Seit zwölf Jahren gibt es die Gemeinschaftsschulen im Saarland. Zeit, die Schulverordnung anzupassen. Welche Bilanz die Ministerin zieht, was sich ändert und wie die ersten Reaktionen ausfallen.
Das Saarland will seine Gemeinschaftsschulen fit machen für die Zukunft. Der Ministerrat gab grünes Licht für eine Reform, die den Unterricht stärker an den Lebensrealitäten der Schülerinnen und Schüler ausrichten will. Die neue Verordnung soll zum Schuljahr 2025/2026 in Kraft treten.
Sie sieht unter anderem eine Stärkung der beruflichen Orientierung mit Projekten und Praktika und die Einführung des Pflichtfachs Informatik ab Klasse 7 vor. Außerdem sollen die Demokratiebildung und die Fremdsprachenkompetenz gestärkt werden, ebenso wie die Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen.
Die Schulen selbst sollen mehr Freiräume für individuelle Unterrichtsgestaltung und die Bildung eines eigenen Profils bekommen. Außerdem sollen die Prüfungen für den Hauptschulabschluss und den Mittleren Bildungsabschluss über das Schuljahr verteilt werden.
„Kern und Marke sind angekommen“
Nach Angaben von Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) habe man die Regelung für diese Schulform nach zwölf Jahren, in denen es sie gebe, in einem umfangreichen Prozess an die heutigen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen angepasst. Mehr als die Hälfte der Kinder wähle nach der Grundschule den Weg zur Gemeinschaftsschule. Die Nachfrage sei auch nach der Entscheidung zu G9 mit dem Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien stabil. „Das zeigt auch, dass der Kern dieser Schule und die Marke Gemeinschaftsschule bei den Menschen angekommen sind“, sagte Streichert-Clivot.
Das Saarland habe sich im Vergleich zu anderen Ländern sehr früh dazu entschlossen, sich nach der Grundschule auf zwei Säulen zu konzentrieren. Dazu wurden die Gesamtschulen und die erweiterten Realschulen zusammengeführt. „Die Gemeinschaftsschule im Saarland entwickelt Kinder tatsächlich weiter, so dass nicht mit dem Besuch der fünften Klasse schon fest zementiert ist, welchen Schulabschluss sie mal erlangen werden“, sagte die Ministerin. Durch eine individuelle Unterstützung würden die Kinder und Jugendlichen „bestmöglich gefördert“. Auch ein Abitur sei möglich. Nicht zufällig sei das Saarland daher beim bundesweiten Chancen-Ranking des Ifo-Instituts auf Platz 3 gelandet.
Positive Resonanz bei GEW und Arbeitskammer
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Saarland bewertete die neue Verordnung grundsätzlich positiv. „Unser Credo war von Anfang an, den Schulen viele Gestaltungsmöglichkeiten zu bieten, um auf ihre jeweiligen Bedürfnisse einzugehen.“ Dies sehe man hier umgesetzt, „insbesondere in Hinblick auf die Handhabung der flexiblen Stundentafel“, so der Landesvorsitzende Max Hewer.
Die Arbeitskammer des Saarlandes begrüßte die Reform als wichtigen Schritt zur Weiterentwicklung der saarländischen Gemeinschaftsschulen. „Die Verordnung schafft neue Freiheiten in den schulorganisatorischen Strukturen. So können individuelle Fördermöglichkeiten dem Bedarf vor Ort entsprechend besser integriert und Schulprofile gestärkt werden“, teilte Hauptgeschäftsführer Thomas Otto mit.
ifo-Institut: Ranking Chancendifferenz Gemeinschaftsschule im Saarland