Fußball-WM 2034: Nächste Blut-WM? Amnesty International fordert: kein Turnier in Saudi-Arabien

In vier Wochen will die Fifa die WM 2034 an Saudi-Arabien vergeben. Amnesty International warnt davor. Auch die Veranstalter des Turniers 2030 stehen in der Kritik.

Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar dürfte bald der nächste Wüstenstaat als Austragungsort feststehen. Es gilt seit Monaten als sicher, dass die Wahl für die WM 2034 auf Saudi-Arabien fällt – da das Land der einzige Bewerber ist.

Auch für die WM 2030 gibt es nur eine Option: Sechs Länder haben sich gemeinsam als Gastgeber beworben, nämlich Spanien, Portugal, Marokko, Uruguay, Argentinien und Paraguay. Die offizielle Vergabe der Weltmeisterschaften 2030 und 2034 erfolgt am 11. Dezember im Doppelpack. Eine Überraschung ist nicht zu erwarten.

Ein kürzlich erschienener Amnesty-International-Bericht fordert die Fifa nun auf, den Prozess für die Vergabe der Fußball-WM 2034 nach Saudi-Arabien zu stoppen. Und verweist auch auf Menschenrechtsverletzungen in den Ländern, die 2030 Austragungsorte sein sollen.

Wird die nächste WM ein „Katar 2.0“?

Wie schon in Katar muss die Infrastruktur für das Turnier in Saudi-Arabien teilweise erst geschaffen werden. Laut Amnesty International könnten dafür Anwohner zwangsvertrieben werden. Und es brauche eine große Zahl an Wanderarbeitern. Die Nicht-Staatsbürger hätten im ausbeuterischen System Saudi-Arabiens keine Aussichten auf einen Mindestlohn, den Beitritt in Gewerkschaften oder Sicherheitsmaßnahmen, ganz abgesehen von ausreichendem Gesundheitsschutz.

Schon in Katar sind nach unterschiedlichen Schätzungen mehrere Tausend Arbeiter im Rahmen der Stadionbauten ums Leben gekommen. Amnesty befürchtet, dass auch in Saudi-Arabien viele Arbeiter sterben könnten.

STERN PAID 1_24 Fußball Saudi-Arabien 15.15

Zudem weist die Menschenrechtsorganisation auf die Diskriminierung von Frauen, LGBTQ-Fans und weiteren Gruppen hin – alles Probleme, die von der WM in Katar noch bekannt sind. „Die Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien ohne glaubwürdige Reformgarantien wird reale und vorhersehbare menschliche Kosten verursachen“, resümiert Steve Cockburn, Leiter der Abteilung für Arbeitsrechte und Sport bei Amnesty International. Die Warnung vor Weltmeisterschaften in Wüstenstaaten ist allerdings eine alte Debatte – und wird die Fifa wohl nicht mehr zum Umdenken bringen.

Während die Kritik an Saudi-Arabien zu erwarten war, überrascht es, dass Amnesty auch mit den voraussichtlichen Austragungsländern des Turniers 2030 vergleichsweise scharf ins Gericht geht. 

WM 2030: Besonders Marokko in der Kritik

Marokko, Portugal und Spanien hätten demnach vorgeschlagen, die Spiele in 20 Stadien in 17 verschiedenen Städten auszutragen. Hinzu kommen drei Spiele in Uruguay, Paraguay und Argentinien. Bereits im Juni hatten Amnesty International gemeinsam mit der Sport & Rights Alliance (SRA) einen Bericht veröffentlicht, der die Veranstaltungsländer kritisierte. Darin ging es unter anderem um den Einsatz von Gummigeschossen, um die Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie um rassistische, sexistische und homophobe Beschimpfungen in den Stadien.

WM-Vergabe an drei Kontinente: Was das bedeutet 15.35

Das neue Papier schlägt einen ähnlichen Ton an und bemängelt, dass sich in den Städten in Portugal und Spanien, wo Spiele ausgetragen werden, der ohnehin knappe Wohnraum durch den Fanandrang während der WM weiter verringern könnte. In Marokko bestünde sogar die Gefahr von Zwangsräumungen. Außerdem sind in dem nordwestafrikanischen Land außereheliche und gleichgeschlechtliche Beziehungen noch immer kriminalisiert. 

„Marokko, Portugal und Spanien müssen ihre Verantwortung im Hinblick auf die Menschenrechte viel ernster nehmen“, mahnt Steve Cockburn. „Die WM 2030 könnte eine Gelegenheit bieten, den Menschenrechtsschutz in allen drei Ländern zu stärken.“ Das sei jedoch nur möglich, wenn „Regierungen und Fußballverbände bereit sind, dabei eng mit Fans, Menschenrechtsorganisationen, Gewerkschaften und anderen betroffenen Gruppen zusammenzuarbeiten.“

Quellen:Amnesty International, Aktueller Bericht, Juni-Bericht