Tausende Stacheln schützen ihn nicht – der Igel findet vielerorts zu wenig passenden Lebensraum. Der Mensch könnte das ändern.
Die Zahl der Igel im Nabu-Artenschutzzentrum in Leiferde im Landkreis Gifhorn ist gestiegen. In diesem Jahr seien bislang rund 480 der stachligen Tiere versorgt worden, sagte Geschäftsleiterin Bärbel Rogoschik. Sie rechne damit, dass weiter täglich mindestens ein Igel zum Artenschutzzentrum gebracht werde. Im Vergleich zu den Vorjahren seien es mehr Tiere.
Unter den abgegebenen Igeln sind welche, die angefahren wurden, viele Parasiten oder gebrochene Beine haben. Daneben werden kleine, schwache und kranke Igel abgegeben. Im Artenschutzzentrum werden die Tiere versorgt und gepflegt – mit dem Ziel sie auszuwildern. Igel haben es Rogoschik zufolge zunehmend schwer. Viele Tiere werden auf Straßen überfahren, in abgeriegelten und sauberen Gärten finden sie kaum Nahrung und Unterschlupf. Durch Mähroboter und liegen gelassene Netze erleiden Igel schwere oder tödliche Verletzungen, wie die Leiterin des Zentrums berichtete.
„Igelboxen alle belegt“
Nicht alle Igel, die zum Artenschutzzentrum gebracht werden, bleiben dort. „Wir nehmen nur Fälle auf, die es wirklich nötig haben“, erklärte Rogoschik. Manche Igel könnten gut im Garten des Finders weiterleben, wenn dieser bestimmte Dinge beachte. In solchen Fällen geben die Mitarbeitenden etwa eine Anleitung zur Fütterung mit. Die Leiterin verwies darauf, dass Igel erst in den Winterschlaf gehen, wenn sie ein entsprechendes Gewicht haben und die Temperaturen eine längere Zeit um den Gefrierpunkt liegen.
Neben dem Nabu-Artenschutzzentrum gibt es weitere Einrichtungen in Niedersachsen, die sich um verletzte und kranke Igel kümmern. Darunter ist das aktion tier – Igelzentrum Niedersachsen in Laatzen in der Region Hannover. Auch dort werden viele Tiere abgegeben. „Unsere Igelboxen sind alle belegt. Aktuell können wir keine weiteren Igel aufnehmen, auch keine Notfälle“, teilte die Einrichtung auf ihrer Homepage mit.
Passender Lebensraum fehlt vielerorts
Der Igel ist Tier des Jahres 2024. Nach Angaben der für die Wahl zuständigen Deutschen Wildtierstiftung findet der in Deutschland verbreitete Braunbrustigel immer weniger passenden Lebensraum. Da es auf dem Land viele landwirtschaftlich genutzte Flächen ohne Hecken und Gehölze gibt, weichen viele Igel in private Gärten und Grünanlagen aus. Doch versiegelte Flächen, Autos und Mähroboter erschweren den Stacheltieren auch dort das Leben.
Wer dem nachtaktiven Tier und Winterschläfer helfen möchte, sollte im Garten wilde Ecken zulassen, wie verschiedene Naturschutzorganisationen empfehlen. Dort können sich Igel verstecken, Nachwuchs zur Welt bringen und schlafen. Igel sind nachtaktiv und ernähren sich von Insekten, Regenwürmern, Spinnen und Schnecken.