Auch Menschen, die sich keine eigene Krankenversicherung leisten können, werden krank. Dann steht die Frage, wer für ihre Behandlungskosten aufkommt.
Das Thüringer Hilfsnetzwerk Anonymer Krankenschein für Menschen ohne eigene Krankenversicherung kommt an finanzielle Grenzen. Bereits im vergangenen Jahr hätten die vom Land zur Verfügung gestellten 350.000 Euro für Behandlungs-, Personal- und Sachkosten nicht ausgereicht, sagte Projektkoordinatorin Carola Wlodarski der Deutschen Presse-Agentur. Letztlich habe das Land 115.000 Euro nachgeschossen. „Auch in diesem Jahr haben wir bereits zweimal eine Nachförderung beantragt.“ Den anonymen Krankenschein gibt es in Thüringen seit 2017. Seitdem sei der Behandlungsbedarf gestiegen, was sich auf die Kosten auswirke.
Breite Patientengruppe ohne Versicherung
In diesem Jahr haben bislang 164 aus verschiedenen Gründen nicht krankenversicherte Menschen bei akuten Krankheiten medizinische Hilfe erhalten. Im Jahresverlauf 2023 waren es 195. Unter ihnen seien ehemals privat versicherte Deutsche, die sich die Versicherungsbeiträge nicht mehr leisten könnten, ebenso wie EU-Bürger und Menschen aus Nicht-EU-Staaten, sagte Wlodarski. Beispielsweise ziehe sich die reguläre Krankenkassenanmeldung von Studierenden aus diesen Drittstaaten oder nach Thüringen gezogene Familienangehörigen von hier lebenden Drittstaatlern teils lange hin. In dieser Zeit seien sie ohne Versicherungsschutz. Die Scheine werden von 37 Ärzten landesweit ausgegeben.
Thüringen ist eines von nur wenigen Bundesländern, in dem es den anonymen Krankenschein gibt. Gemessen an den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung sind die Aufwendungen des Landes für den anonymen Krankenschein gering. Allein für Krankenhausbehandlungen gesetzlich Versicherter in Thüringen geben die Kassen nach früheren Angaben in diesem Jahr beispielsweise mehr als 2,2 Milliarden Euro aus.
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