Erstmals kommt in Bayern ein Amputierten-Fußballer im regulären Spielbetrieb zum Einsatz. Der Verband hebt die Bedeutung hervor. Der Spieler selbst berichtet von rührenden Momenten.
In der A-Klasse in Mittelfranken ist erstmals ein Amputierten-Fußballer in einem Pflichtspiel im Freistaat zum Einsatz gekommen. Nachdem Pierre Kaiser eine Spielberechtigung beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) für den regulären Spielbetrieb beantragt hatte, stand er nun bei der Partie zwischen der SG Dormitz Brand II und der Reserve des TSV Behringersdorf (2:1) zum ersten Mal in einem Spiel auf dem Platz. Kaiser ist der erste Akteur aus dem Amputierten-Fußball. Diese Sportart wurde erstmals Anfang der 1980er Jahre in den USA gespielt. Gespielt wird dabei ohne Bein- oder Armprothese.
Kaiser verlor sein Bein bei einem Zugunfall im Jahr 2007
Kaiser hatte bei einem Zugunfall im Jahr 2007 sein rechtes Bein verloren. „Bereits kurz nach dem Unfall war mir klar, dass ich mein Leben voll auskosten möchte und mich nicht hängen lassen werde. Ich habe schnell gemerkt, dass Dinge wie beispielsweise Fahrradfahren auch mit einem Bein funktionieren. Das hat mir Mut gemacht und gezeigt, dass das Leben auch mit amputiertem Bein sehr lebenswert ist“, sagte Kaiser in einer BFV-Mitteilung.
Der 35-Jährige absolvierte im Jahr 2011 einen Amputierten-Fußball-Lehrgang und schloss sich danach der Amputierten-Fußball-Mannschaft Anpfiff Hoffenheim an. Bei der deutschen Amputierten-Nationalmannschaft lernte er laut Mittelung Ralf Stellfeld kennen, der 2023 als erster Amputierten-Fußballer Deutschlands vom Niedersächsischen Fußballverband für den regulären Spielbetrieb zugelassen worden war.
Nachbar ließ nicht locker
Seit 2022 trainiert Kaiser bei der Reserve der SG Dormitz Brand im Fußball-Kreis Erlangen/Pegnitzgrund mit. „Mein Nachbar Martin Jäger, der bei uns das Tor hütet, hat immer wieder bei mir angeklopft und nicht lockergelassen, bis ich mich schließlich bereit erklärt habe, einmal im Training vorbeizuschauen. Die Reaktion der Spieler, die mir einen unglaublich herzlichen Empfang bereitet haben, hat dann dazu geführt, dass ich geblieben bin. Ich war sofort Teil des Teams und habe mich nicht eine Sekunde wie ein Spieler mit Handicap gefühlt“, berichtete Kaiser.
Mittelfrankens Bezirksvorsitzender Uwe Mauckner wies darauf hin, dass Fußball für alle da sei. „Das ist für uns nicht nur eine hohle Phrase, sondern das Credo, nach dem wir im Verband leben“, sagte er. „Pierre ist mit seinem Enthusiasmus und seiner Lebensfreude ein echtes Vorbild, ein Mutmacher für andere Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation.“