Wer es verpasst hat, 2024 diese zwölf Filme im Kino zu sehen, kann sie sich sogleich auf die Liste der guten Vorsätze für 2025 packen.
Wie schnell zwölf Kinomonate doch verfliegen können! Zumindest auf der Leinwand bot das Jahr 2024 jede Menge kurzweilige Unterhaltung, die mal zum Träumen, mal zum Trauern und mal zum Lachen einlud. Es gab Nostalgie, Bombast und fremde Welten, Oscar-Abräumer und Überraschungshits zu bestaunen. Diese zwölf Filme ließen die Herzen der Cineasten im scheidenden Jahr höher schlagen.
„Poor Things“
Für viele Menschen war Giorgos Lanthimos‘ (51) „Poor Things“ das bessere „Barbie„. Soll heißen: Der sperrigere Film traute sich weitaus mehr in seiner Darstellung einer jungen Frau, die um ihre Selbstbestimmung kämpft und dabei ihre ganz persönliche sexuelle Revolution feiert. Emma Stone (36) stößt den Zuschauern mit ihrer Oscar-prämierten Rolle als Bella immer wieder vor den Kopf und beweist damit genau den Punkt, den der Film mit seinen männlichen Figuren machen will: Irgendwie meint ein jeder, besser als Bella selbst zu wissen, was gut für sie ist. Bis sie am Ende allen das Gegenteil beweist.
„The Holdovers“
Dass der intime Film „The Holdovers“ mit Paul Giamatti (57) in den großen Kategorien der diesjährigen Oscars trotz fünf Nominierungen kaum eine Rolle spielen würde, lag auf der Hand. Umso schöner war der Goldjunge für Da’Vine Joy Randolph (38) als beste Nebendarstellerin. Die Geschichte über einen verbitterten Lehrer, der sich mit einem störrischen Schüler anfreundet, während sie gemeinsam einsam die Weihnachtsferien im Jahr 1970 verbringen, ist kein Spektakel. „The Holdovers“ hat aber zu jeder Sekunde seiner Laufzeit das Herz am rechten Fleck und hätte es verdient, ins jährliche Weihnachtsprogramm aufgenommen zu werden.
„Dune: Teil 2“
„Dune: Teil 2“ kann zu einer beliebigen Sekunde angehalten werden – das Standbild würde ein vorzügliches Poster ergeben. Einen schöneren Film, der zugleich mit bildgewaltigeren Schauwerten gekonnt für Immersion sorgt, hat es dieses und wird es wohl viele weitere Jahre nicht geben. Hauptdarsteller Timothée Chalamet (28) vermag es zudem gekonnt, die Mischung aus Rachegelüste, ungewollte Heldenverehrung, Trauer um gefallene Freunde und Liebe für neue Verbündete in sich zu vereinen. „Dune: Teil 2“ kann schon jetzt ein gewaltiges Gütesiegel verliehen werden – es ist „Das Imperium schlägt zurück“ des neuen Jahrtausends geworden.
„The Zone of Interest“
„The Zone of Interest“ anzuschauen, kostet Überwindung, keine Frage. Wer es macht, erlebt im Grunde zwei Filme: Er sieht den einen, eine banale Familiengeschichte. Und er hört den anderen, ein leidvolles KZ-Drama. Jonathan Glazers (59) Werk über Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß (Christian Friedel, 45) und seine Ehefrau Hedwig (Sandra Hüller, 46) verquickt diese eigentlich nicht miteinander vereinbaren Welten und verstärkt gerade dadurch seine Wirkung. Der unangenehmste Film auf dieser Liste. Und der Wichtigste.
„Challengers“
Regisseur Luca Guadagnino (53) selbst bezeichnete Tennis als langweiliges Spiel. Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – ist es ihm gelungen, vor der Kulisse des Sports eine erotisch aufgeladene, kompliziert konstruierte und stilvolle Dreiecksbeziehung zu erschaffen. Guadagnino ist bekannt für seine Fähigkeit, die banalsten – oder gar unappetitliche – Situationen darstellen zu können, als seien sie die ästhetischste Sache der Welt. Was ihm in „Call Me by Your Name“ mit der berüchtigten Pfirsich-Szene gelang, wiederholte er in „Challengers“ nun mit Churros und Schweißtropfen.
