Kriminalität: Angriff auf Polizistin an Silvester: Clan-Mitglied angeklagt

Eine Jugendliche läuft in der Silvesternacht auf die Straße – und wird von einem Polizeiauto angefahren. Die Situation eskaliert und beschäftigt die Justiz.

Nach einem Angriff auf eine Polizistin in der vergangenen Silvesternacht in Berlin hat die Staatsanwaltschaft ein Mitglied eines bekannten Clans angeklagt. Sie wirft dem 20-Jährigen Körperverletzung, tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte sowie Widerstand vor, wie ein Sprecher mitteilte. 

Der junge Mann soll nach einem Unfall in Berlin-Buckow, bei dem eine Verwandte von ihm verletzt wurde, die Autotür des beteiligten Polizeiwagens aufgerissen und der Beamtin mehrfach mit der Faust gegen den Kopf und in das Gesicht geschlagen haben. Er soll erst damit aufgehört haben, als weitere Beamte ihn wegzerrten und die Autotür schließen konnten – dann jedoch auf die anderen Polizisten losgegangen sein. Dies setzten daraufhin laut Behörden Pfefferspray ein. 

Bei Unfall mit Polizeiauto 15-Jährige verletzt 

Bei dem Unfall war eine 15-Jährige aus dem arabischstämmigen Clan auf der Straße nahe der Villa der Familie von dem Polizeiauto angefahren worden. Das Fahrzeug war nach den Angaben mit Sirene und Blaulicht unterwegs. Die Jugendliche kam ins Krankenhaus. Auch die Polizistin wurde in einer Klinik behandelt.

Laut Staatsanwaltschaft flüchtete der Mann damals vom Tatort. Er sei jedoch später von Polizisten identifiziert worden. Zudem gebe es DNA-Spuren von ihm an der Schutzweste des Opfers. Der 20-Jährige schweigt laut Staatsanwaltschaft bislang zu den Vorwürfen. 

Durchsuchungen nach Angriff auf Polizistin

Nach dem Vorfall in der Silvesternacht kam es zu Durchsuchungen in der Wohnung des Beschuldigten und in der Villa der Familie in Buckow. Das Gebäude war mehrfach Ziel von großen Polizeieinsätzen – zuletzt im März. 

Damals rückten eine Gerichtsvollzieherin und rund 130 Polizisten an, um die vom Staat beschlagnahmte Villa des Clans endgültig zu räumen. Das Gebäude gehört zu 77 Immobilien, die die Berliner Staatsanwaltschaft 2018 beschlagnahmt hatte. Es wurde mit nicht legalem Geld aus kriminellen Geschäften gekauft, wie durch mehrere Gerichtsentscheidungen bestätigt wurde. 

Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Villa der Familie inzwischen geräumt 

Die Immobilie gehört damit rechtskräftig dem Land Berlin, der Bezirk Neukölln ist als Kommune dafür zuständig. Zunächst wohnte die Großfamilie dort aber weiter als Mieter. Zu ihr gehören Männer, die unter anderem wegen des Diebstahls der großen Goldmünze aus dem Berliner Bodemuseum verurteilt wurden. Fünf Männer aus dem Clan wurden zudem 2023 wegen des Diebstahls von Diamanten aus dem Grünen Gewölbe in Dresden zu Gefängnisstrafen verurteilt. 

Der Bezirk kündigte das Mietverhältnis später und setzte Räumungsfristen. Bis diese vor Gericht durchgesetzt wurden, vergingen erneut Jahre. Die Räumung vor rund acht Monaten sorgte nicht nur in Berlin für Schlagzeilen. Zurück blieb ein Haus im „desolaten Zustand“, wie es vom Bezirk Neukölln damals hieß. Bislang ist unklar, wie das Haus genutzt werden soll. Zunächst sind laut Bezirk umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig.