Das Buch „Freiheit“ von Angela Merkel kommt im Netz nur selten gut an. Viele angebliche Leser geben kritische Bewertungen ab, obwohl der Verdacht im Raum steht, dass sie das Buch nicht gelesen haben. Nun kann das Buch auf Amazon nicht mehr bewertet werden.
Dieser Artikel erschien zuerst bei ntv.de
Wer das Buch „Freiheit“ von Angela Merkel gelesen hat und im Netz bewerten will, hat zumindest beim weltweit größten Onlinehändler schlechte Karten: Auf Amazon können Nutzer keine Rezensionen mehr zu dem Titel vom Verlag Kiepenheuer & Witsch verfassen. „Leider können wir Rezensionen dieses Artikels nicht annehmen“, heißt es auf der Amazon-Seite zum Buch. „Bei diesem Produkt bestehen Beschränkungen für die Übermittlung von Rezensionen. Das kann verschiedene Gründe haben, beispielsweise ungewöhnliche Rezensionsaktivitäten.“
Beim Verlag Kiepenheuer & Witsch ist „über eine Rezensionssperre des Titels bei Amazon nichts bekannt“. Verlagssprecherin Nadja Schreiber verweist auf die bei Amazon geltenden „Community-Regeln“ für Bewertungen.
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In sozialen Netzwerken wird gemutmaßt, dass dies mit den mehrheitlich schlechten Bewertungen zusammenhängen könnte. Auf Amazon gibt es verschiedene Pakete des Buches, etwa mit mehreren Postkarten oder Lesezeichen, sowie die 736 Seiten zählende Biografie allein. Die Durchschnitte der auf die Artikel vergebenen Sterne bewegen sich zwischen 1,4 und 3,4 von 5 möglichen.
Bereits verfasste Rezensionen sind weiterhin zu lesen. Es heißt etwa: „Angela Merkels Memoiren ‚Freiheit‘ sind wie ein gut gemeinter Kuchen, der beim Backen vergessen wurde – trocken, fade und überraschend schwer zu verdauen“, befindet ein Kommentator. „Ihre Memoiren ‚Freiheit‘ hätten eine Gelegenheit sein können, Klartext zu reden – über die Fehler, Versäumnisse und Folgen ihrer Kanzlerschaft. Doch stattdessen: Schweigen. Kein Schuldeingeständnis, keine Reflexion, nur die sterile Verteidigung einer Politik, die die Gesellschaft tief gespalten und die Wirtschaft auf Talfahrt geschickt hat“, stößt ein anderer ins selbe Horn.
Die meisten Kritiker geben dem Buch schlechte Noten – bestätigte Käufer sind sie in den meisten Fällen jedoch nicht. Möglicherweise stoppte Amazon das Gebaren aus dem Grund, dass der Verdacht naheliegt, dass es sich um Spam- und Fake-Bewertungen handelt. Der Gedanke liegt nahe, dass Menschen, die ein Problem mit der Politik Merkels hatten, jetzt zum Gegenschlag ausholen. Verifizieren lässt sich dies allerdings nicht.
Angela Merkels Memoiren fast ausverkauft
Das Marktforschungsunternehmen Media Control meldete lediglich 35.046 „Freiheit“-Käufe für den Erscheinungstag (26. November). Dies sei zwar durchaus respektabel, doch bei Weitem kein Rekord. Sebastian Fitzeks „Kalendermädchen“ verkaufte sich mehr als doppelt so oft am ersten Tag (80.261 Mal), meldete Media Control. Inzwischen sieht es jedoch so aus, als sei das Buch doch kein Ladenhüter. Der erwartete Ansturm trat über die nächsten Tage ein, was im starken Kontrast zu den harten Kritiken steht.
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Auf der Webseite des Verlags heißt es auf der Artikelseite zum Buch sogar, dass es aktuell nicht lieferbar sei. „Die Erstauflage mit 400.000 Exemplaren ist vergriffen“, erklärt Verlagssprecherin Nadja Schreiber auf ntv.de-Anfrage. „Die Nachauflage mit 200.000 Exemplaren wird in Tranchen ab dem 5. Dezember im Verlag eintreffen, sodass alle Vormerkungen aus dem Buchhandel bis spätestens Ende nächster Woche bedient werden können.“
Wer die Memoiren kurzfristig lesen will, muss nicht leer ausgehen. Im Fachhandel sind kürzere Lieferzeiten möglich. In vielen Buchhandlungen liegt „Freiheit“ auch sofort verfügbar im Regal.