Vor fünf Monaten wurde ein Bahamonde-Schnabelwal an einem Strand in Neuseeland entdeckt. Eine kleine Sensation – denn die Tiere sind extrem selten. Die Wissenschaft erhofft sich neue Erkenntnisse.
Wissenschaftler in Neuseeland haben derzeit die seltene Chance, mehr über die wohl unbekannteste Walart der Welt zu erfahren: Im Juli war der Kadaver eines fünf Meter langen Bahamonde-Schnabelwals in der Nähe von Dunedin auf der Südinsel an einen Strand gespült worden. Der Wissenschaft sind bis heute nur gut eine Handvoll Exemplare dieser Tierart bekannt. Lebend im Meer wurden Bahamonde-Schnabelwale noch nie dokumentiert.
Jetzt soll das Tier seziert werden. „Es ist ein Schlüsselteil des globalen Puzzles zum Verständnis dieser Tiere“, zitierte der Sender 1News den Meeresexperten Anton van Helden von der neuseeländischen Naturschutzbehörde (DOC). Untersucht werden sollen zum Beispiel der Aufbau des Magens und die Strukturen, mit denen Geräusche produziert werden.
Zu der einwöchigen Untersuchung des Meeressäugers würden auch Vertreter der neuseeländischen Ureinwohner, der Maori, hinzugezogen, damit dem Tier der angemessene Respekt entgegengebracht werde, hieß es.
Denn für die indigene Bevölkerung des Pazifikstaates sind Wale mehr als Tiere: Sie sehen eine direkte Verbindungslinie zwischen sich und den Walen und betrachten sie als ihre Vorfahren. Zusammen mit anderen indigenen Inselbewohnern im Südpazifik hatten Maori-Anführer erst im April Wale zu juristischen Personen erklärt.
Internationale Experten eingeflogen
Der 1,3 Tonnen schwere Wal-Kadaver war in den vergangenen Monaten in einem Kühlhaus aufbewahrt worden. Auch internationale Experten flogen ein, um an der außergewöhnlichen Untersuchung teilzunehmen. In Zukunft soll das Skelett nach einem Bericht des Senders Radio New Zealand (RNZ) im Tūhura Otago Museum in Dunedin ausgestellt werden.
Der Bahamonde-Schnabelwal heißt mit wissenschaftlichem Namen Mesoplodon traversii. 1874 waren erstmals Kieferteile und Zähne dieser Walart gefunden worden.
Seither gab es nur eine Handvoll weiterer Funde, und zwar in den Ländern Neuseeland und Chile. 2010 wurden erstmals zwei komplette Exemplare entdeckt. Die Mutter und ihr Kalb waren damals auf der neuseeländischen Nordinsel angeschwemmt worden und kurze Zeit später gestorben.