Wer einen Berufswechsel in Betracht zieht, sollte frühzeitig die finanziellen Weichen stellen. Das kann mit 40 oder 50 schwieriger sein als mit 20. Eine Checkliste.
Arbeitnehmer, die den Job wechseln wollen, sollten über ein paar Rücklagen verfügen – denn wer weiß schon, wie schnell sich etwas Neues findet. Das bedeutet: Kassensturz machen und richtig aufräumen. Was kann für die Jobpläne beiseitegelegt werden? Und wo gibt es Sparpotenzial? „Gerade Konsumausgaben lassen sich gut reduzieren“, sagt Karriere- und Finanzcoach Susan J. Moldenhauer. „In der Neustartphase tut jeder zusätzliche Euro als Puffer gut.“
Zum Finanzcheck gehört auch ein Blick auf die Geldanlagen: Als Notgroschen sind drei Nettomonatsgehälter üblich. Für den beruflichen Umbruch darf aber deutlich mehr in täglich verfügbaren Anlagen wie dem Tagesgeldkonto stecken. Auch mittelfristige Anlagen wie Anleihen oder Festgeld können den Karrierewechsel absichern. Wer langfristige Investments wie Aktien und ETFs zu Geld machen will, muss mit Renditeverlusten rechnen, wenn die Kurse gerade nicht gut stehen. Die Finanzplanung sollte – je nach Lebenslage – auch folgende Themen einbeziehen:
STERN PAID 01_25 Zweite Karriere
Wie viel kosten die Kinder in den nächsten Jahren?
Noch gehen die Sprösslinge wahrscheinlich zur Schule. Doch wird der Nachwuchs mobil, stehen Familien vor neuen finanziellen Herausforderungen, für die sie gerüstet sein sollten: Ob Auslandsjahr, Auszug, Lehre oder Studium – selten können Kinder ihren Unterhalt allein bestreiten. Im Studium ist mit knapp 83 Prozent die Familie die häufigste Finanzierungsquelle. Immerhin bekommen Mütter und Väter für volljährigen Nachwuchs in der Ausbildung weiter Kindergeld – ab 2025 sind das 255 Euro pro Monat. Doch ein studierendes Kind, das nicht mehr zu Hause wohnt, benötigt mehr: laut Düsseldorfer Tabelle ab Januar monatlich 990 Euro. So läppern sich die Kosten eines sechssemestrigen Bachelorstudiums schnell auf fast 36 000 Euro. Das können nicht alle aus den laufenden Einnahmen stemmen. Glück hat, wer in den letzten Jahren vorgesorgt hat. Andernfalls sollten spätestens ab jetzt einige Hundert Euro im Monat dafür gespart werden. Darauf, dass das Kind Bafög erhält, sollten sich Eltern jedenfalls nicht verlassen. Das bekommen nur Studierende, deren Eltern wenig verdienen.
Wie belastet oder erleichtert das Eigenheim die Planung?
Läuft die Zinsbindung eines Immobiliendarlehens aus und besteht am Ende noch eine Restschuld, muss eine Anschlussfinanzierung her. Dabei können die seit Ende 2021 deutlich gestiegenen Bauzinsen – aktuell bei 3 bis 3,5 Prozent – für manche Karrierewechsler ein Risiko bedeuten. „Bei Ablösekrediten müssen sie künftig mit höheren Monatsraten rechnen oder länger tilgen“, erklärt Expertin Moldenhauer. „Das muss mit der neuen beruflichen Situation finanziell vereinbar sein.“ Lässt der Erstvertrag es zu, kann eine frühe Sondertilgung entlasten. Die verkürzt die Laufzeit des ersten Kredits und reduziert den Schuldenberg.
Wie kann ich die Altersvorsorge trotz Berufswechsel sichern?
Irgendwann kommt der Ruhestand, so viel ist sicher. Um Abstrichen im Alter vorzubeugen, sorgen die meisten oft schon privat vor und legen monatlich Geld beiseite. Hier gilt es, dranzubleiben, auch während des Karrierewechsels. „Wie viel gesetzliche Rente Versicherte erwarten können, teilt die Rentenkasse einmal im Jahr in der Renteninformation mit“, sagt Moldenhauer.
STERN PAID 01_25 Berufswechsel Protokolle
Der berufliche Neustart ist ein guter Zeitpunkt, um mögliche Versicherungslücken, etwa wegen Erziehungszeiten, zu klären. Dabei hilft der Rententräger. Zum Beispiel kann man ab dem 50. Lebensjahr zusätzliche Rentenpunkte kaufen. Einen Punkt gibt es 2025 für knapp 9400 Euro, das ergibt ein Rentenplus von etwa 40 Euro im Monat. Die jährliche Rentensteigerung erhöht den Betrag noch. Vorteile kann auch eine Abfindung vom alten Job bringen: Zahlt der ehemalige Arbeitgeber den Betrag direkt an die Rentenkasse, erhöht das die Rentenansprüche – bei satten Steuerrabatten. Oder das Geld aus der Abfindung fließt steuer- und sozialabgabenfrei in eine betriebliche Vorsorge, die über eine Direktversicherung läuft. Das in solchen Betriebsrenten angesparte Guthaben können Beschäftigte zur neuen Firma mitnehmen, allerdings häufig nur zu neuen, manchmal schlechteren Konditionen. Alternativ können sie den Vertrag selbst aus dem Nettogehalt besparen. Dritte Option: den Vertrag ruhend stellen. In diesem Fall verzinst sich immerhin das Kapital.