Urteil in Avignon: Pelicots Ex-Mann wegen schwerer Vergewaltigung zu 20 Jahren Haft verurteilt

Gisèle Pelicot wurde von dutzenden Männern über Jahre missbraucht. Nun verurteilte das Gericht in Avignon den Hauptangeklagten, ihren Ex-Mann, zur Höchststrafe.

In Avignon geht ein Mammutprozess um den Missbrauch an Gisèle Pelicot zu Ende. 51 Angeklagte, denen zum Teil jahrelange Vergewaltigung vorgeworfen wurde, wurden nach 14 Verhandlungswochen verurteilt. Im Zentrum: Pelicots Ex-Mann. Dominique Pelicot wurde in allen Anklagepunkten wegen schwerer Vergewaltigung schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil gegen den 72-Jährigen ist noch nicht rechtskräftig.

Er hatte seine damalige Frau über fast zehn Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt, sich an ihr vergangen und sie Fremden zur Vergewaltigung angeboten, wie er vor Gericht gestand. Etwa 200 Vergewaltigungen dürfte Gisèle Pelicot auf diese Art erlitten haben, wie sie vor Gericht angab. Ihr Ehemann hielt die Taten auf Hunderten Videos und Fotos fest. Die Ermittler vermuten, dass es ein Dutzend weitere Täter gibt, die jedoch nicht identifiziert werden konnten.

Paid Avignon Kommentar20.45

Neben dem Ex-Mann standen 50 Männer vor Gericht. Diese sprach das Gericht der schweren Vergewaltigung schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu 18 Jahre Gefängnis für sie gefordert. Nebenklageanwalt Antoine Camus sagte: „Jeder hat in seinem Maß, auf seinem Niveau zu dieser Monstrosität, zu diesem Martyrium dieser Frau beigetragen.“

Vergewaltigung von Gisèle Pelicot kam zufällig ans Licht

Die beteiligten Männer sollen zum Tatzeitpunkt zwischen 21 und 68 Jahren alt gewesen sein. Nur etwa ein Dutzend bekannte sich zu den Vorwürfen. Manche gaben zwar zu, Gisèle Pelicot ohne deren Einwilligung penetriert zu haben, wiesen aber von sich, dass es sich dabei um eine Vergewaltigung gehandelt habe – etwa weil der damalige Ehemann einverstanden gewesen sei. Andere sagten vor Gericht, unter dem Einfluss des Gatten gestanden zu haben. Manche gingen so weit, zu behaupten, sie hätten gegen ihren Willen oder unfreiwillig vergewaltigt. Mehr als die Hälfte der Angeklagten ließ über die Verteidigung Freispruch fordern.

Pelicot bekam wegen der starken Medikamente, die ihr damaliger Gatte ihr unters Essen mischte, von den jahrelangen sexuellen Übergriffen nichts mit. Ans Licht kamen die Taten erst, als Dominique Pelicot im September 2020 festgenommen wurde, weil er im Supermarkt Frauen unter den Rock gefilmt hatte. Ermittler fanden dann bei ihm die Missbrauchsbilder.

Das Verfahren läuft seit September und hat Frankreich aufgerüttelt. In einem ungewöhnlichen Schritt entschied sich Gisèle Pelicot dazu, den Prozess öffentlich und nicht hinter verschlossenen Türen führen zu lassen. Sie habe sich nichts vorzuwerfen, betonte die Anfang-Siebzigjährige. In nur wenigen Wochen wurde Pelicot zum Vorbild und zur feministischen Ikone. Sie wolle, dass andere missbrauchte Frauen durch sie Mut bekämen, sagte sie vor Gericht. „Ich will, dass sie keine Schande mehr verspüren. Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie.“

Hinweis: Diese Meldung wurde aktualisiert.