Ließ der finstere Richard III. 1483 seine Neffen im Tower ermorden? Die Frage der Prinzen bewegt Großbritannien seitdem. Nun wurde bekannt, dass einer von Richards Killern eine besondere Kette vererbte.
Seit 500 Jahren beherrscht das Schicksal zweier Jungen die Briten. Im Jahr 1483 verschwanden der ungekrönte Edward V. und sein jüngerer Bruder Prinz Richard spurlos aus dem Tower of London. Und seitdem gibt es zwei Lager: Die einen glauben, dass ihr Onkel, der ruchlose Richard III., seine jungen Verwandten und Rivalen ermorden ließ. Die anderen sind überzeugt, dass die Tudors, die Richard III. vom Thron verdrängten, ihm diese Tat und vieles andere nur angehängt haben. Weil die Usurpatoren besser aussahen, wenn der letzte Plantagenet als Kindermörder galt.
Ewiger Kampf um die Prinzen im Tower
Richard III. fiel 1485 in der Schlacht von Bosworth, seitdem tobt der Kampf um sein Andenken – unvermindert bis heute. Beinahe im Jahresrhythmus tauchen neue Beweise auf – mal für die eine Sicht, dann für die andere. Jetzt gibt es eine neue, durchaus handfeste Theorie. Ein Testament wurde von Prof. Tim Thornton gefunden. Thornton ist ein Experte in der Prinzenfrage. In der Urkunde wurde die Königskette von Edward V. vermacht. Die kostbare Kette gehörte zum Nachlass von Lady Margaret Capell. Und sie ist wiederum mit Sir James Tyrell verwandt, einem Ritter von Richard III., von dem angenommen wird, er habe die auf seinen Befehl hin ausgeführten Morde gestanden.FS Richard III
In dem Dokument aus dem Jahr 1522 heißt es, dass sie ihrem Sohn „die Kette seines Vaters, die dem jungen König Edward V. gehörte“, hinterließ. Tracy Borman, die Historikerin, die den Tower of London beaufsichtigt, sagte, der „äußerst aufregende“ Fund stütze die Theorie, die Prinzen seien auf Befehl ihres Onkels ermordet worden. „Diese Kette stellt eine wichtige Verbindung zum jungen Edward V. dar, und die Tatsache, dass sie sich im Besitz einer Person befand, die eng mit einem der Hauptverdächtigen in ihrem mutmaßlichen Mordfall verbunden war, könnte von enormer Bedeutung sein“, sagte sie der „Times“. Sie nannte das Testament sogar einen „rauchenden Colt“
Das Netz zieht sich zu
Prof. Tim Thornton ist auch Verfasser einer früheren Studie über Sir Thomas More, in der Richard III. für den Tod der Prinzen verantwortlich gemacht wird. Thornton sagte der „Times“: „Normalerweise erhält man von den verschwundenen Personen zumindest einige angebliche Materialien, die sie hinterlassen haben, aber bisher fehlte von ihnen jede Spur. Dies ist zum ersten Mal ein Hinweis darauf, dass wir physisch etwas von den Prinzen finden.“
Auf Thomas More geht die Theorie des mörderischen Onkels zurück. Sir Thomas More schrieb 1518 ein Buch, in dem er die dunkle Geschichte detailliert schilderte. Er nannte zwei Männer als Mörder – Miles Forest und John Dighton. Die sollen auf direkten Befehl von Richard III. gehandelt haben. Das Problem war nur: Niemand wusste zu sagen, wieso More diese Kenntnisse besaß. Thornton konnte Beweise vorgelegen, die eine Mittäterschaft Richard III. zumindest nahelegen. Er konnte darlegen, dass More die Kinder der Täter kannte und so genau über die Morde Bescheid gewusst haben könnte.Prinzen King Charles 14.58
Richard III. starb ungebeugt
Richard III. regierte seit 1483, er war der letzte Herrscher der Plantagenets. Nur zwei Jahre nach dem Tod der Prinzen unterlag Richard III. in der Schlacht von Bosworth dem Heer Heinrichs Tudor. Damit endeten die Rosenkriege zwischen den Plantagenet-Linien York und Lancaster. Richard III. wurde der britische König mit dem schlimmsten Image. Doch ihm gebührt auch der Ruhm, der letzte britische Monarch zu sein, der den Tod auf dem Schlachtfeld inmitten seiner Soldaten fand. Erst 2012 wurde sein Leichnam von der Amateurhistorikerin Philippa Langley unter einem Parkplatz gefunden. Ihre Suche inspirierte den Film „The Lost King“ (2022). Langleys Fund bewies zumindest, dass Richard III. als tapferer Ritter starb. Er hat sich wie ein Rasender gegen die Niederlage gestemmt. Zehn Mal wurde er von Hieben getroffen, acht Mal am Kopf. Man nimmt an, dass er im Kampf seinen Helm verloren hatte, bevor er niedergestreckt wurde.
Quelle: The Times