Held von München 1972: Speerwurf-Olympiasieger Wolfermann ist tot

Klaus Wolfermann war einer der großen Sieger von München 1972. Ein Jahr nach Gold glänzte er mit einem Speerwurf-Weltrekord. Jetzt ist der in Altdorf bei Nürnberg geborene Leichtathlet gestorben.

Der deutsche Sport trauert um Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann. Der Franke ist in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 78 Jahren gestorben, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Zuvor hatte der Bayerische Rundfunk berichtet.

Wolfermann hatte bei den Sommerspielen 1972 in München mit zwei Zentimetern Vorsprung vor seinem großen lettischen Rivalen Janis Lusis triumphiert. „Der kleine Riese mit dem goldenen Arm“ nannte man den nur 1,76 Meter großen Leichtathleten oft.

Einstiger Rivale wurde zum Freund

Der 3. September 1972 war der goldene Sonntag der Gastgeber im Münchner Olympiastadion: Hildegard Falck im 800-Meter-Lauf und Bernd Kannenberg über 50 Kilometer im Gehen siegten ebenso wie Wolfermann, zudem holte Heide Rosendahl Silber im Fünfkampf.

Wolfermann schleuderte den Speer im fünften Versuch auf 90,48 Meter hinaus. Nach dem Wettkampf ging er achselzuckend auf Lusis zu, der zuvor als Seriensieger für die Sowjetunion geglänzt hatte. „Sorry, es tut mir leid, dass ich gewonnen habe“, habe er zu ihm gesagt: „Da hat er gesagt: Macht nix, ich habe ja in Mexiko schon gewonnen.“ Der Tod von Lusis im April 2020 traf Wolfermann hart: Der einstige Rivale war längst ein Freund geworden.

Gelernter Werkzeugmacher turnte erst

Zwei Tage nach jenem Sonntag von München verübte eine palästinensische Terrororganisation ihren mörderischen Anschlag auf das israelische Sportler-Team. Unter den elf getöteten Geiseln war auch der Gewichtheber Josef Romano, mit dem Wolfermann vor den Spielen noch trainiert hatte.

„Da war ich natürlich geschockt“, erinnerte sich Wolfermann vor einigen Jahren. Er bekam wie andere deutsche Sportler damals Bodyguards an die Seite gestellt. „Man hatte nicht nur Bedenken, sondern schon Angst bekommen.“

Der gelernte Werkzeugmacher vom SV Gendorf kam einst über Turnen, Handball und Zehnkampf zum Speerwerfen. Zehn Tage vor Olympia 1972 übertraf er erstmals die 90-Meter-Marke, Lusis war damals Weltrekordler mit 93,80 Metern. Im Mai 1973 übertraf Wolfermann in Leverkusen mit 94,08 Metern diese Bestmarke. Sein Rekord hatte fast vier Jahre Bestand.

Sportler des Jahres

Wolfermann holte nie eine Medaille bei Europameisterschaften. Weltmeisterschaften gab es damals noch nicht. Zwischen 1969 und 1974 war er sechsmal nacheinander deutscher Meister. Olympia 1976 verpasste er wegen einer Armverletzung.

Deutschlands Sportler des Jahres 1972 und 1973 blieb mit seiner Vermarktungsagentur auch nach seiner Karriere dem Sport verbunden, engagierte sich sozial unter anderem für den FC Olympia.