Radium: Tödlicher Hype: Als Radioaktivität in die Schokolade kam

Nachdem Marie Curie das Radium entdeckt hat, wird das Element als Lebenselixier gefeiert. Allerlei Produkte werden damit versetzt – bis es die ersten Todesopfer gibt

Mühselig und kräftezehrend ist die Forschung, die Marie Curie Ende des 19. Jahrhunderts in einem zugigen Schuppen in Paris macht. Unter widrigsten Umständen untersucht sie mit ihrem Mann Pierre die erst kurz zuvor entdeckte Radioaktivität, eine mysteriöse Strahlung, die vor allem in Bergbauabfällen auftritt. 

In einem dieser Minerale, der Pechblende, vermutet Marie Curie 1898 ein bis dato unbekanntes, außergewöhnlich stark strahlendes Element. In den folgenden Monaten sucht das Ehepaar nach einem Weg, alle anderen Stoffe der Pechblende abzutrennen, um nur noch das gesuchte Element übrig zu las­sen. Es ist Knochenarbeit: Die Curies erhitzen enorme Mengen des Minerals, bis zu 20 Kilogramm auf einmal, rühren über Stunden die zähe Masse mit einem schweren Eisenstab, gießen die Flüssigkeit um, kratzen Bodensatz ab, tragen die schweren Be­hälter durchs Labor.

Schon bald entzünden sich Maries Finger, bei Pierre setzen rheumaähnliche Symptome ein, beide leiden unter großer Müdigkeit. Noch ahnen sie nicht, dass die Strahlung, die sie untersuchen, sie krank macht. Sie sind viel zu euphorisch, um die Gefahr zu erkennen.  Schließlich haben sie aus einer Tonne Pechblende nicht einmal 0,1 Gramm des neuartigen Stoffes isoliert. Doch die winzige Menge leuchtet im Dunkeln! „Radium“ nennen sie das neu entdeckte chemische Element. Es macht das Paar weltberühmt – und löst einen gefährlichen Hype aus (siehe Bilderstrecke).

Denn obwohl sich schon früh die krank machenden Wirkungen der Strahlung zeigen, wird die Radioaktivität lange als etwas ausschließlich Positives wahrgenommen. Auch Curie blendet die Gefahren lange aus.  Am Ende ihres Lebens ist sie fast blind und durchgehend krank. Schließlich stirbt Marie Curie 1934 mit 66 Jahren an „aplastischer perniziöser Anämie“, an Blutarmut. Die Radioaktivität, deren Erforschung sie zur wohl berühmtesten Wissenschaftlerin überhaupt machte, hat ihren Körper ruiniert.

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