Kirche: EKKW beschleunigt Sparkurs – weniger Kita-Zuweisungen

Die Kirchensteuern schrumpfen angesichts anhaltender Austritte – deshalb kürzt die Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck ihre Kita-Zuweisungen. Bischöfin Hofmann sieht den Staat in der Pflicht.

Angesichts schwindender Einnahmen verschärft die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ihren Sparkurs. Von 2027 an werde die Zuweisung für Kindertagesstätten nur noch 3,5 Millionen Euro betragen und damit im Vergleich zum aktuellen Betrag von 7,5 Millionen Euro mehr als halbiert, beschloss die EKKW zum Abschluss ihrer dreitägigen Landessynode in Hofgeismar. Man wolle verlässlicher Partner der Kommunen bleiben, dabei aber den Beitrag zum Defizit-Ausgleich der Kitas von bisher zehn auf fünf Prozent reduzieren.

Der Staat garantiere einen Kindergartenplatz für jedes Kind – dies einzulösen sei eine staatliche Aufgabe und nicht eine kirchliche, sagte Bischöfin Beate Hofmann. EKKW-Bildungsdezernentin Gudrun Neebe betonte, man plane keine Erhöhung der Elternbeiträge oder Einschnitte bei der Qualität der Kinderbetreuung. „Evangelische Kindertagesstätten sind ein wichtiges kirchliches Handlungsfeld, in das wir ganz bewusst weiterhin Geld investieren.“

Betreuungsqualität soll nicht leiden

Hintergrund der Kürzungspläne: Weil die Erlöse von Kitas nicht die erforderlichen Aufwendungen für den Betrieb decken, teilen im EKKW-Gebiet Kommunen und Kirche das jeweilige Defizit auf. Schon heute gebe es Kommunen, die das Minus zu 95 Prozent übernähmen, sagte Neebe, zukünftig soll das die Regel sein. Flächendeckend sollen zudem künftig die Kitas in der EKKW je einem evangelischen Trägerverbund angehören, um wirtschaftliche und personelle Synergien zu nutzen. Anfang kommenden Jahres wird das bereits für 188 von 212 Kitas der Fall sein. In den Einrichtungen der EKKW werden mehr als 13.000 Kinder von rund 2.500 Mitarbeitenden betreut.

Kirchensteuern stärker rückläufig als erwartet

EKKW-Vizepräsidentin Katharina Apel beschrieb die schwieriger werdende Finanzierungssituation der EKKW, die zu einer Anpassung der Finanzplanung zwinge. Die Kirchensteuererträge auch aufgrund der Kirchenaustritte dürften in diesem Jahr um rund drei Prozent im Vergleich zu 2023 schrumpfen, das sei ein „viel schnellerer Rückgang als erwartet“, sagte sie. „Deshalb müssen wir das, was wir begonnen haben, schneller machen“ – sonst drohe im Jahr 2035 ein Defizit von gut 100 Millionen, wenn man jährliche Personalkostensteigerungen von zwei Prozent berücksichtige.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat die EKKW, deren Gebiet sich auf Nord- und Osthessen sowie einen Teil Thüringens erstreckt, Kirchensteuererträge von 145,3 Millionen Euro erzielt und damit fünf Millionen Euro weniger als im Vergleichgleichszeitraum des vergangenen Jahres.

Erklärung verabschiedet

Die Landessynode der EKKW verabschiedete eine Erklärung, in der Ausgrenzung und menschenverachtende Haltungen klar verurteilt wurden. Eine Mitarbeit in der Landeskirche – ob beruflich oder im Ehrenamt – sei damit für diejenigen nicht möglich, die öffentlich durch Wort oder Tat den christlichen Werten und dem Auftrag der Kirche oder den Grundsätzen ihrer Ordnung widersprechen würden. 

Das Kirchenparlament beschloss auch eine entsprechende Änderung der Grundordnung. Damit seien im Vorfeld der Kirchenvorstandswahl im nächsten Jahr die Voraussetzungen für die Wahlberechtigung und Wählbarkeit im Blick auf das persönliche Verhalten des Bewerbers oder der Bewerberin angepasst worden.

Scheidender EKHN-Kirchenpräsident betont Bedeutung der Kirche für Demokratie

Seit Mittwoch tagt auch die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Der scheidende Präsident Volker Jung betonte die Rolle der Kirchen für die Stärkung der Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Wir brauchen eine Kirche, an der zu erkennen ist, dass der Glaube Herzen berührt, tröstet, stärkt und bewegt.“ Es sei wichtig, dass die Kirche Menschen bewege, füreinander und für Menschen in Not da zu sein. Dies gelte insbesondere auch für Menschen auf der Flucht. 

Auch bei der EKHN-Synode geht es um den Veränderungsprozess als Reaktion auf rückläufige Mitgliederzahlen und Finanzen. Weitere thematische Schwerpunkte sind das Vorgehen gegen sexualisierte Gewalt, das Klimaschutzgesetz der EKHN sowie die Zukunft des Flüchtlingsfonds. Über Ergebnisse soll an diesem Freitag informiert werden.