Gesundheit: Lucha zu syrischen Ärzten: Wegzug würde Lücke hinterlassen

In den Krankenhäusern im Südwesten arbeiten zahlreiche Mediziner aus Syrien. Drohen Probleme, falls diese nun in ihre Heimat zurückkehren wollen?

Sollten viele syrische Fachkräfte nach dem Umsturz in ihrem Heimatland nach Syrien zurückkehren, hätte das aus Sicht von Gesundheitsminister Manne Lucha Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg. Sehr viele syrische Geflüchtete übernähmen wichtige Aufgaben im Gesundheitssystem und leisteten einen enorm wichtigen Beitrag, dieses am Laufen zu halten, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. 

„Ein Wegzug dieser qualifizierten Fachkräfte würde eine große Lücke hinterlassen. Auch deshalb verwahre ich mich gegen jedwede populistische und kurzsichtige Forderung, wonach Geflüchtete schnellstmöglich wieder nach Syrien zurückkehren sollen“, sagte Lucha. 

Nach Angaben der Landesärztekammer arbeiteten Ende 2023 im Südwesten 313 Ärztinnen und Ärzte aus Syrien, davon fast 270 in Krankenhäusern. Insgesamt zählt die Statistik gut 55.000 berufstätige Mediziner im Südwesten, davon knapp 7.500 aus dem Ausland. 

Krankenhäuser erwarten keine Versorgungslücken

Angesichts des Fachkräftemangels sei jeder Arzt und jede Ärztin, die Baden-Württemberg verlässt, ein Verlust, sagte eine Sprecherin der baden-württembergischen Krankenhausgesellschaft. „Es ist aber auch verständlich, wenn syrische Ärztinnen und Ärzte in Syrien beim Aufbau helfen möchten“, so die Sprecherin. Versorgungslücken erwarte man derzeit keine. 

Man habe keine Erkenntnisse über die geplante Rückkehr von Medizinern nach Syrien, hieß es von der Landesärztekammer. „Die Entscheidung, wo Kolleginnen und Kolleginnen ihren Beruf ausüben, liegt vor allem bei diesen selbst. Die Tätigkeit von Ärztinnen und Ärzten ist traditionell international“, teilte die Kammer mit. 

Syrischer Arzt: Erstmal schauen, wie es in Syrien weitergeht

Nach Ansicht der syrischen Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland haben grundsätzliche viele Fachkräfte aus Syrien den Wunsch, in ihre Heimat zurückzukehren. „Viele haben die schnelle Reaktion: Ich gehe morgen wieder zurück“, sagte Vorstandsmitglied Yasser Kaiyas. In einer Facebook-Gruppe syrischer Ärzte habe man eine Umfrage gemacht, bei der 900 von 1.200 teilnehmenden Medizinern gesagt hätten, der Wunsch nach Syrien zurückzukehren sei da. 

Wie realistisch eine Rückkehr ist, sei aber fraglich, meint Kaiyas: „Man muss erstmal schauen, wie das in Syrien weitergeht und was von der neuen Regierung zu erwarten ist.“ Für ihn selbst sei eine Rückkehr in naher Zukunft nicht realistisch, sagte der HNO-Arzt, der eine eigene Praxis hat. „Ich habe mir eine Existenz gegründet.“