„Civil War“
Mit „Civil War“ hat Alex Garland (54) einen Film abgeliefert, der an die Nieren geht. Die USA, gefangen im Krieg mit sich selbst – das war angesichts der realen, geradezu bipolaren politischen Entwicklung in den Vereinigten Staaten vielen Menschen zu nah an der Wirklichkeit. „Civil War“ mit Kirsten Dunst (42) und Wagner Moura (48) als Journalisten, die sich inmitten der unterschiedlichen Kriegsparteien wiederfinden, gewährt einen interessanten, ambivalenten, oftmals dokumentarischen Blick auf das Geschehen in einer nahen Zukunft, in der das Kind längst in den Brunnen gefallen ist.
„Alles steht Kopf 2“
Selbstredend darf der größte Hit des abgelaufenen Jahres nicht fehlen. Nicht einfach nur, weil „Alles steht Kopf 2“ am meisten Kohle eingespielt hat. Sondern, weil es die Fortsetzung zum Streifen von 2015 wieder geschafft hat, die komplexe Gefühlswelt seiner Protagonistin (inzwischen eine Teenagerin) zugleich kindgerecht wie erwachsenentauglich zu machen. Der zweite Blick in Rileys Kopf rührt, er unterhält und lässt einen zuweilen laut prusten. Und er bringt einem noch etwas über sich selbst bei.
„Deadpool & Wolverine“
Haben Marvel-Streifen von ihrer Anziehungskraft verloren? „Deadpool & Wolverine“ beantworteten diese Frage unisono mit einem entschlossenen „Nein!“ und einer ebenso satten Unterhaltungsschelle. Das ungleiche Duo hauchte den Comic-Verfilmungen zumindest für eine Zeit lang wieder frisches Leben ein. Den Luxus, sich wüst über das eigene Genre lustig machen zu können, ja zu dürfen, nutzten Ryan Reynolds (48) und Hugh Jackman (56) bis zur Grenze des guten Geschmacks und noch einen ordentlichen Schritt darüber hinaus aus.
„Longlegs“
Die erste Hälfte des Psychothrillers „Longlegs“ baut eine nervenzerfetzende Atmosphäre und Spannung auf, die die zweite zwar nicht aufrecht halten kann. Denn wie so häufig in Horror-nahen Gefilden ist der Weg angsteinflößender als das Ziel. Dennoch fesselte der ungewöhnliche Streifen bis zum Abspann an die Leinwand, was nicht zuletzt an den Hauptdarstellern lag: Maika Monroe (31) machte ihre Sache wie schon in „It Follows“ ausgesprochen gut und Nicolas Cage (60) taucht zwar nur sporadisch als Titelscheusal Longlegs auf – umso nachhallender bleiben seine Szenen aber im Gedächtnis.
„Beetlejuice Beetlejuice“
„Beetlejuice“ von Tim Burton (66) ist ein absoluter Klassiker der Filmgeschichte und es mutete beinahe wie Hybris des Regisseurs an, dem Streifen 35 Jahre später eine Fortsetzung zu spendieren. Doch es zahlte sich aus: „Beetlejuice Beetlejuice“ ist vollgestopft mit charmanten Eastereggs für Fans des Originals, ein großer Teil des Casts ist ebenfalls zurück und Michael Keaton (73) hatte noch einmal genauso viel Spaß wie 1988, den unflätigen Lottergeist darzustellen.
„Vaiana 2“
Innerhalb der ersten fünf Tage hat „Vaiana 2“, die Fortsetzung zu Disneys Film von 2016, unfassbare 221 Millionen US-Dollar eingespielt – der beste Thanksgiving-Start in der bisherigen Kino-Geschichte. Ein verdienter Erfolg: Auch die zweite märchenhafte Heldinnenreise von Vaiana nebst ihren liebenswerten Begleitern strotzt nur so vor Charme und frischen Ideen. Wahrlich kein einfaches Kunststück bei einem Sequel!
„Wicked: Teil eins“
In Deutschland ist „Wicked: Teil eins“ erst Mitte Dezember angelaufen. Dass sich selbst Nicht-Musical-Fans den liebevoll gestalteten Fantasy-Film mit Ariana Grande (31) und Cynthia Erivo (37) nicht entgehen lassen sollten, schwappte zuvor aber schon von den internationalen Rezensionen in die Bundesrepublik. Dem Film von Jon M. Chu (45) wird mancherorts gar das beste „World-Building“ seit den „Harry Potter“-Streifen attestiert. Mit über zweieinhalb Stunden mag „Wicked: Teil eins“ vielleicht ein klein wenig zu lang ausgefallen sein. Die Vorfreude auf den nächsten Teil schürte der Auftakt aber mit herzlichem Elan.