahnhof. Die Spurensicherung hat am benachbarten Kino-Komplex das Flutlicht eingeschaltet. Beamte in weißen Schutzanzügen fotografieren blutige Kleidungsstücke und zertrümmerte Glasscheiben. Drinnen warten Kino-Mitarbeiter darauf, die Blutspuren entfernen zu dürfen.

Dort hat die Polizei etwa vier Stunden zuvor einen 38-jährigen Mann mit mindestens einem Schuss niedergestreckt. Zuvor waren in kurzer Abfolge Brände in der Krefelder Innenstadt gemeldet worden. Daraufhin hatte die Polizei Großalarm ausgelöst. 

Das erste Feuer soll in der Dachgeschosswohnung des 38-jährigen Krefelders mit iranischer Nationalität ausgebrochen sein. Dann kommt es zu einer Spur der Zerstörung durch die Innenstadt – Erst brennt ein Minibus der ambulanten Drogenhilfe der Caritas, dann fliegt in das Gebäude der Arbeitsagentur ein Brandsatz.

Flüssigkeit aus Benzinkanister verschüttet

Auf dem Weg in Richtung Hauptbahnhof soll der 38-Jährige dann einen 16-jährigen Jugendlichen mit einem Messer bedroht haben. Schließlich soll der bereits polizeibekannte Mann im Kinofoyer neben dem Hauptbahnhof Flüssigkeit aus einem Benzinkanister verschüttet haben. Benzingeruch breitet sich aus. 

Als er versucht habe, Feuer zu legen, schießt ein Polizist und verletzt den Mann. Er kommt in ein Krankenhaus, sei aber nicht lebensgefährlich verletzt, heißt es aus Sicherheitskreisen. Die genaue Motivlage sei noch unklar, teilt die Polizei Essen mit. 

Verdächtiger wohl psychisch auffällig

„Wenn einer in einem Kino mit 150 Leuten Benzin vergießt und versucht, einen Brand zu legen, ist das versuchter Mord“, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in Neuss bei Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist nicht das erste Mal, dass der Mensch aufgefallen ist. Er ist mehrfach aufgefallen – als jemand, der Ärger macht“, so Reul weiter. 

Die Polizei habe den Mann sehr schnell aus dem Verkehr ziehen können. „Das wäre echt dramatisch geworden.“ Für eine abschließende Einschätzung sei es noch zu früh. „Aber nach jetzigem Stand sieht es danach aus, dass es ein Mensch ist, der psychische Probleme hatte“, sagt Reul.

Mitarbeiter: Etwa 150 Menschen im Kinokomplex

Ein Kino-Mitarbeiter lobt das schnelle Eingreifen der Polizei, „ansonsten wäre das hier eine Katastrophe geworden“, sagt er. Nach seinen Angaben hätten sich zum Zeitpunkt der Tat etwa 150 Menschen in dem Kinokomplex befunden, verteilt auf mehrere Kinosäle. Einige Kinobesucher seien Zeuge des Geschehens geworden, sagt ein Polizeisprecher. Andere Menschen als der Verdächtige wurden in Krefeld nach Polizeiangaben nicht verletzt.

Der Krefelder Hauptbahnhof war gegen Mitternacht noch gesäumt von Polizeiwagen. Direkt vor dem Portal steht ein Auto mit der Aufschrift „Notfallseelsorge“ mit Warnblinkanlage. Ob Kinobesucher als Augenzeugen von Seelsorgern betreut werden mussten, bleibt unklar. Die meisten Schaulustigen haben das Weite gesucht. Es regnet.