Die Zahl der Opfer sexueller Ausbeutung ist in Nordrhein-Westfalen gestiegen – besonders stark die der minderjährigen Opfer.
Die Zahl der Opfer sexueller Ausbeutung ist in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent gestiegen. Die Ermittler zählten 170 Opfer nach 131 im Vorjahr. Die Anzahl der Strafverfahren stieg um 18 Prozent auf 142 an. Das war der höchste Stand seit mindestens zehn Jahren.
Die Zahl der Verfahren in diesem Bereich hat sich seither mehr als verdoppelt, wie aus dem neuen Lagebild „Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“ des Landeskriminalamts NRW hervorgeht.
Mehr minderjährige Opfer
Bei den minderjährigen Opfern sexueller Ausbeutung stieg die Zahl sogar um 72 Prozent auf 55 Opfer an. Im Vorjahr war sie noch rückläufig. Eine häufig verwendete Methode der Täter ist die Loverboy-Masche. Dabei werden Mädchen emotional abhängig gemacht, um sie in die Prostitution zu schicken.
Dennoch brachten mehr Opfer den Mut auf, sich aus eigenem Antrieb an die Polizei zu wenden. Die so ins Rollen gekommenen Ermittlungsverfahren stiegen von 31 auf 40 Fälle an. Während sich die Zahl der deutschen Opfer im Vergleichszeitraum verdoppelte, blieb die der bulgarischen oder rumänischen Opfer stabil oder sank sogar.
Eine mögliche Ursache für den Anstieg der Fälle: Die Polizei erhöhte die Zahl der Kontrollen. Die Kontrollen stiegen in diesem Bereich von 413 auf 574 im vergangenen Jahr. Das ist ein Zuwachs von fast 40 Prozent. Die Zahl der von der Polizei selbst veranlassten Ermittlungsverfahren verdoppelte sich auf 15.
Wohnungsprostitution im Visier
Die Verdachtsfälle spielten sich mit Abstand am häufigsten im Bereich der Wohnungsprostitution ab. Mit einigem Abstand folgten Haus- und Hotelbesuche. In Bars und Bordellen stieß die Polizei auf vergleichsweise wenig Fälle.
Damit bestätigte sich der Verdacht der Ermittler, wonach sich die Zwangsprostitution von Bordellen in Wohnungen verlagert hat und von einem entsprechenden Dunkelfeld auszugehen ist.