Nach Preissprüngen in den vergangenen Jahren wollen Wohnungsunternehmen und die Verbraucherzentrale in Mecklenburg-Vorpommern mehr Transparenz bei der Fernwärme erreichen.
Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) fordert eine unabhängige Behörde, die für Transparenz bei den Fernwärmepreisen sorgt. Mieterinnen und Mieter von VNW-Unternehmen erlebten derzeit, dass vor allem Fernwärmeanbieter hohe Nachzahlungen verlangten und Vorauszahlungen erhöhten, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Wir befürchten, dass viele Stadtwerke ihre Monopolstellung ausnutzen und an der Preisschraube drehen.“ Deshalb sei eine Aufsichtsbehörde auf Bundes- oder Landesebene nötig. Außerdem sei eine dauerhafte Förderung der Fernwärme durch den Bund unverzichtbar.
Nordosten liegt bundesweit an der Spitze
Bei der Fernwärmeversorgung liegt Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze der Bundesländer. 2023 waren 38,1 Prozent der Haushalte angeschlossen, wie aus einer Rangliste des Umweltverbands WWF hervorgeht. Es folgte Berlin mit 37,6 Prozent, am Ende stand Rheinland-Pfalz mit 5,3 Prozent.
Bei den Stadtwerken Rostock erhöht sich 2025 der Fernwärmepreis für Mieter von Wohnungsunternehmen. Der Preis für Einzelkunden sinke dagegen um 18 Prozent, bezogen auf ein Mehrfamilienhaus mit 288 Megawattstunden Verbrauch, sagt ein Stadtwerke-Sprecher. Der Mischpreis liege bei dem Beispiel aktuell bei brutto 18,10 Cent pro Kilowattstunde, im kommenden Jahr betrage er 14,91 Cent. Von 2023 auf 2024 sei dieser Preis um 31 Prozent gestiegen.
Aktuell versorgen die Stadtwerke Rostock 6.708 „Zählpunkte“ mit Wärme, davon 5.949 in der Hansestadt Rostock. Ein „Zählpunkt“ könne ein Einfamilienhaus, aber auch ein Wohnblock sein. „Wir bauen das Fernwärmenetz weiter aus und planen für 2025 weitere, rund 180 Gebäude anzuschließen und mit Wärme zu versorgen“, sagt der Sprecher.
Stadtwerke Schwerin können noch keinen Preis nennen
Bei den Stadtwerken Schwerin habe ein Kunde mit einem Durchschnittsverbrauch von 12 Megawattstunden 2023 mit Preisbremse 1.554,73 Euro im Jahr bezahlt, sagt Sprecherin Julia Panke. In diesem Jahr seien es mit demselben Durchschnittsverbrauch gut 20 Euro weniger.
„Unsere Fernwärmepreise gehören im landesweiten Vergleich zu den niedrigsten“, sagt Panke. Der Arbeitspreis ändere sich quartalsweise entsprechend den Entwicklungen der Preise von Rohstoffen an den Energiebörsen. Daher könnten die Stadtwerke Schwerin noch keinen Betrag für das komplette Jahr 2025 nennen.
Aktuell seien 64 Prozent der Schweriner Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen. „Bis zum Jahr 2035 wollen wir diesen Anteil auf 80 Prozent ausbauen“, sagt die Sprecherin.
Wärmeversorger haben Monopolstellung
Die Fernwärme sei ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Wärmeversorgung der Zukunft, sagt Wiebke Cornelius vom Vorstand der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Jedoch klagten Verbraucher oft über zu wenig Transparenz und nicht nachvollziehbare Preiserhöhungen. „Wer mit seinem Wärmeversorger unzufrieden ist, kann diesen nicht wechseln, da es in jedem Wärmenetz nur einen Anbieter gibt. Es handelt sich also um Monopolmärkte“, sagt Cornelius.
Die Rahmenbedingungen für die Verbraucher müssten ihrer Ansicht nach verbessert werden. „Mehr Fernwärme muss gleichzeitig auch mehr Verbraucherschutz bedeuten. Nur so können Wärmenetze zu einer attraktiven Lösung werden“, sagt Cornelius. Wenn beispielsweise eine unabhängige Preisaufsicht eingeführt würde, könnten diese die Preisanpassungen prüfen und bei einem Verdacht auf fehlerhafte Erhöhungen auch aktiv werden.